Das Thema der Woche zu Gedanken in Japan ist die Sicherheit in Japan, und wie Susann und ich diese hier empfinden. Wenn man an Japan denkt oder dort lebt, kommt das Wort Sicherheit wahrscheinlich in zwei Arten vor. Entweder wir denken überhaupt nicht daran, oder wir sagen uns bewusst, wie sicher man sich in Japan doch fühlen kann.
In diesem Beitrag lasse ich meine Gedanken ein wenig schweifen zum Thema Alltägliche Sicherheit in Japan. Ich werde aber auch ein wenig über die Nachrichten sprechen und wie Ereignisse aus dem In- und Ausland uns immer mal wieder wach rütteln. 100-prozentige Sicherheit wird es wahrscheinlich nie geben, und daher werde ich in diesem Beitrag mal das Thema ein wenig überfliegen.

Sicherheit im Alltag von Japan
Wie ich in der Einleitung bereits geschrieben habe, denkt man, wenn man in Japan lebt, gar nicht so viel über das Thema Sicherheit nach. Auch denke ich, dass dies ein gutes Zeichen ist, denn Japan ist bezüglich des öffentlichen Lebens ziemlich gut darin, den Menschen ein funktionierendes und sorgenfreies Umfeld zu bieten. Susann und ich sprechen immer mal wieder darüber wie gerne wir in Tokyo leben. Dabei kommen diese Gespräche zumeist nach Einbruch der Dunkelheit, wenn wir entweder nach der Arbeit einen Spaziergang machen, oder von einem anderen Teil der Stadt am Wochenende einige Kilometer nach Hause gehen.
Das Gefühl so ziemlich gefahrlos von einem Bezirk zum anderen zu spazieren ohne die Straßenseite wechseln zu müssen, weil sich wieder einmal eine Gruppe Betrunkener Männer auffällig verhält, ist sehr entspannend.
Von Berlin nach Tokyo
Bevor wir nach Japan gezogen waren, hatte Susann ca. vier Jahre und ich drei Jahre in Berlin gelebt. Die Stadt hat natürlich ihre zahlreichen schrulligen und charmanten Seiten und viele Aspekte sind einfach typisch Berlin und unterhaltsam. Doch die Gegend, in welcher wir gewohnt hatten, war zu Beginn noch sehr ruhig, hatte sich dann in den letzten zwei Jahren immer mehr zu einem recht unangenehmen Ort entwickelt, wenn man abends noch einmal nach draußen gegangen war.
Auch gab es so einige erschreckende Nachrichten aus anliegenden Bezirken, wie eine junge Frau, welche an der Bahnstation eine vor der unseren Erschossen wurde, und der Täter konnte lange Zeit nicht aufgegriffen werden.
Dies sind Gedanken mit denen man sich hier in Japan recht selten bis gar nicht befasst. Natürlich kann man auch in Städten wie Berlin, Frankfurt, Hamburg, Hannover etc. gut und sicher leben, doch dort muss man dann doch noch einmal etwas eher aufpassen, in welchen Gebieten man sich bewegt.
Woher kommt das Gefühl?
Verschiedene Aspekte sind es hierbei, welche uns in Japan ein recht sicheres Gefühl geben. Einerseits ist es die Gewissheit zahlreicher Koban also Polizeihäuschen, welche dafür sorgen, dass in den Städten fast überall Polizisten in der Nähe sind, ohne dabei bedrohlich zu wirken.
Als Nächstes kommt natürlich auch die in Japan sehr strengen Waffengesetze. Natürlich sind die auch in Deutschland sehr streng, aber ich denke, wenn man sich in der Welt einmal umschaut, sollte man diesen Aspekt nicht außer Acht lassen.
Ein weiterer Aspekt, wen man wahrscheinlich recht schnell erkennen wird ist, dass U-Bahnstationen, egal ob nun zentral gelegen, oder auf abgelegenen Linien, selten gruselig wirken. Selbst wenn kaum Menschen unterwegs sind und man lange Fußwege unter Tage zurücklegen muss, hat man nie das Gefühl sich im verlassenen Untergrund zu befinden, wo eventuell ausgestoßene der Gesellschaft sich zurückziehen.
Das liegt natürlich auch daran, dass die Züge in Japan meist um Mitternacht aufhören zu fahren und die meisten Bahnstationen verschlossen werden. Entweder wird oben direkt an den Eingängen ein Gitter heruntergefahren, oder im unteren Bereich wird der Teil zu den Gleisen abgeriegelt.
Einer der wichtigsten Aspekte ist hier aber wahrscheinlich die grundlegende Zurückhaltung vieler Menschen in Japan. Selbst wenn man in einer Stadt wie Tokyo in den belebte Bezirken oder auf Festen unterwegs ist, man fühlt sich eigentlich nie bedrängt oder bedroht. Was ich damit sagen möchte ist, dass die meisten Menschen die Distanz zu anderen und Ihren eigenen persönlichen Freiraum sehr schätzen und man daher selbst von einer Gruppe von betrunkenen Männern in einer kleinen Seitengasse nicht blöd angequatscht wird.
Jeder macht eigene Erfahrungen
Selbstverständlich sei hier auch gesagt, dass die Erlebnisse von Mensch zu Mensch natürlich unterschiedlich sind. Ich kann nicht beurteilen, unter welchen Problemen Menschen aus anderen asiatischen Ländern hier in Japan zu teils leiden müssen. Auch für Menschen mit einer dunklen Hauptfarbe haben es nicht immer leicht. So gab es vor einiger Zeit einen Bericht in den Medien, wo ein Mann mit dunkler Hautfarbe von Polizisten unangemessen behandelt wurde. Erst als die Beamten bemerkten, dass Passanten sie mit ihren Smartphones filmten, ließen Sie von ihm ab und ließen ihn gehen.
Zahlreiche Berichte der jüngeren und weiter zurückliegenden Vergangenheit, wo Menschen in Japan gegen Koreaner wetterten und ihnen nicht nachweisbare Schuld für verschiedene Dinge unterstellten, sind öffentlich und sehr einfach zu finden, weswegen ich sie hier nicht auflisten möchte.
Eines möchte ich hier dann aber noch erwähnen, denn es ist eine Erzählung von einem Klassenkameraden aus der Japanisch Sprachschule. Dieser junge Mann, welcher aus Südafrika stammte, kam öfter mal zu spät zum Unterricht. Als der Lehrer ihn dann fragte, warum das so ist, erklärte er, dass er ständig von Polizisten angehalten wird, welche sehr detailliert seinen Hintergrund überprüfen wollten. Unser Lehrer war auch erschrocken und man konnte den Klassenkameraden auch ansehen, wie sehr ihn das mitnahm. Nun arbeitet er übrigens in Fukuoka in einer Leitenden Position in einer Sprachschule.
Ich bin selbst auch bereits einmal von Polizisten kontrolliert worden, als ich von der Schule kam und dann mit dem Koffer, indem sich meine Unterlagen befanden, eine Pause machte. Ich fühlte mich nicht bedroht, die Beamten waren sehr freundlich und taten hier auch nur ihre Pflicht. Aber das passierte hier halt auch nicht beinahe wöchentlich.
Bezirke, welche man meiden sollte?
Man kann natürlich ein wenig genauer hinschauen und auch mal nachforschen in welchen Bezirken von Tokyo, oder Japan als solches seine Schwachpunkte hat. Bezirke wie Kabukicho bei Shibuya oder Kinshicho in Sumida zählen zu Bezirken, wo es nach Einbruch der Dunkelheit auch mal ein wenig heiß hergehen kann. Aber obwohl wir uns in diesen Gebieten selbst bewegten und uns abgesehen davon, dass man als Ausländer ohnehin auffällt wie ein bunter Hund, unauffällig verhalten hatten, haben wir nie das Gefühl gehabt, dass unsere Sicherheit in Gefahr gewesen wäre.
Ja, auch die Yakuza, als synonym für das organisierte Verbrechen in Japan ist sehr aktiv in gewissen Regionen. Auch Organisationen aus China haben unterschiedliche Gebiete mehr oder weniger unter ihrer Kontrolle, doch solange man sich wie bereits geschrieben habe, ein wenig zurückhält, kann man sich wahrscheinlich fast überall in Japan gefahrlos bewegen.
Übergriffe auf Polizisten und andere Bürger.
Es gibt Gewalt in Japan auch abseits des organisierten Verbrechens. Oftmals ist diese Gewalt jedoch auf das persönliche Umfeld beschränkt. Tragischerweise gibt es immer wieder Berichte über Menschen, welche Familienangehörige umgebracht haben, vorzugsweise mit einem Messer.
Das Thema Häusliche Gewalt hat gerade in der Zeit der Pandemie auch immer mehr seinen Weg in die öffentlichen Medien hier in Japan gefunden. Nun kann man natürlich sagen, Häusliche Gewalt gibt es doch in Deutschland auch. Das hilft in Japan aber niemanden, der Opfer davon ist. Natürlich sollte man als erstes auch vor seiner eigenen Haustür kehren, aber es würde hier auf einer Webseite von zwei Menschen die in Japan leben, recht wenig Sinn ergeben über die Gefahren in Deutschland, Australien oder den USA zu schreiben.
Ein weiteres Thema was immer wieder in den Medien auftaucht, sind scheinbar Messerattacken in Zügen. Hierbei ist es nicht immer ganz eindeutig, wie gewisse Dinge begonnen haben und wahrscheinlich ist die Zahl dieser Taten noch immer weit unter dem Schnitt vieler anderer Nationen. Doch wenn man immer vorhandene Dunkelziffern ebenfalls mit bedenkt, muss man doch ganz ehrlich sagen, jede Gewalttat ist eindeutig eine zu viel.
Auch hat man manchmal das Gefühl, dass sich diese Ereignisse in Zügen häufen würden. Wir haben auf der Arbeit schon mit einer Menge schwarzen Humor gescherzt, dass es wahrscheinlich sicherer ist in Tokyo nachts nach Hause zu laufen, wie mit der Bahn zu fahren. Das ist natürlich Blödsinn, aber ein wenig Galgenhumor, hält einen dann doch davon ab, wahnsinnig zu werden.
Angriffe auf Polizisten im Koban kamen in der jüngeren Vergangenheit ebenfalls vor, wie der tragische Brandanschlag auf das Studio von Kyoto Animation, oder der tödliche Angriff auf den ehemaligen Premierminister Shinzō Abe.
Dieses Ereignis hat nicht nur uns erschrocken, sondern auch unsere Freundin, welche in Osaka lebt, und an der Bahnstation in der Nähe der Tat regelmäßig umsteigen muss. Sie war erschüttert und wusste einige Zeit nicht mehr, ob sie sich wirklich sicher fühlen kann, so sehr hat sie das Ereignis mitgenommen.
Das ist nun mal immer der Punkt, den man gerne vergisst, wenn man von außen auf Japan blickt, oder in Japan lebt, ohne eigene negativen Erfahrungen. Andere Menschen, an anderen Orten, erleben auch wieder ganz andere Dinge und nur weil wir sie selbst nicht sehen, sind sie nicht weniger bedeutsam.
Der Straßenverkehr
Susann und ich haben schon einige Roadtrips durch Japan gemacht und auch mit dem Fahrrad sind wir nicht selten auf Tokyos Straßen unterwegs. Persönlich haben wir das Gefühl, dass vor allem von den Autofahrern keine wirkliche Gefahr einhergeht. Klar können die Straßen je nach Tageszeit recht voll sein, oder auch einige große Trucks an einem vorbeifahren. Doch trieb uns das nie dazu, mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig zu fahren, sondern wir blieben eigentlich immer auf der Straße. Hier kommt man nicht nur schneller voran, sondern es fühlt sich allgemein auch sicher an.
Denn die gefühlte Gefahr geht nicht von den Autos aus, sondern von den teilweise sehr rabiat fahrenden Radfahrern. Sie rasen mit sportlichen Fahrrädern über die Bürgersteige, oder sie fahren radikal auf der falschen Straßenseite und kommen einem gar auf der Straße selbst entgegen. Es sollte bekannt sein, dass man in Japan auf der linken Straßenseite fährt, aber es gibt immer wieder Radfahrer, aller Altersgruppen, denen das offenbar egal ist.
Susann hat bei der Verlängerung ihres Führerscheines auch Infovideos schauen müssen, bei denen thematisiert wurde, dass der Großteil der Verkehrsunfälle in Japan daher kommt, dass Radfahrer und Fußgänger nicht schauen, wenn sie über die Straße gehen oder fahren.
Auch bei uns findet man an zahlreichen Kreuzungen Warnungen bezüglich Unfällen, welche tragischerweise auf den Kreuzungen passieren, da Radfahrer zu schnell und ohne zu schauen, ob frei ist über die Straße rasen. Es mag stimmen, dass auch hier die Gesamtzahl der Unfälle mit Todesfolge sehr niedrig ist, im Vergleich zu anderen Ländern, doch jeder Unfall, welcher aufgrund von Rücksichtslosigkeit passiert, ist ganz klar einer zu viel.
Mehr Informationen zum Radfahren in Japan und unsere Erlebnisse auf Japans Straßen, haben wir im Artikel Mit dem Fahrrad durch Japans Straßen zusammengefasst.
Internationale Bedrohungen
Ein weiteres Thema der Sicherheit, welches man nicht außer Acht lassen sollte, ist natürlich eine potenzielle Bedrohung durch andere Nationen. Sei es manchmal kritisch werdende Unstimmigkeiten zwischen Japan und anderen Ländern in Bezug auf Seerecht und Inseln, deren Besitz nicht vollständig geklärt zu sein scheint. Oder sind es die teilweise im Tages oder gar Stundentakt abgeschossenen Raketen von Nordkorea in Richtung des Japanischen Meers. Einige von diesen Raketen fliegen auch bisweilen über das Japanische Festland. Hier fragt man sich in solchen Zeiten natürlich auch wohin das noch führen soll. Vor allem wenn man sich die phasenweise bedenklichen Entwicklungen auf unserem Planeten anschaut.
Erdbeben und andere Naturkatastrophen
Auf die Sicherheit bezogen sind natürlich auch die Naturkatastrophen in Japan, welche regelmäßig zahlreiche Menschen betreffen, ein wichtiges Thema. Ich bin kein Mensch der dann sagt, „jo“ das passiert eben, denn egal wo die Menschen aufgrund von Erdbeben, Überschwemmungen, Vulkanausbrüchen usw. ihr Zuhause oder gar ihr Leben verlieren, bin ich in gewisser Weise betroffen. Das zieht mich nicht emotional runter, aber es zeigt dann doch noch einmal, wie zerbrechlich das eigene Leben ist und wie schnell es vorbei sein kann.
Auch wenn einem aufgrund von vergangenen Ereignissen schwindelig werden kann, muss man aber doch sagen, dass Japan im Allgemeinen schon wirklich sehr gut vorbereitet ist. Es gibt zahlreiche Informationen von den Städten für die Bewohner und es gibt Übungen, an denen man regelmäßig teilnehmen kann. Das Fernsehen und das Radio bieten schnell Informationen in japanischer und aber auch englischer Sprache, sollte das Internet dann doch einmal ausgefallen sein.
So gut viele Apps für Benachrichtigungen sind, und so hilfreich ihre Informationen auch sein können, das mobile Internet und das Internet zu Hause ist schon bei sehr leichten Erdbeben temporär ausgefallen. Da sollte man dann doch ein weiteres Standbein für die Informationsbeschaffung haben und sich nicht nur auf die Bequemlichkeit des Internet verlassen.
Die Kommunikation und die Aufbereitung dieser wichtigen Informationen für die Sicherheit der Menschen sind meiner Ansicht nach sehr gut. Auch wenn ich mir für Besucher und neue Einwanderer in Japan, doch etwas mehr Informationen auf Englisch wünschen würde, sind sie auf einem sehr guten Weg, das Leben der Menschen in Japan für alle seine Bewohner sicher zu gestalten.

Wir leben gerne hier – Das Gefühl der Sicherheit ist elementar
Wir leben nun seit 2018 in Japan und selbst wenn man ab und an interessante bis manchmal seltsame Begegnungen hat, haben wir uns hier noch nie unsicher gefühlt. Natürlich sind zahlreiche ältere Gebäude hier noch vor den aktuellen Vorschriften für Erdbebensicherheit aus den 80er-Jahren gebaut und laufen Gefahr bei einem wirklich starken Erdbeben zu kollabieren. Auch die rechtsextremen fahren hier regelmäßig mit Autos und Lautsprechern aus denen Musik der Nationalstolz trieft über die Highways. Trotzdem fühlten wir uns nie bedroht oder in einer Situation allein gelassen und daher ratlos.
Ein Koban ist fast immer in der Nähe, Informationen zum Verhalten in Notsituationen findet man an beinahe jeder Straßenecke und die Menschen mögen einen vielleicht mal anstarren, aber sie lassen einen in Ruhe.
Wir aber auch nicht aus Korea oder einem anderen Asiatischen Land, dessen Bewohner, auch nach vielen Jahren Leben und Integration innerhalb der japanischen Gesellschaft immer wieder auf Probleme stoßen. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass es diesen Menschen allen schlecht geht in Japan, nur sind diese doch leider öfter das Ziel von Hass im Vergleich zu Europäern.
Wir sind Glücklich in Japan, es mag nicht perfekt sein, man wird mit gewissen Risiken leben müssen. Aber egal, ob ich nun in Frankfurt am Main gewohnt habe, in einem kleinen Ort im Süden von Niedersachsen oder in Berlin, so sicher wie hier haben wir uns in unserem täglichen Leben noch nie gefühlt.
Wir freuen uns darauf, von dir zu hören
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Wir freuen uns über jedes Feedback und auch darüber von unseren Lesern neues über Japan zu lernen und werden unsere Artikel diesbezüglich auch erweitern oder abändern, wenn es nötig ist.
Aber natürlich freuen wir uns auch über positive Rückmeldung oder vielleicht auch inspirierende Nachrichten von dir.