Gedanken in Japan – Unterhaltung (1)

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Es ist nicht schwer Unterhaltung in Japan zu finden. Egal, ob es dabei um die klassischen Manga oder Anime geht, um die Musik, die zahlreichen Feste oder das Fernsehen. Wenn man Japan besucht oder dort lebt, wird man nicht selten überrascht von den zahlreichen Ideen, welche die Japanische Unterhaltungsindustrie haben, um die Menschen aller Altersklassen zu begeistern. In diesem Artikel möchte ich einmal meine Gedanken zum Thema Unterhaltung im Alltag in Japan aufschreiben, ohne dabei zu tief in die einzelnen Welten vorzustoßen.

Allerdings gibt es hier so viele verschiedene Dinge, über die ich schreiben könnte, dass ich mich hier erst einmal mit meinen Gedanken auf die Themen Manga und Anime, Fernsehen und Musik stürzen werde.

Drei Maids, welcher von einer jungen Kuenstlerin auf der Design Festa auf eine Wand gemalt worden sind. Unterahltung
Unterhaltung in Japan ist oft sehr Verspielt

Die wilde Unterhaltung der Populärkultur

Popkultur ist etwas, was wahrscheinlich in fast jeder Gesellschaft entsteht. Es steht für die verschiedensten kulturellen Erzeugnisse, welche im Zuge der Modernisierung der Welt Einzug in das alltägliche Leben gefunden haben. Gerne wird die Popkultur auch mit dem Begriff Populärkultur gleichgesetzt, was jedoch nicht korrekt ist.

Während Popkultur sich auch den Inhalten der verschiedenen Aspekte widmet, um den Begriff Popkultur zu definieren, geht es bei der Populärkultur vor allem darum, um den Erfolg von etwas zu messen und sie dann zu definieren. Popkultur entsteht dabei in einer Weise, welche von der Gesellschaft mehr unterbewusst aufgenommen wird, während Erzeugnisse der Populärkultur vor allem dahin gehend erstellt werden, um sie so vielen Menschen wie möglich „aufzuzwingen“

Musikformen, welche also in einer Gesellschaft aufgrund von individuellen Ideen und kulturellen Einflüssen entstehen, werden zuerst als Popkultur bezeichnet. Wenn dann aber Unternehmen beginnen diese Formen der Musik zu verwenden und zu vermarkten, kann daraus bei entsprechendem Erfolg die Populärkultur werden.

Manga und Anime

Nicht immer ist die Grenze dabei nicht klar ersichtlich und so können meiner Meinung nach Manga oder Anime, einerseits als Popkulturelle Phänomene bezeichnet werden. Andererseits können Sie aber auch ganz schnell zu popkulturellen Erzeugnissen werden, welche von Verlagen und Studios abgestimmt auf den Geschmack der Masse Produziert werden. Diese Fähigkeit, popkulturelle Elemente in einen beinahe schon explosionsartigen Erfolg umzuwandeln, scheinen viele kluge Köpfe in Japan gemeistert zu haben.

Schauen wir uns doch einfach mal die phasenweise endlos langen Mangaserien an. Ich muss gestehen, dass ich heutzutage eigentlich kaum noch Manga lese und auch Anime schaue ich kaum. Früher sah das allerdings anders aus. Ich hatte eine riesige Sammlung von Manga auf meinem Regel und auch meine DVD Sammlung war nicht zu verachten. Jede Woche, teilweise sogar mehrmals, war ich zum örtlichen Comicshop gegangen, um dort nach den neusten Manga zu fragen, oder mir neue Ausgaben zu bestellen.

Das war eine Zeit, in welcher man Manga abseits von spezialisierten Comicläden nicht bekommen hat und auch in Buchhandlungen gab es diese nicht. Einer meiner ersten Anime, den ich bewusst als einen solchen wahrgenommen habe, war Akira. Gleiches gilt dann auch für den gleichnamigen Manga. Bis heute bin ich für mich der Meinung, dass kein anderer Manga Akira das Wasser reichen kann. Sei es stilistisch oder erzählerisch. Manchmal erinnere ich mich an die Zeit zurück und ich bin mir nicht genau sicher, welche Szene im Film vorgekommen waren und welche im Manga, da dieser so unfassbar filmisch gezeichnet wurde.

Ich finde es wirklich beeindruckend, mit welcher Geschwindigkeit Manga hier auf dem Markt landen. Wer in Buchhandlungen unterwegs ist, oder einfach nur um Conbini, die verschiedenen dicken Hefte der wöchentlichen Manga-Sammlungen sieht, dem wird schnell vor Augen geführt, dass diese Form des Zeitvertreib wirklich einen Großen Anteil vieler Menschen hier in Japan hat.

Die schiere Zahl an Anime in japanischen Kinos sind darüber hinaus auch ein Beleg dafür, wie wichtig diese Form der Unterhaltung für viele Menschen hier ist. Ich schaue sie zwar selten, muss aber sagen, dass ich mit japanischen Zeichenstilen zumeist weit mehr anfangen kann als mit westlichen und typisch westliche Superheldengeschichten. Egal, ob als Comic, als Animations- oder als Live Action Film, Marvel, DC und wie sie alle heißen könnten mir egaler kaum sein.

Unter all den zahlreichen Serien, welche auch bereits in Übersee extrem bekannt sind, gibt es aber doch immer wieder kleine Schätze, die selbst mich mangamüde Person begeistern. Beim Besuch im Ishinomori Manga-Museum in ishinomaki, habe ich eine Sonderausstellung zum Manga Doro he doro gesehen und war sofort fasziniert. Zwar nicht in gedruckter Form, doch digital, habe ich mir die ersten Ausgaben des Manga gekauft und lese noch heute immer mal wieder darin.

Mehr zu unserem Besuch im Ishinomori Manga Museum und warum es selbst Mangamuffel begeistern kann, findet ihr in unserem Artikel zur Katzeninsel Tashirojima, welche unweit der Küste von Ishinomaki liegt.

Die Unterhaltung der farbenfrohen Musikwelt

Japanische Musik als Form der Unterhaltung wird von außerhalb gerne belächelt. Ob es dabei um Japanische Rockmusik geht, oder auch um farbenfrohe Popmusik, die Sprache als solche langt oftmals schon um vielen Menschen ein Kopfschütteln zu entlocken.

Ich konnte schon relativ früh etwas mit Japanischer Musik anfangen. Angefangen habe ich eigentlich mit Bands wie X, später dann X-Japan, Luna Sea und Malice Mizer. Ich habe auch viele weitere Bands aus der Rock und Gothic-Rock Richtig gehört und es war vor allem die Innovative Art, welche mich gefesselt hat. Ich bin auch persönlich der Meinung, dass viele Japanische Bands zwar von westlichen inspiriert waren, dennoch dann sehr schnell dem Rest der Welt voraus waren, was Innovation angeht. Japanische Bands haben sich schon immer sehr viel getraut und die alten Konzerte von X-Japan aus den 80ern und frühen 90ern sind, vorsichtig gesagt, legendär.

Musik in Japan ist ebenso vielfältig wie in anderen Ländern und egal ob man es ruhig und verträumt, aggressiv oder mitreißend, oder alles zusammen möchte, auch hier gibt es offenbar nichts, was es nicht gibt. Wie auch bei den verschiedenen Erzählformen in Manga und Film, scheinen auch Musiker in Japan keinerlei Barrieren zu kennen, wenn es darum geht Stile zu vermischen. Interessant finde ich hierbei, dass solche Kombinationen von Pop und Metal, von Klassik und anderen Stilen auch in der regelmäßig im Radio zu hörenden Musik vorkommt.

Hier hat man wahrscheinlich die Möglichkeit diese Form der Unterhaltung tiefgehend zu analysieren, aber ich glaube vor allem heutzutage kennen Produzenten und Musiker kaum noch wirkliche Grenzen, wenn es darum geht sich musikalisch auszudrücken.

Hier muss aber auch gesagt werden, dass es natürlich auch in Japan schnell zu einer Flut von ähnlich klingenden Bands kommt und kam. Eines Tages war es auch für mich so, dass ich mir japanische Rockmusik gar nicht mehr anhören konnte. Abgesehen von einigen Begründern verschiedener Stilrichtungen, klang für mich alles mehr oder weniger gleich Aufgrund des Erfolgs wurde die Welt der Japanischen Rockmusik auch von Gleichklingenden Bands geflutet. Ich freue mich natürlich, dass der geneigte Fan hier viel mehr Möglichkeiten hat seiner Leidenschaft zu folgen und kleinere Unterschiede gibt es natürlich fast immer. Dennoch war es für mich einfach nur noch zu viel.

Mit der Japanischen Popmusik verhält es sich zudem beinahe genauso. Die Popmusik, zu denen ich hier einmal die Idols mit erwähnen möchte, hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder stark verändert und hat neue Elemente erfunden, oder auch andere Stilrichtungen aufgenommen, um weiter bestehen zu können. Obwohl ich selbst ein Fan vom Hello! Project und seinen Idol Gruppen wie Morning Musume oder Angerme bin, muss ich sagen, dass aktuell wahrscheinlich kaum eine Musikrichtig so festgefahren ist wie die vieler Idolgruppen. Hier sei aber erwähnt, dass die Idolkultur sehr viele Jahre zurückgeht und ihre Ursprünge bereits in der Meiji Zeit findet.

In unserem Artikel Idols in Japan – Ihre Verbindung zur Popkultur und Geschichte des Landes, gehen wir noch einmal genauer auf diese nicht selten zu Unrecht umstrittene Unterhaltungsform ein.

Fernsehen in Japan – vom Essen bis zum Schlag zwischen die Beine

Viele kennen wahrscheinlich die zahlreichen witzigen Werbespots aus Japan, oder auch Mitschnitte der unfassbar bunten Fernsehshows. Während ich von vielen Japanern gehört habe, dass sie Japanisches Fernsehen nervt und sie sich auch weigern die NHK Gebühr der Öffentlich-Rechtlichen zu bezahlen, habe ich das Japanische Fernsehen zumindest teilweise lieben gelernt.

Neben den paar Sendern aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen haben wir allerdings auch eine gigantische Anzahl von PayPerView Sendern über Kabel und Satellit. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen bietet nur sehr wenige Sender, wo oftmals eigen produzierte Serien laufen oder auch bekannte Anime am Abend zu sehen sind. Ferner gibt es natürlich zahlreiche Abendliche Gameshows, welche oftmals nur auf den ersten Blick stupide und einfach nur wild sind.

Viele Serien haben nicht nur Kulturelle Verbindungen zum Land, sondern sind oftmals auch wirklich sehr unterhaltsame Quizshows, welche äußerst farbenfroh in Szene gesetzt werden. Diese animieren oft zum Mitraten und auch das Zuschauen selbst macht unheimlich viel Spaß, denn die Kandidaten müssen nicht nur einfach Fragen beantworten, sondern das Ganze wird auch sehr spannend und witzig in Szene gesetzt.

Eine Reihe von Antworten besteht z. B. aus einer bestimmten Anzahl an Drähten, welche an einer Bombenattrappe angebracht sind. Neben der gewählten Antwort muss nun also auch immer ein Draht durchgeschnitten werden, welcher zu der gewählten Antwort gehört, und was passiert, wenn man die falsche Antwort gibt? Na, da lassen sich die Japaner so einiges einfallen.

Zudem ist Essen auch ein wichtiger Teil der Japanischen Fernsehunterhaltung. Nicht nur werden von morgens bis abends immer wieder lokale Spezialitäten vorgestellt in verschiedenen Sendungen. Auch in den Sendungen selbst, welche sonst einen ganz anderen Aufhänger haben, spielt Essen nicht selten eine bedeutende Rolle.

Richtig verrückt wird es aber auch gerne zum Neujahrswechsel. Am 31.12. gibt es nicht nur zahlreiche Musiksendungen, sondern auch die Gameshows werden richtig abwechslungsreich. Sei es eine Show in denen die Teilnehmer innerhalb verschiedene Sketche nicht lachen dürfen, da ihnen sonst von unten zwischen die Beine geschlagen wird. Oder aber auch eine Stundenlange Show bei der sich zahlreiche bekannte Persönlichkeiten mit Laserkanonen durch zahllose Level Kämpfen müssen, die an Videospiele und ihre Eigenheiten angelehnt sind. Die Unterhaltung kennt hier wirklich keine Grenzen und sogar Bosskämpfe, wo man die verschiedenen Abläufe lernen muss, um durchzukommen, gehören dazu.

Neben den öffentlichen Sendern gibt es, wie ich schon erwähnte, aber noch viele mehr. Einige konzentrieren sich dabei auf Internationale Nachrichten und Filme, oder auch Traditionell japanische Aspekte. Alte Filme und Serien kann man hier ebenso regelmäßig schauen, wie Sender, welcher sich ausschließlich mit Anime oder Musik befassen. Wir haben einen wunderschönen Sender, welcher sich vor allem mit Live Konzerten und Dokumentationen von Rockmusik befasst.

Nicht nur gibt es sehr Unterhaltsame Dokumentationen zu aktuellen oder vergangenen Musikern und Bands aus der Pop und Rockgeschichte, auch kleine und große Konzerte, aktuell und von Früher gibt es zu sehen. Dieser Sender fokussiert sich dabei nicht nur auf japanische Musik, sondern behandelt das Thema Musik in seiner ganzen Internationalen Bandbreite.

Serien, welche ich gerne einmal die Woche geschaut habe, waren Mentsuyu hitori meshi. Bei dieser Serie geht es darum, dass eine Junge Büroangestellte Mendou Tsuyu keine Lust auf Kochen hat und immer den Weg mit dem geringsten Widerstand geht, wenn es um die Zubereitung von Essen geht.

Eine Weitere Serie, die mir sehr gefallen hat ist Jiyuna Megami: Backstage in New York, welche das Thema Dragqueen und aber auch Selbstverwirklichung auf eine sehr charmante Weise verarbeitet. Zu beiden Serien und weiteren haben wir auf unserem Blog auf Berichte verfasst. Überhaupt mag ich sehr, die oftmals leichtfüßige Art, mit welcher Geschichten Erzählt werden ohne hier z. B. krampfhaft Liebesbeziehungen hineinzupressen.

Unterhaltung ist Vielseitig

Ich kann natürlich die Kritik vieler Menschen in Japan in Bezug auf die Unterhaltungsindustrie verstehen. Auch darf man nicht davon ausgehen, dass jeder Menschen, der in Japan geboren ist, sich für Anime oder Manga interessiert. Die Menschen und ihre Interessen sind auch hier so breit gefächert, dass selbst die vielseitige Unterhaltungsindustrie nicht jeden wunschlos glücklich machen kann. Dennoch kann ich jeden verstehen, welcher sich für die Unterhaltungsindustrie dieses Landes begeistern kann. Egal, ob Musik, Schrift oder Bild Es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken und die Produktion neuer Werke scheint niemals langsamer zu werden.

Ein weiterer bedeutsamer Aspekt der Unterhaltungs- und Popkultur in Japan ist natürlich auch das Sammeln von Merch und anderen Artikeln. Zum Thema Sammeln haben wir auch einen eigenen Artikel mit dem Titel Gedanken in Japan – Fan sein und sammeln.

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