Gedanken in Japan – Japanisch als Sprachbarriere

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Japanisch als Sprachbarriere ist immer wieder ein Thema, wenn man sich die Frage stellt, ob man einen Urlaub in Japan machen soll. Auch beim Thema Auswandern nach Japan kommt diese Frage selbstverständlich immer wieder auf. Im Internet stolpert man immer wieder über Fragen diesbezüglich, Die Antworten darauf sind dabei recht vielfältig. Von man sollte unbedingt japanisch Lernen bis zu, es geht auch komplett ohne, sind die persönlichen Erfahrungen selbstverständlich sehr verschieden.

Wir leben nun seit 2018 in Japan und haben diesbezüglich natürlich auch unsere eigenen Erfahrungen gemacht. In diesem Beitrag der Reihe Gedanken in Japan, möchte ich meine eigenen Empfindungen zu dem Thema einmal aufschreiben, um vielleicht dem einen oder anderen bei der Entscheidung einen Urlaub in Japan zu machen zu helfen. Aber auch zum Thema leben in Japan und die japanische Sprache im Alltag werde ich ein wenig etwas schreiben. Dabei geht es neben unseren eigenen Erfahrungen Begegnungen mit anderen Einwanderern, von denen einige schon weit über 30 Jahre hier leben.

Ein Menu auf Japanisch. SPrachbarriere
Traditionelle Restaurants bieten oftmals nur Menüs auf Japanisch

Japanisch für den kulturellen Austausch

Wenn man die Menschen eines Landes und die Kultur verstehen möchte, ist es nicht unwichtig auch die Sprache und ihre Eigenheiten zu verstehen. Nicht nur die Regeln der Sprache an sich, sondern auch wie diese im Alltag verwendet wird, sind ein bedeutender Spiegel der Menschen und wie sie innerhalb der Gesellschaft zu verstehen sind. Höflichkeiten, Abneigungen, sowie Abweisungen werden nicht immer mit klaren Aussagen vermittelt, sondern sind im Japanischen, wie auch in anderen Sprachen oftmals ausgeschmückt oder sie folgen, bestimmten ungeschriebenen Gesetzen.

Angesichts dessen ist es nicht minder hilfreich, nicht nur die Basis der japanischen Sprache zu verstehen, wenn man sich für das Land und seine Menschen begeistert. Auch der Fakt, dass viele Menschen in Japan entweder kaum bis gar nicht Englisch sprechen, oder sich dies nicht trauen, kann einen immer wieder daran hindern, sich direkt mit den Menschen in Japan auszutauschen.

Doch auch allgemeine Informationen in Bezug auf Warnungen, Wegweiser, Zeiten oder Erklärungen in Museen oder an anderen kulturell bedeutsamen Orten, findet man mehr reine Japanische Informationen, wie zusätzliche Erwähnungen auf Englisch.

Aus diesem Grund kann es je nachdem, wo man sich aufhält ein wenig schwierig sein, direkt mit den Menschen in Kontakt zu treten, oder sich auf eigene Faust zu orientieren.

Hierbei sei aber auch erwähnt, dass man nicht pauschal sagen kann, dass große Städte immer mehr Informationen auf Englisch zur Verfügung stellen wie mehr ländliche Gegenden. Natürlich kann man davon ausgehen, dass kleine Ortschaften, welche kaum bis gar keine Aspekte für den Tourismus vorweisen, auch eher selten Informationen bieten, welche nicht Japanisch sind.

Doch wird man überrascht sein, wie oft man in Tokyo über Schilder mit Informationen für Besucher stolpert, die gar kein oder nur schlechtes Englisch bieten. Entgegen dem befinden sich z. B. in der kleinen Stadt Fuji-Yoshida am Fuße des Berg Fuji, zahlreiche interessante Schilder mit Informationen über die Stadt, ihre Kultur und die Geschichte an vielen Ecken entlang den Straßen.

Zur Stadt Fujiyoshida und unserem interessanten Trip um Japans höchsten Berg herum, haben wir auch einen passenden Artikel unter dem Namen Die Stadt Fujiyoshida – das Tor zum Berg Fuji verfasst.

Urlaub in Japan

Bei einem Besuch in einem fremden Land, gebietet es schon die Höflichkeit, wenigstens einige grundlegende Floskeln der Sprache zu beherrschen. Wahrscheinlich sind auch Worte wie Danke „Arigatou“ Guten Tag „Konnichi wa“ Guten Morgen „Ohayou gozaimasu“ usw., Worte, welche die meisten Urlauber kennen und nutzen. Dabei kommt es nicht selten vor, dass bei einem reinen Danke auf Japanisch, das gegenüber einem freudig entgegenwirft, wie gut man doch Japanisch spricht.

Ich habe schon mitbekommen, dass manche Ausländer dies als offenbar offensiv, oder nervig empfinden, aber hier sollte man doch auch einfach mal bedenken, dass dem Japaner im Geschäft nicht vorgeschrieben wird, den Kunden zu loben. Es ist oftmals doch eher der Fall, dass wie auch in Deutschland typische Floskeln genutzt werden, um die Kundschaft freundlich aber effektiv „abzufertigen“. Hier habe ich von einigen jüngeren Menschen in Japan schon gehört, dass sie dieses ziemlich nervig finden, da sie meinen, das Personal in Geschäften würde sich verhalten wie Roboter.

Meine persönliche Erfahrung ist phasenweise eine andere, aber darauf werde ich wahrscheinlich in Zukunft noch einmal zurückkommen.

Nachdem wir, bevor wir dann 2018 nach Japan ausgewandert waren, einige Male mit recht wenig japanischen Sprachkenntnisse Urlaub gemacht haben, wurde uns recht schnell klar, dass es auf jeden Fall unglaublich schön wäre, die Sprache besser zu verstehen. Doch wirklich notwendig ist dies nicht.

Unseren ersten Besuch unternahmen wir ohne ein tragbares Wifi und ohne eine SIM-Karte für Japan. Wer sich ein wenig vor dem Tagestrip vorbereitet, der konnte sich eventuelle Offline-Karten speichern und kommt abgesehen davon auch ohne eine App als Übersetzer aus. Dazu sei gesagt, dass diese damals noch gar nicht so gut waren und ich glaube bei Susann ihrem ersten Besuch in Japan, waren Smartphones noch gar kein weitverbreitetes Thema.

Heute sieht das Ganze natürlich anders aus. Smartphones sind ideale Begleiter für einen Trip ins Ausland. Live Übersetzer funktionieren oftmals außergewöhnlich gut, solange es sich dabei um relativ einfache nicht kritische Informationen handelt.

Ansagen in Zügen sind neben Japanisch, auch in Romanji zu lesen, oder auch in Koreanisch. Vor allem, wenn man bei seinem ersten Besuch die zahlreichen Hotspots abklappern möchte, welche nach außen hin für Japan zu stehen scheinen, muss man wenig Sorgen haben, dass man verloren geht. Auch wenn nicht jeder Japaner Englisch spricht, ja es ist bisher eher eine geringere Zahl, wird man sich wundern, wie schnell man auf den Straßen oder auch in Geschäften auf Englisch angesprochen wird. Viele Menschen in Japan suchen interessiert das Gespräch mit einem.

Auch bieten die meisten Orte mit touristischen Angeboten Webseiten auch auf englischer Sprache an, oder verfügen über Karten oder Reiseführer in verschiedenen Sprachen in Ihren Touristen Informationszentren. Die Stadt Tokyo, welche für viele Menschen, welche zum ersten Mal nach Japan kommen, ein Startpunkt ist, bietet viele interessante Informationen auf ihrer offiziellen Webseite und auch andere Städte bieten solche an.

Alles in allem kann man sagen, man muss kein Japanisch können, wenn man in Japan Urlaub machen möchte. Wer jedoch vielleicht nach dem ersten Urlaub die Begeisterung für das Land, seine Menschen und die Kultur entdeckt hat, sollte dann eventuell doch ein wenig mit dem Lernen beginnen. Schon beim zweiten Besuch wird man zahlreiche Schriftzeichen und Worte aufschnappen, welche man eventuell bereits einmal gelernt, oder anderweitig wahrgenommen hat. Jede dieser kleinen Entdeckungen kann zu wunderschönen kleinen Erfolgserlebnissen führen und somit das Urlaubserlebnis noch weiter vertiefen.

Eine Karte eines Wanderweg mit japanischer und englischer Beschriftung
Wandern in Japan ist auch ohne Japanisch selten ein Problem

Nach Japan Auswandern

Wer nach Japan auswandert, wird im Vorfeld mit zahlreichen Dingen zu tun haben, welche das Leben temporär ziemlich auf den Kopf stellen können. Aber auch bei einem Working Holiday für ein Jahr oder einem anderen befristeten Aufenthalt in Japan, gibt es nicht wenige Dinge, welche man vorbereiten und bedenken muss. Zum ersten Mal für eine längere Zeit im Ausland kann auch ziemlich aufregend sein.

Dazu hat auch nicht jeder, die Möglichkeit umfassend eine neue Sprache zu lernen. Sei es die Familie, Die Arbeit, oder einfach andere Aspekte des eigenen Lebens, welche einem die Zeit fürs Lernen beschränken. Dazu kommt natürlich auch, dass nicht jeder die gleiche Geschwindigkeit beim Lernen hat. Zudem eignet sich nicht jede Lernmethode für jeden und auch der passende Weg muss erst noch gefunden werden. Hat man diesen dann gefunden, ist auch die Frage, wie talentiert man selbst ist wenn es um das Erlernen einer neuen Sprache geht. Die einen schaffen Japanisch innerhalb vergleichsweiser Kurzer Zeit zu meistern und andere benötigen Jahre, um einen einigermaßen stabilen Pool an Vokabeln und Regeln zu lernen.

Hierbei sollte man sich aber auch nicht zu viele Sorgen machen. Denn selbstverständlich gehört das Lernen der Sprache auch zur Kultur des neuen Lebens und die Sprache zu beherrschen, ist im Normalfall hilfreich und unterhaltsam, aber im schlimmsten Fall auch einfach notwendig.

Dennoch kommt man eine ganze Weile auch mit minimalen Kenntnissen zurecht. Je nachdem wohin man zieht, bekommt man zahlreiche Informationsblätter vom Rathaus auch in englischer Sprache und viele Serviceangebote sind auch in verschiedenen Sprachen verfügbar.

Eine verpackung Toilettenpapier mir englischer beschriftung. Japanisch, sprachbarriere
Selbst auf alltäglichen Artikeln findet man Englisch oftmals vor

Hürden im Alltag

Aber hier sei erwähnt, dass man immer wieder mit kleinen Hürden konfrontiert werden kann. Sei es der notwendige Besuch beim Rathaus für die Anmeldung, oder ein Besuch beim Arzt. Es gibt natürlich auch Ärzte welche Englisch sprechen, aber diese sind doch eher die Ausnahme und selbst wenn auf der Webseite der Praxis steht, es gibt einen englisch sprechenden Arzt, bedeutet das nicht, dass dieser immer vor Ort ist. Auch zahlreiche Apps für Dienstleistungen sind ausschließlich auf Japanisch erhältlich.

Egal ob im Urlaub oder im täglichen Leben, niemand wird gerne Krank. Das Thema Arztbesuche und Krankenversicherung in Japan haben wir gesondert in einem Artikel aufgegriffen.

Hier gibt es jedoch eine positive Entwicklung und immer mehr Apps funktionieren mit vielen Basisfunktionen auch auf Englisch. Als Beispiel wäre hier z. B. die beliebte Bezahlapp PayPay genannt, oder die App des E-Scooter und Fahrradverleih Loop genannt. Tiefergehende Informationen und Erklärungen verweisen dabei zwar immer wieder auf Webseiten mit rein japanischen Texten, aber für die allgemeine Bedienung langt die vorhandene Übersetzung meist aus. Ferner gibt es heute natürlich zahllose elektronische Hilfen, die bei der Übersetzung von Texten, Bildern und Gesprächen helfen können.

Das Eingabefeld eines Parkplatzautomaten. Japanisch, Sprachbarriere
Was muss ich drücken, um mein Auto vom Parkplatz zu bekommen?

Es geht auch ohne – meistens

Außerdem muss man sich trotz aller Bequemlichkeit mal ein wenig in eine vergangene Zeit zurückversetzen. Anfang der 2000er, die 90er, 80er oder noch eher, waren auch Zeiten in denen Menschen nach Japan gekommen sind, um entweder Urlaub zu machen, oder um dort zu leben. Nicht jeder, der in dieser Zeit nach Japan ausgewandert ist, konnte die japanische Sprache schon vorher. Wir haben in der Zeit in der wir hier nun schon in Japan leben, so einige Menschen kennengelernt.

Einige von diesen leben schon viele Jahre in Japan. Sie haben mit ihrem ebenfalls ausländischen Partner Familien mit Kindern gegründet und stehen somit fest im Leben als Teil der japanischen Gesellschaft, mit Japanischen Freunden und Kollegen oder leisten darüber hinaus regelmäßig ehrenamtliche Arbeit.

Nicht alle von diesen Personen sprechen absolut fließendes und perfektes Japanisch. Ja einige haben erst nach über 20 Jahren wirklich angefangen zu lernen. Die Hintergründe können hierfür auch vielfältig sein und sollten natürlich von außen nicht voreilig verurteilt werden. Wichtig ist hierbei dann einfach keine Berührungsängste zu haben und nur durch das regelmäßige Training, ganz egal wie falsch man eventuell klingen mag, wird man auch sicherer bei der Nutzung der Japanischen Sprache

Kuenstliche Sobanudeln ausgestellt im Schaufenster eines Restaurants. Japanisch, Sprachbarriere
Perfekt nachgestellte Speisen als Beispiel helfen bei der Auswahl.

Die Sprachbarriere ist real, aber kein Grund zur Sorge

Nachdem wir nach Japan gezogen sind, begann ich nach ca. 3 Monaten mit meinem Unterricht an der Sprachschule. Susann begann relativ früh schon mit der Arbeit aufgrund ihres Working Holiday Visa. Angesichts dessen ist nicht nur heute unser Level an Japanisch stark verschieden, aber auch zu Beginn gab es zahlreiche Situationen, bei denen wir einander unterstützt haben. Aber auch dank der hilfreichen Menschen hier in Japan haben wir unser Abenteuer die erste Zeit sehr gut, mit sehr minimalen Japanischkenntnissen gemeistert. Ein schönes Beispiel möchte ich hier zum Abschluss noch erwähnen.

Wir waren beim Rathaus und wollten uns darüber informieren wie das mit den Ward Steuern funktioniert. Als wenn dieses Thema in Deutschland nicht schon kompliziert genug, ist das in einer fremden Sprache noch einmal etwas ganz anderes. Da die Angestellten uns nicht direkt helfen konnten aufgrund der Sprachbarriere, holten sie ein Tablet und stellten darüber Verbindung zu einem Mann her, welcher relativ gut Englisch sprechen konnte, um uns zu helfen.

Es gibt also wirklich keinen Grund Angst zu haben, oder sich zu viele Sorgen zu machen, wenn man die Japanische Sprache für einen Urlaub, oder auch für den Start in ein neues Leben nicht richtig beherrscht.

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