Das Cupnoodles Museum in Yokohama

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Instantnudeln, Cupnoodles, Instantramen oder wie auch immer man sie nennen möchte, sind etwas, was man aus dem japanischen Alltag kaum mehr wegdenken kann. Aber nicht nur in Japan erfreuen sich diese lange haltbaren und einfach aufbereitbaren Nudeln großer Beliebtheit. Sie haben Ihren Siegeszug um die ganze Welt angetreten und gelten darüber hinaus auch als der eigentliche Ursprung der Fertiggerichte.

Das Cupnoodles Museum in Yokohama widmet sich auf vielfältige Weise diesen Instantnudeln und ihrer Geschichte. Nicht nur hat man hier die Möglichkeit, alle Verpackungen der abwechslungsreichen Geschichte des Unternehmens Nissin zu bewundern. Man lernt außerdem viel über die Geschichte des Unternehmensgründers Momofuku Ando und kann auch seine eigene kleine Kreation zusammenstellen, um sie dann Zuhause allein oder mit anderen gemeinsam zu genießen.

Momofuku Ando und sein Traum von den Cupnoodles

Momofuku Ando war ein japanischer Unternehmer, welcher als der Vater der Instantnudeln bezeichnet wird. Geboren wurde er 1910 in Taiwan und zog erst im Jahre 1933 nach Japan, wo er diverse kleinere Geschäfte gründete und leitete. Nach dem Zweiten Weltkrieg, und als er das Leid der vom Kriegsleiden zermürbten Bevölkerung sah, erkannte er die Notwendigkeit, eine günstige und einfache Mahlzeit für die hungernde Bevölkerung zu schaffen. Ebendarum widmete sich Momofuku Ando der Erforschung und Entwicklung von Instantnudeln, welche man nur durch das Hinzufügen von heißem Wasser zubereiten konnte.

Viel probierte er herum, um einen Weg zu finden, rohe Nudeln lange haltbar zu machen und musste dabei zahlreiche Fehlschläge einstecken. Schließlich fand er die Lösung in seiner eigenen Küche. Im Jahr 1958 erfand er somit das erste Instantnudelprodukt der Welt, die Chicken Ramen, in einer kleinen Hütte hinter seinem Haus in Ikeda, Osaka. Er verwendete eine spezielle Methode, um die Nudeln mit heißem Öl zu trocknen und zu frittieren, sodass sie lange haltbar waren und zugleich schnell weich wurden. Die Chicken Ramen wurden damals als „magische Nudeln“ bezeichnet und waren ein sofort ein durchschlagender Erfolg.

Momofuko Ando dachte nicht ans aufhören

Es war jedoch nicht Momofuku Andos Art, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Er wollte seine Instantnudeln weltweit verbreiten und über kulturelle Grenzen hinweg anpassen. Er ließ sich von einer Beobachtung inspirieren, die er bei einer Reise in die USA machte: Er sah, wie Supermarktmanager die Chicken Ramen Nudeln zerbrachen, sie in einen Becher gaben, heißes Wasser hinzufügten und sie mit einer Gabel aßen. Er erkannte schnell, dass er das klassische Essverhalten der Menschen ändern musste, um seine Nudeln noch beliebter zu machen.

Auf seinen Reisen sammelte er zahlreiche und innovative Ideen und erfand schließlich im Jahr 1971 die Cupnoodle, die weltweit erste Instantnudel im Becher. Dabei entwarf Momofuku Ando einen speziellen Becher aus Styropor, welcher die Wärme isolierte und gleichzeitig nur ein geringes Gewicht hatte. Er experimentierte auch mit verschiedenen Geschmacksrichtungen und fügte unterschiedliche Zutaten hinzu, um die Cupnoodles für immer mehr Menschen attraktiver zu machen. Die Cupnoodles revolutionierten umgehend die Instantnudelindustrie und machte sie zu einem globalen Phänomen.

Doch Ando hörte nie auf zu träumen und zu experimentieren. Er verfolgte sein lang gehegtes Ziel, eine Nudel zu erfinden, die man selbst im Weltraum genießen konnte. Er arbeitete mit der japanischen Raumfahrtbehörde zusammen und entwickelte 2005 die Space Ramen, eine spezielle Version der Cupnoodles, welche für das Essen in der Schwerelosigkeit geeignet waren. Momofuku Ando verwendete bis zum Schluss die gleiche Methode, die er ursprünglich 1958 erfunden hatte, um die Nudeln mit heißem Öl zu trocknen.

Ein Mann mit einer Leidenschaft

Im Alter von 96 Jahren verstarb Momofuku Ando im Jahr 2007, doch sein Vermächtnis lebt weiter. Er gründete die Nissin Food Products Company und die Ando Foundation. Er war darüber hinaus der Vorsitzende des Japanischen Verbandes der Instantnudelindustrie und des Weltverbandes der Instantnudeln. Momofuku Ando widmete sich der gesunden Ernährung junger Menschen und spendete einen Teil seines persönlichen Vermögens regelmäßig für wohltätige Zwecke. Momofuku Ando wurde mit vielen Ehren und Auszeichnungen für seinen Beitrag zur Nahrungsmittelkultur geehrt.

Sein Leben und seine Arbeit werden in verschiedenen Museen ausgestellt, wie dem Cupnoodles Museum in Yokohama, welches sich ausschließlich dem Leben dieses Mannes und seiner Errungenschaften widmet.

Momofuku Ando ist bekannt als ein Mann mit einer Vision, einer Leidenschaft und einer Kreativität, welche die Welt veränderten. Er lehrte vielen Menschen die Bedeutung von Erfindungsreichtum und Entdeckung durch seine einfache jedoch zugleich geniale Idee: eine Tasse Nudeln.

Cupnoodles Museum – zwei Tickets und so viel zu sehen

Wer das Cupnoodles Museum in Yokohama besuchen möchte, kann hierfür zwei Tickets erwerben. Das eine gilt als Ticket für das Museum selbst, welches man direkt betreten kann, nachdem man ein Ticket am Schalter gekauft hat. Ein weiteres Ticket ist für die Ramen Factory, in welcher man seine eigene Nudelkreation auf unterhaltsame Weise zusammenstellen kann. Dieses Ticket ist für einen bestimmten Zeitraum gültig, weswegen es je nach Besucherzahl sein kann, dass man erst einige Stunden warten muss, bevor man in die Cupnoodles Factory kommt.

Ein Abstecher zum Red Brick Warehouse

An sich ist das aber kein Problem, denn als Besucher hat man so die Möglichkeit, die anderen Bereiche des Museum entspannt zu erkunden. Ebenso ist es auch kein Problem, das Museum zu verlassen, um ein wenig die Umgebung zu erkunden, bevor man zurückkommt, um in die Factory zu gehen. Wenn etwas mehr Zeit vorhanden ist, lohnt es sich z. B. das berühmte Red Brick Warehouse zu besuchen, welches nur wenige Minuten vom Museum selbst zu erreichen ist.

Das Red Brick Warehouse bietet nicht nur ein klassisch anmutendes Ambiente, sondern auch zahlreiche Geschäfte, in denen man einzigartige Artikel nicht nur aus Japan selbst, sondern aus der ganzen Welt kaufen kann. Das Red Brick Warehouse repräsentiert besonders gut die besondere Bedeutung, welche die Hafenstadt Yokohama für die Öffnung Japans innehat.

So viele Nudeln

Nachdem man sein Ticket erhalten hat, geht man die Treppe hinauf in den zweiten Stock. Hier kann man als Erstes in einem großen Raum die schiere Anzahl der Cupnoodles von der ersten Variante der Chicken Ramen bis zu den heute neu veröffentlichten Geschmacksrichtungen bewundern. Nicht nur bekommt man hier ein Gefühl dafür, in welchem Zeitraum, welche Sorten besonders beliebt waren. Auch ist es sehr interessant zu sehen, wie sich das Verpackungsdesign zwar teilweise angepasst hat, man das originale klassische Design aber anhand von verschiedenen Elementen noch bis heute erkennen kann. Die Tradition der Instant Nudeln lebt nicht nur in ihnen selbst als Produkt, sondern auch im Design der Verpackungen.

Von den ersten Chicken Ramen, welche damals wie heute in einer kleinen Plastikverpackung angeboten werden, über die größeren quadratischen Schalen – aber auch die namensgebenden Tassen, welche heute jedoch nicht mehr aus Styropor, sondern aus Papier hergestellt werden. So kann man die ganze Bandbreite anschauen.

Das Leben von Momofuku Ando in Schrift, Bild und Ton

Als Nächstes widmet sich der größte Teil des Cupnoodles Museum dem Leben von Momofuku Ando und wie er das Leben von so vielen Menschen verändert hat. Mithilfe von vielen alten Fotos, interessanten Grafiken, und auch einem originalem Nachbau der Hütte, in welcher er schlussendlich die zündende Idee für die Konservierung der Nudeln hatte, wird dem Besucher das Leben des Cupnoodle Vaters nahegebracht.

Die Erfindung und Evolution der Cupnoodles

Eine wunderbare Idee dieses Teils der Ausstellung ist, dass man sich an verschiedenen Zitaten und Gedanken von Momofuku Ando bedient, um die Entwicklung der Instant Nudeln von den Chicken Ramen, bis zu den Space Ramen zu beschreiben. Die Worte und Ideen von Momofuku Ando stehen hier als Grundlage für die verschiedenen Schritte der Instantnudeln von damals bis heute. Wenn man sich die Zitate durchliest und daraufhin versteht, wohin seine Ideen geführt haben, fühlt man sich selbst auch ein wenig inspiriert und würde am liebsten sofort etwas Besonderes erfinden. Wie wäre es mit Instant Nudeln?

Hier sei jedoch erwähnt, dass der Großteil der detaillierten Informationen ausschließlich auf Japanisch zur Verfügung steht. Dies ist leider ein kleiner Negativpunkt, da die englischen Informationen alles nur recht knapp zusammenfassen. Dennoch bietet das Museum die Option eines mehrsprachigen Audioguides, welchen man sich auf sein Smartphone herunterladen kann. Schöner wäre es natürlich, würde es alle Informationen direkt zum Lesen in anderen Sprachen geben, jedoch ist die Nutzung des Audioguides eine sehr gute Alternative, wenn man sich darauf einlassen möchte.

Cupnoodles aus allen Teilen der Welt zum Probieren

Ein weiterer interessanter Teil des Museums ist der Noodles Bazar. Dieser relativ seicht ausgeleuchtete Raum, erinnert ein wenig an alte Filme aus dem Fernen Osten, welche das Straßenleben und die Ramenbars in Szene setzen. Hier kann man an kleinen Verkaufsautomaten Tickets für Nudeln verschiedener Stände kaufen. Diese basieren auf beliebten Gerichten verschiedenster Länder und beschränken sich dabei nicht ausschließlich auf Asien.

Hier kann man also, nachdem man bereits lange durch das Museum gelaufen ist und viel gestanden hat, ein wenig in rustikaler Atmosphäre entspannen und weitere Variationen der beliebten Cupnoodles probieren. Verrückterweise gibt es selbst Eiscreme mit Instantnudel-Geschmack zu kaufen. Auch hier haben wir uns dran versucht und es war gar nicht so schlimm, wie man es sich vielleicht vorstellt. Ob das nun aber das Eis ist, was ich an einem typischen heißen Sommertag probieren möchte, weiß ich nicht so recht.

Auf zur Cupnoodles Factory

Zweifelsohne ist der Besuch in der Cupnoodles Factory eines der Höhepunkte. Nachdem man sein Ticket vorgezeigt hat, geht man mit einer 500 Yen Münze zu einem Automaten und „kauft“ dort einen Becher. Dann reiht man sich wieder ein und wird zu einem Platz geführt, an dem man dem Becher neben dem bekannten Nissin Schriftzug auf einem freien Bereich ein eigenes Design verpassen kann. Hierbei gibt es einige Informationen zu beachten. Unter anderem soll man nicht über aufgedruckte rote Linien malen und auch das aktuelle Datum muss draufgeschrieben werden. Susann und ich haben uns also bei dem Design der Becher richtig schön ausgetobt, bevor wir uns dann zum nächsten Schritt begaben.

Als Nächstes gibt man seinen Becher an einer Theke ab, wo er in eine sich drehende Vorrichtung gespannt wird. Nun muss man selbst an einer Kurbel drehen, wobei der Becher dabei mit den jeweiligen Nudeln befüllt wird.

Danach geht es zur Auswahl der Zutaten. Hierbei wählt man aus verschiedenen Zutaten wie getrocknetem Gemüse, Fleisch und kleinen „Chips“ mit Hiyoko-chan darauf, dem Maskottchen der originalen Chicken Ramen. Hierbei sind auch keine Japanisch-Kenntnisse vonnöten, da man einfach mit dem Finger auf die gewünschten Zutaten zeigen soll. Dann kann man zusehen, wie der Becher geschlossen und auf einem Fließband in eine weitere Box fährt, worin er fest mit einer Folie verschweißt wird. Auf der anderen Seite kullert der Becher dann heraus und man kann sich mit ihm an den letzten Punkt bewegen.

Zuvor hat man von einem der Angestellten einen transparenten Beutel mit einem roten Band bekommen. Mit diesem geht man jetzt zu einem Tisch, steckt seine fertigen Cupnoodles in den Beutel und mithilfe eines Strohhalms und einer Pumpe bläst man den Beutel auf. Im Anschluss bindet man noch das Band an diesen und kann somit seine frisch verpackten Nudeln ganz bequem über die Schulter tragen. Das ist nicht nur ein wirklich spaßiges und abwechslungsreiches Erlebnis, sondern ist ebenfalls eine sehr kluge Marketingstrategie, denn jeder kann draußen sehen, dass man selbst im Cupnoodles Museum war.

Weitere Angebote des Museums

Neben der Cupnoodles Fabrik gibt es auch eine Chicken Ramen Fabrik, welche sich direkt nebenan befindet. Hier kann man mit einer vorherigen Reservierung bei einem Workshop selbst seine eigenen originalen Chicken Ramen herstellen. Wir waren leider selbst nicht bei diesem Workshop, aber ich glaube, dass das noch einmal für die Zukunft eingeplant werden sollte.

Ein weiteres Angebot richtet sich an die kleinen Besucher des Museum. Hierbei handelt es sich um den Cupnoodle Park, welcher ein kleiner Spielplatz ist. Dieser ist so angelegt, dass man das Gefühl bekommt, sich in einer kleinen Cupnoodle Fabrik zu befinden.

Auch der Museums Shop ist eine besondere Erwähnung wert. Hier kann man nicht nur verschiedene Fanartikel und Omiyage kaufen, wir haben dort eine wunderschöne Schüssel mit einem Hiyoko-chan Silikondeckel gekauft, und dabei weniger als 400 Yen bezahlt. Diese eignet sich hervorragend, um Chicken Ramen aufzugießen, oder andere Dinge in der Mikrowelle aufzuwärmen.

Ein Museum für alle Fans der Cupnoodles

Momofuku Ando hat mit der Erfindung der Instant Nudeln nicht nur indirekt die Welt verändert. Die weit verbreiteten Fertiggerichte fanden mit diesen Nudeln ihren Anfang. Das Museum geht mit dieser Geschichte auf einer interessanten und inspirierenden Weise um. Es gibt Möglichkeiten zum Genießen, zum Lernen, oder selbst aktiv zu werden. Es ist ein besonderes Museum, welches den Besuchern einiges bieten kann, denn für viele Menschen sind Instant Nudeln mehr als einfach nur Weizen in heißem Wasser.

Wer in der Region Osaka unterwegs ist und es nicht nach Yokohama schafft, der kann auch dort in ein originales Cupnoodles Museum gehen, welches sich in dem Ort befindet, in welchem Momofuku Ando die Chicken Ramen erfunden hat.

Weitere Artikel zu verschiedenen Museen, welche wir in Japan besucht haben, finden sich ebenfalls auf unserem Blog unter der Kategorie Museen.

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