Wandern am Takao – der ideale Ausflug von Tokyo aus

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Der Berg Takao ist zwar nur 599 Meter hoch, aber er bietet eine fantastische Aussicht auf die Kantō-Ebene und bei klarem Wetter sogar auf den majestätischen Fuji-san.

Takao gilt auch als der Hausberg von Hachioji, einer Stadt im Westen von Tokio, und ist mit dem Zug oder der Seilbahn leicht zu erreichen. Er ist eines der beliebtesten Naherholungsgebiete der Hauptstadt und ideal für alle, welche gerne wandern oder einfach mal dem Großstadtlärm entfliehen wollen.

Der Berg selbst hat eine lange Geschichte und gilt als ein heiliger Ort für den Buddhismus in Japan.
Auf dem Weg zum Gipfel befindet sich auch das Kloster Yakuōin, das der buddhistischen Shingon-Schule angehört und viele Statuen von Tengu, den langnasigen Berggeistern, beherbergt. Takao ist auch bekannt für seine schöne Natur und seine vielfältige Flora und Fauna.

Im Frühling können dort auch die Kirschblüten bewundert werden, welche hier ein wenig später als in Tokio blühen, und im Herbst erstrahlt der Berg in bunten Herbstfarben. Es gibt mehrere Wanderwege, die unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und Sehenswürdigkeiten bieten. Unter anderem gibt es hier einen Wildblumengarten oder einen Wasserfall. Nach einer Wanderung kann man sich in einem der Thermalbäder in der Nähe entspannen oder das Takao 599 Museum besuchen, das mehr über die Ökologie und Kultur des Berges erzählt.

Nach einigen Jahren haben wir es nun auch selbst endlich wieder geschafft, den Berg Takao zu besteigen. In relativ kurzer Zeit kann man mit den günstigsten Zügen vom Zentrum der Hauptstadt bis zur Haltestelle Takaosanguchi fahren, welche sozusagen das Tor zum Berg Takao ist. In diesem Beitrag erzählen wir ein wenig von unserem Auf- und Abstieg, aber auch ein wenig mehr über diesen bei den Menschen der Region so beliebten Berg.

Takao – ein Zuhause des Tengu?

Der Takao gilt seit über 1000 Jahren als heiliger Berg und beherbergt zahlreiche Tempel und Schreine. Einer der berühmtesten ist Yakuoin, der dem Berggott Tengu gewidmet ist. Tengu sind mythologische Kreaturen, welche oftmals halb Mensch, halb Vogel sind, mit angeblich übernatürlichen Kräften.

Je nachdem, wie man sie behandelt, können sie wohlwollend, respektvoll oder böswillig sein. Manche Menschen glauben, dass Tengu einem helfen können, Erleuchtung zu erlangen, während andere fürchten, dass sie Unglück oder Krankheiten mit sich bringen können.

Wer den Yakuoin besucht, findet dort zahlreiche Statuen und Gemälde von Tengu und anderen buddhistischen Gottheiten. Außerdem bietet sich die Möglichkeit, an den Ritualen und Zeremonien teilzunehmen, welche dort abgehalten werden, wie beispielsweise das Läuten einer Glocke, das Darbringen von Weihrauch oder das Bitten um Glück.

Auf unserem Blog haben wir im Zuge der Reihe über japanische Yokai auch einen detaillierten Artikel über den Tengu verfasst.

Ein Reich für Pflanzen und die Tierwelt

Nicht nur wegen der herrlichen Aussicht lohnt es sich, auf den Gipfel des Berges zu wandern. Ein weiterer wunderbarer Aspekt ist die Natur und die Tierwelt in dieser Region. Der Berg Takao beherbergt mehr als 1.500 Pflanzenarten, darunter auch einige seltene wie das Takao-Veilchen, welches dort erstmals entdeckt wurde. Zu den verschiedenen Jahreszeiten blühen verschiedene Pflanzen, wie z. B. Kirschblüten im Frühling, Hortensien im Sommer und Ahornblätter im Herbst.

Der Berg Takao ist auch ein Lebensraum für mehr als 100 Arten von Wildvögeln und ungefähr 30 weiteren Tierarten. Zu den Tieren, die man hier antreffen kann, gehören das japanische Riesenflughörnchen, der maskierte Palmen-Zibet und der Marderhund, in Japan Tanuki genannt. Diese Tiere sind vor allem nachts aktiv, sodass man etwas Glück benötigt, um sie zu entdecken.

Überdies gibt es zahlreiche Insekten wie Schmetterlinge, verschiedene Käfer und Libellen zu sehen, die dem Berg Farbe und Leben verleihen. Egal, welchen Pfad man geht, ob man in die Ferne blicken kann, oder von einem dichten Wald umgeben ist, auf den Pfaden des Takao kann man zahlreiche Dinge entdecken.

Auch am Fuß des Berges ist so einiges los

Auch für die Zeit nach dem Aufstieg oder wenn man einfach nur die Umgebung des Berges erkunden möchte, gibt es viel zu entdecken. Das Takao 599 Museum zeigt die vielfältige Flora und Fauna des Berges Takao. Hier erfährt man alles über die verschiedenen Jahreszeiten, Tiere, Pflanzen und Insekten, welche auf dem Berg leben. Das Museum verfügt auch über ein Café und einen Souvenirladen, in dem man Souvenirs kaufen kann.

Eine weitere Attraktion in der Nähe des Bahnhofs ist das Takao Trick Art Museum, in dem man optische Täuschungen und interaktive Exponate bestaunen kann. Mit Freunden und Familie können hier lustige und beeindruckende Fotos gemacht werden, indem man so tut, als befände man sich in verschiedenen Szenarien und Situationen. Das Museum ist in mehrere Bereiche unterteilt, z. B. die Edo-Zone, die Abenteuer-Zone und die Horror-Zone.

Aber auch wenn man hungrig ist, kann man in einem der vielen Restaurants und Imbissbuden in der Nähe des Bahnhofs einkehren. Hier findet man die verschiedensten kulinarischen Angebote, von Japanisch über Westlich bis Chinesisch. Einige der lokalen Spezialitäten sind Tororo Soba (Buchweizennudeln mit geriebener Süßkartoffel), Dango (süße Reisknödel) und Oyaki (gefüllte Teigtaschen). Außerdem kann man einige der saisonalen Köstlichkeiten wie Kastanien, Pilze und Kakis probieren.

Auf zum Takao

Schon lange haben wir immer wieder davon gesprochen, dass wir einmal wieder auf den Takao steigen wollen. Durch seine Nähe zu Tokio, eignet er sich einfach zu gut für einen schönen, aber zugleich auch preisgünstigen Wanderausflug. Wer die günstigste Verbindung wählt, muss zweimal umsteigen und benötigt etwas über 600 Yen bis zur Station Takaosanguchi, von wo man auch direkt den Aufstieg beginnen kann. Wir waren kurz nach sieben mit dem Zug losgefahren und dann um kurz vor 9 angekommen.

Der Vorteil, wenn man sich so früh wie möglich auf den Weg macht ist, dass man vor allem im Sommer noch nicht mit den hohen Temperaturen des fortgeschrittenen Tages kämpfen muss. Obendrein sind die verschiedenen Pfade des Takao noch nicht überfüllt. Gerade der Hauptpfad, welcher beinahe durchgehend von unten bis zur Spitze asphaltiert ist, ist beliebt bei vielen Besuchern des Berges. Dieser Pfad gilt auch als die Hauptroute zum Gipfel und führt am Yakuoin Schrein vorbei. Wem also ein Abstecher bei diesem Schrein wichtig ist, der sollte auf jeden Fall diesen Pfad wählen.

Da wir diesen Pfad aber bereits vor einigen Jahren gegangen waren, entschlossen wir uns, einen anderen Pfad zu nehmen, nämlich den Pfad Nummer 6. Dieser ist vor allem aus dem Grund ein besonders schöner Pfad, da er größtenteils an einem Gebirgsbach vorbeiführt. Auch am Biwa Wasserfall kommt man direkt vorbei ohne große Umwege machen zu müssen.

Es geht hinauf

Auch wenn wir im Schnitt wesentlich früher da waren als der durchschnittliche Besucher des Berges, waren wir natürlich nicht die Einzigen. Zahlreiche kleinere Gruppen von Menschen hatten sich ebenfalls bereits am Fuß des Takao eingefunden und so war man auch umgehend ein Teil der Gemeinschaft.

Dies ist überhaupt etwas, was das Wandern in Japan zu einem besonderen Erlebnis macht. Egal, ob nun auf dem Takao, oder auf dem Weg zum Berg Daruma in der Region Shuzenji-Onsen: es ist ein fester Bestandteil des Wanderns, die Menschen, welche einen überholen, oder die einem entgegenkommen, mit Konnichi wa zu begrüßen. So oft, wie man an diesem Tag jemanden begrüßt, so oft grüßt man wahrscheinlich den Rest des Jahres nicht mehr.

Während unserer Wanderung zum Gipfel haben wir uns auch bewusst ein wenig Zeit genommen, um von einer der zahlreichen aufgestellten Bänke entlang des Weges die Natur zu genießen, oder einfach nur die Menschen zu beobachten. Auch wenn die Temperaturen die meiste Zeit relativ angenehm waren, gab es doch so einige Zonen, in denen die Luftfeuchtigkeit extrem hoch war und das Atmen schwerer fiel. Besonders im Hochsommer, sollte man auch eine relativ geringe Höhe, wie die des Takao nicht unterschätzen.

Entlang des Weges finden sich auch zahlreiche Schilder, welche einem nicht nur mithilfe von Karten aufzeigen, an welcher Stelle des Pfades man sich gerade befindet, sondern auch über die natürlichen Begebenheiten wie die Pflanzen – oder die Tierwelt des Berges berichten.

Klares Wasser, Wurzeln, Brücken und absolute Stille

Auch wenn wir das Leben in der Stadt lieben und seine Vorteile nicht missen wollen, ist es dennoch wichtig für den Körper, hinaus in die Natur zu kommen, um die Stille und die saubere Luft zu genießen. Aber auch das klare Wasser, welches den Berg hinunterfließt, bietet eine wunderbare Erfrischung, wenn man hineingeht, oder einfach nur seine Hände hineinhält. Man vergisst manchmal ganz schnell, dass Natur eben nicht nur aus einem von Menschen angelegten Park inmitten einer Metropole besteht.

Der Weg bestand aus typischen Wanderpfaden, aber auch aus zahlreichen kleinen Holzbrücken, sowie Steinen und Wurzeln, über die man teilweise klettern musste. Für mich persönlich ist das immer eines der Höhepunkte solcher Wanderungen, wenn die Wege so richtig schwierig werden.

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Unsere Aufnahmen zur Wanderung am Takao

Der Gipfel

Kurz bevor wir den Gipfel des Takao erreicht hatten, mussten wir noch eine ziemlich steile und sehr langgezogene Treppe hinaufsteigen. Ich frage mich immer, wer es für eine gute Idee hält, Treppen an einem Berg anzulegen, aber ich verstehe natürlich, dass es für viele Menschen einfacher ist als der reine, manchmal steile Waldboden.

Die Treppe forderte uns dann doch ganz schön heraus, vor allem, da wir es in dem letzten Jahr mit der Fitness nicht immer so ernst genommen hatten. Endlich befanden wir uns auf einer größeren Lichtung, wo wir nicht die Einzigen gewesen waren, die sich völlig außer Atem einen Platz zum Sitzen gesucht hatten.

Also taten wir es den anderen gleich und machten eine längere Pause bevor wir uns auf die letzten Meter zum Gipfel des Takao machten. Die letzten Meter bestanden aus asphaltierten Weg, da unser Pfad sich mit dem Hauptpfad zusammengelegt hatte.

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Viele Menschen waren bereits auf dem Gipfel angekommen

Endlich oben angekommen, waren wir nicht nur Zeuge davon, dass viele andere bereits den Berg erklommen hatten, sondern auch davon, dass viele Menschen die Seilbahn nutzten, um zur Spitze zu kommen.

Hier herrschte ein wildes Treiben. Menschen genossen den Ausblick auf die umliegende Berglandschaft der Kanto Region. Sie aßen ihr selbst zubereitetes Bento, kauften Eis, Bier oder Snacks bei den zahlreichen Geschäften. Aber natürlich, und da sprechen wir uns selbstverständlich nicht von frei, ist es vor allem wichtig ein Foto zu machen von sich und der Säule mit den Informationen des Berggipfels. Ein Beweisfoto muss halt einfach sein!

Susann holte sich ein Eis und ich kaufte mir ausnahmsweise mal ein Bier. Es mag vielleicht nicht die klügste Entscheidung sein bei einem solchen Trip bei hohen Temperaturen Alkohol zu trinken, aber ich hatte es am Ende ja zum Glück überlebt.

Nach dem Aufstieg ist vor dem Abstieg

Nachdem wir unsere Wasserflaschen an dem Trinkbrunnen wieder aufgefüllt und eine Weile im Schatten der Bäume entspannt hatten, machten wir uns wieder auf den Weg nach unten. Der Pfad, den wir von früher noch als den Abenteuer Trail kannten, hatte ich noch sehr gut in Erinnerung. Damals waren ab der Hälfte im Halbdunkel über Stock und Stein gestiefelt und mussten dabei auch über einige kleinere Gewässer springen.

Diesen Pfad hat man nun aber komplett überarbeitet und der Großteil des Weges nach unten besteht aus künstlich angelegten Wegen und Treppen aus Holz. Nur einige Passagen, bei denen man ohne Steigung wandern konnte, waren der natürliche Boden des Berges.

Trotz der Stufen war es ein wirklich schöner Weg hinab. Dennoch würden wir diesen Weg wahrscheinlich nicht in die andere Richtung, also nach oben, ohne Übung wandern wollen, da er aufgrund der zahlreichen wirklich steilen und langgezogenen Treppen besonders anstrengend ist.

So gingen wir also Stufe für Stufe weiter nach unten, genossen die Natur um uns herum und begrüßten weiter fleißig andere Wanderer. Später, als uns auch die Knie begannen weh zu tun, hörten wir die ersten Klänge von den Menschen unten am Fuße des Berg Takao.

Jetzt aber zur Belohnung etwas essen

Als wir wieder unten angekommen waren und die kühlenden Schatten der Bäume hinter uns gelassen hatten, wurde uns erst so richtig bewusst, wie heiß es schon wieder war. Also erst einmal etwas frisch machen, umziehen und dann zu Fuß weiter zu unserem nächsten geplanten Stopp, dem Café Chou Chou, welches ungefähr auf halben Wegen zwischen den Stationen Takaosanguchi und Takao zu finden ist. Dieses Café hatte Susann eher zufällig im Internet entdeckt und angesichts dessen machten wir uns direkt wieder auf den Weg.

Das kleine Café befand sich ein wenig abgelegen an der Hauptstraße und schon an der Wand sah man die Werbung für einen Takao Tower Burger mit einer Größe von ca. 40 cm. Im Innern des kleinen Cafés und als wir die Speisekarte erhalten haben, wurde uns klar, dass sie diesen Burger wirklich anbieten. Das Café bietet auch wirklich schöne Sitzplätze mit Sonnenschirmen im Freien an. Aufgrund der Hitze hatten wir uns aber doch dazu entschieden drinnen zu essen.

Abgesehen von diesem extremen Burger, bot das Café ein wirklich schönes Ambiente mit einer Mischung aus modernen Möbelstücken, einer Jukebox in der Ecke und Musik aus den 60er-Jahren. Die Menschen in Japan lassen sich immer wieder Dinge einfallen, ihre Geschäfte, Restaurants, Cafés etc. besonders zu gestalten, um den Gästen ein kleines Erlebnis zu bieten.

Susann bestellte sich einen Cheese Burger und ich hatte einen Mac’n Cheese. Also einen Burger und dazu Käsemakkaroni. Ich gebe zu, ich hatte nicht wirklich eine Ahnung, was mich erwarten würde, aber obendrauf gab es noch eine große Portion Pommes für uns beide, welche ich am Ende aber auch fast allein gegessen hatte.

Ein toller Tag ist auch einmal vorbei

Nach dem Essen fühlten wir uns beide extrem satt und schwer, aber wir waren überzeugt, dass wir uns das verdient hatten. Wir gingen dann weiter die Straße entlang, bis wir auch die Station Takao erreichten. Die Züge starten von Takaosanguchi und fahren über die Station Takao zurück bis nach Tokyo oder eben mit der Möglichkeit zum Umsteigen, wenn man etwas Geld sparen möchte.

Der Takao ist ein wirklich schöner Berg, der für sich allein schon ein tolles Tagesabenteuer sein kann, aber auch noch über Pfade mit anderen Bergen in der Region verbunden ist. Etwas später im Jahr, wenn die Temperaturen nicht mehr so hoch sind, werden wir sicherlich erneut dorthin fahren, das Herbstlaub genießen und dann vielleicht auch vom Takao selbst bis zu einem anderen Berg wandern.

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