Japan und seine Flüsse

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Japan ist ein Land, das mit vielen Naturwundern gesegnet ist, und dazu gehören auch seine Flüsse. Die Flüsse Japans sind nicht nur Quellen von Wasser, sondern auch von Kultur, Geschichte und Schönheit.

In diesem Artikel stellen wir einige der berühmtesten Flüsse Japans vor und schreiben auch ein wenig darüber, warum Flüsse in der japanischen Kultur heute wie damals eine vielseitige Verbindung zu den Menschen aufweisen.

Wunderschöner Fluss in den Bergen von JapanFluesse
Die wunderschönen Flüsse gehören zu Japan, wie auch die beeudnruckenden Berge

Flüsse als Teil der japanischen Kultur

Für die japanische Kultur haben Flüsse in der Vergangenheit und in der Gegenwart eine besondere Rolle gespielt. In der Vergangenheit waren die Flüsse für viele Menschen ihre Lebensgrundlage bzw. ihr Lebensunterhalt. Sie nutzten die Flüsse für den Reisanbau, die Fischerei, den Transport mit dem Boot und die Schilfrohr Ernte. Die Menschen verehrten Flüsse zudem als heilige Orte, die von Göttern und Geistern bewohnt werden. Einige der bekanntesten Schreine und Tempel Japans befinden sich in der Nähe von Flüssen, z. B. der Shirahige-Schrein am Biwa-See oder der Byōdō-in-Tempel am Uji-Fluss. Auch viele Künstler und Schriftsteller ließen sich von Flüssen zu schönen Werken der Literatur, Malerei und Poesie inspirieren.

Auch heute noch sind Flüsse für die japanische Gesellschaft und Kultur von hoher Bedeutung, wenn auch auf andere Weise. Sie liefern Wasser und Strom für Städte und Industrie. Durch die Kontrolle des Wasserflusses helfen sie auch, Überschwemmungen und Dürren zu verhindern. Bestimmte Flüsse wurden in Kanäle oder Stauseen umgewandelt, um die Stadtentwicklung und die Landwirtschaft gezielt zu unterstützen. Flüsse sind auch Orte der Erholung und des Tourismus, an denen die Menschen die wunderschöne Natur des Landes genießen, Sport treiben, Feste feiern und Sehenswürdigkeiten besichtigen können. Zu den heutigen Attraktionen an Flüssen gehören das Osaka Aquarium Kaiyukan am Yodo-Fluss oder der Tokyo Skytree am Sumida-Fluss.

In unserem Beitrag – Eine Fahrt mit der Yakatabune geht es um die Kultur der Yakatabune auf dem Sumida River. Gleichzeitig handelt der Beitrag von unserem Hochzeitstag, welchen wir auf einem solchen Boot gefeiert haben.

Flüsse sind Teil von Japans Geschichte, Identität und Erbe. Sie verbinden die Vergangenheit mit der Gegenwart, die Tradition mit der Innovation, die Natur mit der Kultur. Sie zeigen, wie die Japaner im Laufe der Zeit mit ihrer Umwelt umgegangen sind und wie sie sich an Veränderungen angepasst haben.

Flüsse und ihre Verbindung zur Mythologie des Landes

Einige der Flüsse sind eng mit der Unterwelt verbunden, wie z. B. der Fluss Sanzu, welcher dem Styx in der griechischen Mythologie ähnelt. Die Seelen der Toten müssen diesen Fluss überqueren, indem sie einen Wegzoll bezahlen oder sich den Gefahren von Schlangen und Drachen stellen. Der Sanzu-Fluss soll sich im Berg Osore befinden, einem einsamen und abgelegenen Ort im Norden Japans.

Andere Flüsse sind die Heimat des Kawa-no-kami, des Gottes der Flüsse. Er hat die Autorität über alle Wasserwege und kann je nach seiner Laune Überschwemmungen oder aber auch Dürren verursachen.
In der Antike opferten die Menschen gelegentlich sogar andere Menschen, um ihn zu besänftigen, doch mit der Einführung des Buddhismus wurde diese Praxis abgeschafft.

Der Kawa-no-kami wird auch mit Fruchtbarkeit und Landwirtschaft in Verbindung gebracht, da er Wasser für die Reisfelder und die Städte liefert.

Einige der Flüsse haben ihre eigenen individuellen Götter, welche oft nach dem Fluss selbst benannt sind. Der Ishikari-Fluss, der längste Fluss in Hokkaido, hat etwa einen Gott namens Ishikari-gami. Man sagt, er sei eine Riesenschlange, die sich in einen Menschen oder einen Drachen verwandeln kann. Er beschützt die Menschen, die an seinem Fluss leben, kann aber auch Erdbeben oder Erdrutsche auslösen, wenn er wütend ist.

Kreaturen des Wassers

Sie lieben zwar nicht ausschließlich im Wasser, doch die japanische Mythologie hat eine Menge interessanter Wesen zu bieten. Diese leben in den Flüssen, Seen oder gar im Meer, welches an Japans Küsten grenzt und die Menschen schon immer mehr oder weniger direkt beeinflusst hat.

Eine der berühmtesten Wasserkreaturen ist der Kappa, ein reptilienartiger Humanoid mit einer schüsselartigen Vertiefung auf dem Kopf, die Wasser enthält. Dem Kappa wird nachgesagt, dass er sehr gerissen ist und manchmal gar Menschen oder Tiere ertränkt oder ihre Lebern stiehlt. Der Kappa kann aber auch freundlich und hilfsbereit sein, wenn man weiß, wie man ihn besänftigen oder austricksen kann. Zum Beispiel kann man sich vor einem Kappa verbeugen, woraufhin er die Geste erwidert und das Wasser aus seinem Kopf schüttet, was ihn schwächt. Alternativ kann man einem Kappa eine Gurke anbieten, die seine Lieblingsspeise ist.

Eine weitere Kreatur des Wassers ist die Ameonna, ein weiblicher Geist, welcher überall, wo er auftaucht, Regen mit sich bringt. Sie wird oft als schöne Frau mit langen Haaren dargestellt, welche einen weißen Kimono trägt und einen Regenschirm hält. Man sieht sie im Regen umherwandern, weinend oder lächelnd. In einigen Geschichten wird sie als wohlwollendes Wesen beschrieben, das den Bauern hilft, indem es ihre Ernte bewässert, während andere sagen, sie sei ein rachsüchtiger Geist, der Überschwemmungen und Katastrophen verursacht.

Ein drittes Beispiel für eine Wasserkreatur ist der Amemasu, ein riesiger Fisch oder manchmal auch Wal, welcher im Meer bei Hokkaido zu Hause ist. Es soll ein uraltes Wesen sein, welches das Wetter kontrollieren und Erdbeben verursachen kann. Der Amemasu kann auch die Gestalt eines Menschen, zumeist die einer Frau, annehmen und Seeleute oder Fischer ins Verderben locken. Das Amemasu wird vor allem vom Volk der Ainu verehrt, die es als heiliges Tier und Quelle des Lebens betrachten.

Verschiedene Yokai und ihre Geschichten behandeln wir in unseren Artikeln der Reihe Yokai.

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Kirschblüten am berühmten Fluss in Nakameguro

Einige bekannte Flüsse

Japan bietet natürlich viel mehr Flüsse, als man hier ansatzweise aufzählen könnte. Jeder von ihnen hat seine eigene Verbindung zur Region und zu den Menschen, welche darin leben. Daher ist es schwer zu sagen, welcher Fluss als besonders bedeutsam beschrieben werden kann, da dies abgesehen vom praktischen Nutzen auch immer direkt mit der lokalen Kultur der Menschen und ihrer Geschichte zusammenhängt. Dennoch haben wir hier noch eine kleine Auflistung verschiedener Flüsse mit bemerkenswerten Eigenschaften.

Der Shinano-Fluss

Der Shinanogawa ist der längste Fluss Japans und fließt auf einer Länge von 367 Kilometern von den japanischen Alpen bis zum Japanischen Meer. In seinem Verlauf durchquert er mehrere große Städte wie Matsumoto, Nagano und Niigata. Der Shinano-Fluss ist seit Jahrhunderten ein wichtiger Bestandteil des japanischen Lebens und dient vielen Menschen als Trinkwasserquelle, Transportweg sowie als Ort der Erholung und Entspannung.

Außerdem beherbergt er eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt, darunter Kirschlachse und Glühwürmchen. Eine der beliebtesten Attraktionen entlang des Shinano-Flusses ist darüber hinaus das Echigo-Tsumari Art Field, ein großes Kunstfestival, bei dem Kunstwerke lokaler und internationaler Künstler in der ländlichen Landschaft ausgestellt werden.

Das Echigo-Tsumari Art Field

Das Echigo-Tsumari Art Field ist ein großangelegtes Kunstfestival, bei dem Kunstwerke lokaler und internationaler Künstler in der ländlichen Landschaft der Region Echigo-Tsumari in der Präfektur Niigata, gezeigt werden. Ziel des Festivals ist es, die vorhandenen Vorzüge der Region, wie Natur, Kultur und Geschichte, mithilfe der Kunst sichtbar zu machen.

Das Echigo-Tsumari Art Field wurde im Jahr 2000 ins Leben gerufen und findet seither alle drei Jahre statt. Das Festival erstreckt sich über eine Fläche von etwa 770 Quadratkilometern und zeigt mehr als 160 permanente sowie neue Kunstwerke.

Die Kunstwerke sind über rund 200 Dörfer in der Region verstreut, und die Besucher können ihnen als einer Wegweiser folgen, um die Satoyama-Landschaft zu erkunden.

Satoyama ist ein Begriff, der sich auf die traditionelle ländliche Lebensweise Japans bezieht, in der die Menschen vor allem durch die Landwirtschaft mit dem Land verbunden sind.

Zu den beliebtesten Kunstwerken im Echigo-Tsumari Art Field gehören:

Tunnel of Light: Eine Umgestaltung des Kiyotsu-Schluchttunnels, in Form eines 750 Meter langen Tunnels, welcher 1965 gebaut wurde. Der Künstler Ma Yansong und sein Team von MAD Architects haben den Tunnel renoviert und vier Installationen hinzugefügt, welche verschiedene Stimmungen und Perspektiven schaffen, damit die Besucher die natürliche Schönheit der Schlucht erleben können.

Haus des Lichts: Ein vom Künstler James Turrell entworfenes Haus, der für seine Werke bekannt ist, die Licht und Raum manipulieren wollen. Das Haus verfügt über ein Schiebedach, das sich zum Himmel hin öffnet und es den Besuchern ermöglicht, das wechselnde Licht von der Morgendämmerung bis zur Abenddämmerung zu beobachten. Das Haus dient außerdem als Gästehaus, in dem Besucher übernachten können.

Hachi & Seizo Tashima Museum für Bilderbuchkunst: Eine ehemalige Grundschule, die vom Künstler Seizo Tashima, einem bekannten Bilderbuchautor, in ein Museum umgewandelt wurde. Das Museum zeigt Tashimas Originalzeichnungen und Skulpturen sowie interaktive Installationen, die die Besucher einladen, Teil seiner Geschichten zu werden.

Das Echigo-Tsumari Art Field organisiert obendrein das ganze Jahr über saisonale Ausstellungen, Veranstaltungen und Führungen. Einige der Kunstwerke und heute geschlossenen Schulen sind als Restaurants, Cafés und Unterkünfte geöffnet, wo die Besucher lokale Köstlichkeiten und Gastfreundschaft genießen können.

Das Festival fördert auch die Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Anwohnern, Freiwilligen und Unterstützern unterschiedlicher Herkunft und Generationen.

Weitere Informationen und schöne Fotos zum Echigo-Tsumari Art Field, sind auch in unserem dazugehörigen Artikel zu finden

Fluss in Kyoto,
Flüsse
Auch die alte Hauptstadt Kyoto bietet wunderschöne Flüsse in ihrem Zentrum

Der Tone-Fluss

Der Tonegawa ist einer der wichtigsten Flüsse Japans, da er durch die bevölkerungsreiche Region der Kanto-Ebene fließt. Mit einer Fläche von 16.840 Quadratkilometern ist er das größte Wassereinzugsgebiet Japans und versorgt mehr als 30 Millionen Menschen mit Wasser.

Der Tone-Fluss ist auch dafür bekannt, dass sich sein Verlauf im Laufe der Zeit aufgrund von Naturkatastrophen und menschlichen Eingriffen verändert hat. Früher mündete er in die Bucht von Tokio, wurde aber in der Edo-Zeit in den Pazifischen Ozean umgeleitet, um Überschwemmungen zu verhindern und den Transport zu verbessern. Der Tone-Fluss ist auch ein beliebtes Ziel für Angler, Bootsfahrer und Vogelbeobachter, denn er beherbergt verschiedene Fisch- und Vogelarten wie Ayu und Schwäne.

Japan meine Liebe foto von Susann Schuster
Die schönsten Wanderwege in Japan beinhalten zahlreiche Flussläufe

Der Kuma-Fluss

Der Kumagawa ist zusammen mit dem Mogami-Fluss und dem Fuji-Fluss einer der drei schnellsten Flüsse Japans. Er fließt auf einer Länge von etwa 115 Kilometern von den Kyushu-Bergen bis zum Yasuhiro-Meer. Der Kuma-Fluss ist berühmt für sein klares, türkisfarbenes Wasser, welches die höchste Wasserqualität in Japan haben soll. Der Fluss ist auch für seine landschaftliche Schönheit bekannt, besonders im Herbst, wenn sich die Blätter rot und gelb färben und er das Ziel vieler Besucher ist, welche das Herbstlaub bewundern möchten. Der Kuma-Fluss ist zudem ein beliebter Ort zum Rafting, Kanufahren und Zelten sowie zum Genießen lokaler Köstlichkeiten wie Basashi (Pferdefleisch-Sashimi) und Shochu.

Das Problem mit der Verschmutzung

Auch in Japan gibt es natürlich das Problem mit der Umweltverschmutzung. So müssen nicht nur zahlreiche Strände regelmäßig von Abfall befreit werden, sondern zahlreiche Flüsse haben ein ähnliches Problem. Dabei reicht es von Abfällen, welche heran gespült wurden, bis zur zweifelhaften Verwendung des Flusses als Müllablageort für Haushaltsgeräte. Dies kann man noch heute traurigerweise am Arakawa Fluss in Tokyo beobachten, welcher eine gewisse Zeit gar als der dreckigste Fluss des Landes galt.

Aber die Probleme sind selbstverständlich weit vielfältiger und hängen auch mit der schnellen Veränderung Japans und der Industrialisierung zusammen.

Viele Fabriken leiteten ihre Abfälle in die Flüsse ein, und viele Menschen begannen ihren Müll ins Wasser zu werfen. Dies führte dazu, dass zahlreiche Flüsse schmutzig, stinkend und giftig wurden. Einige der Schadstoffe, die den Flüssen schaden, sind Nährstoffe, Chemikalien, Öl und Plastik. Der Arakawafluss ist hier ein sehr gutes Beispiel, da dieser den Bergen in der Region Chichibu entspringt. Lange Zeit war es so, dass das Wasser bis an die Grenzen von Tokyo sehr sauber und klar war, doch innerhalb der Grenzen der Metropolregion zu einem stinkenden Gewässer wurde.

Die Japaner versuchen, dieses Problem durch verschiedene Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Einige von ihnen sind:

  • Anpflanzung von Bäumen auf den Bergen, um Bodenerosion und Abfluss zu verhindern
  • Ausbaggern des giftigen Sediments aus den Flussbetten mit Maschinen
  • Zwingen der Fabriken, ihre Abwässer zu filtern und zu reinigen, bevor sie sie einleiten
  • Aufklärung der Öffentlichkeit über die Wichtigkeit, die Flüsse sauber zu halten
  • Organisation von Aufräumaktionen und Einsammeln von Müll aus den Flüssen

Diese Maßnahmen haben dazu beigetragen, die Wasserqualität zu verbessern und die Ökosysteme der Flüsse wiederherzustellen. Es gibt jedoch noch viel zu tun. Die japanische Bevölkerung muss ihre Bemühungen fortsetzen und miteinander kooperieren, um ihre wertvollen Flüsse zu schützen.

Eines dieser Projekte innerhalb der Hauptstadt heißt Tokyo River Friends. Dieses Projekt von Freiwilligen hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Probleme der Müllverschmutzung in der Hauptstadt in den Griff zu bekommen. Sie veranstalten regelmäßig großangelegte Reinigungsaktionen, wo immer wieder erschreckend viel Abfall in allen Formen und Großen an den Ufern der Flüsse zusammengetragen wird.

Mehr als nur Gewässer

An einem Gewässer zu leben, ist selbstverständlich auch immer wieder mit Risiken verbunden, aber zugleich kann es auch direkt und indirekt die eigene Lebensqualität erhöhen. Ein Picknick oder ein Spaziergang am Fluss, kann selbst innerhalb der oftmals rastlosen Metropolen, das Leben der Menschen entschleunigen. Wie auch die zahlreichen Seen des Landes, verbinden auch die Flüsse die Menschen mit dem Wohlstand, der Entspannung, aber auch mit der kulturellen Vergangenheit und Mythologie des Landes.

Egal ob in den Städten, oder in den zahlreichen Nationalparks des Landes, die Flüsse haben hier für viele Menschen auf unterschiedlichste Weisen eine ganz besondere Bedeutung und sollten daher auch mit Respekt betrachtet werden. Angesichts dessen ist es wie in anderen Ländern auch wichtig, dass wir unsere Gewässer als Kulturgut, aber auch als vielseitigen Lebensraum verstehen und schützen.

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