Die Insel Ishigaki ist zwar nur eine von den zahlreichen Inseln, welche ein Teil der Präfektur Okinawa darstellen, doch ist sie nicht nur ein besonders beliebtes Urlaubsziel. Die Insel ist die größte der Yaeyama Inselgruppe und bietet aufgrund ihrer Lage und Geschichte gemeinsam mit ihren Nachbarn eine ganz eigene vielseitige Kultur.
Im Januar dieses Jahres haben wir eine Woche auf der Insel Ishigaki verbracht. Dies ist vielleicht nicht die optimale Zeit, um Okinawa zu besuchen, doch haben wir einige sehr interessante Begegnungen gehabt und auch sonst viele schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen können.
Wenn die Menschen, welche sich ein wenig mehr mit der Geschichte befassen, von Okinawa sprechen, sehen sie oftmals das Ryukyu Königreich als regierende Kraft des alten Okinawa an. Die Geschichte dieser Inselgruppen geht natürlich noch viel weiter zurück in die Vergangenheit.
Die Yaeyama Inseln selbst waren nicht immer ein Teil des Ryukyu Königreichs und wurden erst im 15. Jahrhundert in dieses integriert. Über die Zeit vor dieser Annexion gibt es nicht allzu viele Aufzeichnungen, doch einige Dinge sind bis heute bekannt.
Ursprünglich waren die Yaeyama Inseln von einem indigenen Volk mit dem Namen Yonaguni-Jima bewohnt. Dieses Volk hatte seine eigene Kultur und Sprache und bestand vor allem aus Fischern und Farmer, mit einem direkten Kontakt zu den Bewohnern anderer südostasiatischer Inseln und auch Taiwan.
Es gibt darüber hinaus eine sehr lebhafte Debatte über eine im Meer entdeckte Steinformation, in der Nähe der Insel Yonaguni. Diese Steinformation besteht aus geometrischen Formen, welche offenbar Terrassen, Stufen und Säulen repräsentieren.
Der Ursprung dieser Formation ist bis heute stark umstritten und reicht von einer rein natürlich entstandenen Felsformation, bis zu dem Gedanken darüber, es seien Überreste einer alten Stadt, welche durch eine Naturkatastrophe im Meer versenkt wurde. Eine besonders umstrittene Theorie besagt darüber hinaus sogar, dass dies die Überreste einer alten Stadt darstellt, welche gänzlich unter Wasser errichtet worden ist. Wer denkt hierbei nicht direkt an Atlantis?
Bevor das Ryukyu Königreich die Kontrolle über Okinawa übernahm, bestand die Inselgruppe aus drei Königreichen. Dies waren das Königreich Nanzan, Chuzan und das Königreich Hokuzan. Diese Königreiche wurden als Sanzan bezeichnet, was übersetzt „die drei Berge“ bedeutet. Das Königreich Chuzan vereinigte Okinawa, indem es im Jahr 1429 das Königreich Nanzan und im Jahr 1416 das Königreich Hokuzan besiegte und somit den Grundstein für das Ryukyu Königreich begründete.
Die Yaeyama Inseln bestehen insgesamt aus 19 Inseln, worunter Ishigaki, Iriomote, Taketomi, Yonaguni, Hateruma und Kohama die bekanntesten und größten dieser Gruppe sind. Dazu gesellen sich 13 kleinere Inseln. Die Yaeyama Inseln waren im Vergleich zu weiten Teilen des restlichen Okinawas kein Teil des Sanzan genannten Gebietes, welches sich die drei ursprünglichen Königreiche teilten. Die Yaeyama Inseln wurden lokal verwaltet und wurden erst später ein Teil des Ryukyu Königreichs, als dieses seine Grenzen weiter in Richtung der östlich gelegenen Sakishima Inseln ausweitete.
Angesichts dessen sind die Menschen auf Ishigaki und natürlich auch auf den anderen Inseln der Inselgruppe besonders stolz auf ihre eigene Identität und sind stets bestrebt daran, ihre kulturellen Wurzeln für die Zukunft zu bewahren.
Die Kultur der Menschen auf Ishigaki ist stark von der wechselhaften Geschichte, dem Klima und der Geografie bestimmt.
Die Insel Ishigaki gilt unter anderem als das Land der Poeten und wird auch als die Insel der Lieder und als das Land des Tanzes bezeichnet. Mithilfe der Sanshin, der Taiko Trommel und der Flöte hat die Insel auch einen ganz eigenen Stil der Volksmusik hervorgebracht, welche als Yaeyama min yo bezeichnet wird.
Die traditionelle Baukunst von Ishigaki verwendete lokale Holzarten, Bambus und Stroh, um damit Gebäude zu bauen, welche nicht nur in der Lage waren, starken Taifunen standzuhalten, sondern durch ihre erhöhte Bauweise auch vor Überflutung geschützt waren.
Die Insel Ishigaki ist außerdem bekannt für das besonders hochwertige Ishigaki Rindfleisch, welches in den verschiedensten Gerichten angerichtet wird. Egal, ob im Shabu-Shabu, als klassisches Steak, oder in roher Form als Sushi, das Ishigaki Rindfleisch bietet immer einen reichhaltigen Geschmack und eine besonders zarte Konsistenz.
Selbstverständlich haben sich nach der Integrierung in das Ryukyu Königreich auch dessen Aspekte auf der Insel Ishigaki und ihren Nachbarinseln verbreitet. Diese kulturellen Einflüsse haben sich mit den eigenen vermischt und dabei einige bis heute erkennbare Facetten erhalten.
Die Insel bietet einen ganz eigenen Dialekt, welcher als Yaeyama Sprache bezeichnet wird. Dieser Dialekt ist eine Variation der alten Ryukyu Sprache, welche nach der Übernahme Okinawas durch Japan heute beinahe ausgestorben ist. Die Yaeyama Sprache verwendet außerdem zahlreiche Worte aus dem Chinesischen und weiteren Sprachen der umliegenden Länder.
Auf der Insel Ishigaki findet man eine ganz eigene Form der Religion, welche als Ryukyuan Shinto bezeichnet wird. In dieser Form des Glaubens werden zahlreiche Götter sowie Naturgeister verehrt. Doch auch die Vorfahren und Gegenstände des Haushaltes sind ein wichtiger Bestandteil der religiösen Kultur auf der Insel. Heilige Orte werden auf der Insel als Utaki bezeichnet, und sind immer wieder der Ort religiöser Zeremonien und Feste.
Auf der Insel Ishigaki findet man außerdem eine eigene Form der Stoffherstellung und der Indigo Färbekunst, welche als Yaeyama Minsa, oder auch als Yaeyama Jofu bezeichnet wird. Das auffälligste dabei sind die geometrischen Muster auf den Stoffen, welche Freundschaft und Liebe repräsentieren sollen.
Wir sind mit dem Flugzeug von Tokyo bis nach Ishigaki geflogen, was ein relativ angenehmer Flug gewesen ist. Wir hatten uns im Vorfeld bereits ein Auto gemietet und wurden am Flughafen von dem Fahrer begrüßt, welcher uns mit einem kleinen Bus zur Autovermietung gefahren hat. Nach einer Anmeldung und ein paar Erklärungen haben wir uns auch direkt auf den Weg gemacht, die Insel zu erkunden.
Da wir erst zum Abend einchecken konnten, haben wir den Tag genutzt, um die ersten Erkundungen auf Ishigaki zu unternehmen. Natürlich suchten wir nach Möglichkeiten, das wundervolle Meer, welches die Insel umgibt, zu bewundern. Auch haben wir an einem kleinen Parkplatz am Straßenrand gehalten, weil uns dort ein winziger Bus aufgefallen war, welcher Kaffee, Eis und andere Leckereien anbot.
Das ist einer der schönen Aspekte der Inseln von Okinawa, dass man dort überall am Straßenrand etwas entdecken kann. Sei es ein kleiner Parkplatz mit einem Weg hinunter zu einem verstecken Strand, ein Wanderpfad in einen kleinen Wald hinein oder die Möglichkeit, bei einem kleinen Foodtruck, Café oder Restaurant etwas zu essen. Es lohnt sich auf diesen Inseln ganz besonders, die primären Touristenhotspots zu verlassen, um die Region vollständig auf eigene Faust zu erkunden – Ishigaki ist da keine Ausnahme.
Wie schon auf den Hauptinseln von Japan ist es auch auf dem eher ländlichen Ishigaki nicht immer leicht, abseits des Zentrums etwas zu essen zu finden. Besonders dann, wenn man außerhalb der eigentlichen Hauptsaison unterwegs ist oder zu etwas späterer Stunde etwas finden möchte – wir sprechen hier von Zeiten nach 16:00 Uhr. Viele Läden haben darüber hinaus auch gar nicht jeden Tag in der Woche geöffnet und mehrere Ruhetage. Deswegen ist es wichtig, sich im Vorfeld der Reise und noch besser am Morgen des jeweiligen Tages ein wenig darüber zu informieren, was genau wo und zu welcher Zeit geöffnet hat.
Während man in den großen Städten Japans Conbinis an jeder Ecke finden kann, ist dies auf dem Land und vor allem auf den kleineren Inseln eher weniger der Fall. Was uns allerdings überrascht hatte, war, dass es auf Ishigaki relativ viele Getränkeautomaten gibt, bei denen man sich zu jeder Zeit etwas zu trinken holen kann. Das ist auf der Hauptinsel abseits der Städte nicht immer der Fall und da sucht man dann schon oftmals ein wenig länger.
Viele Orte, bei denen wir am ersten Tag zu Abend essen wollten, hatten bereits geschlossen, oder überhaupt an diesem Tag einen Ruhetag. Doch wurden wir zum Glück ganz in der Nähe unserer Unterkunft fündig. Hier konnte man im Freien ein leckeres Ishigaki Barbecue genießen, oder frisch zubereitete koreanische Küche. Der japanische Besitzer, stellte sich selbst als Ka chan vor und erklärte uns, dass seine Frau aus Korea ist, weswegen er mit ihr gemeinsam diesen Ort (Glide Style) eröffnet hat.
Sein Barbecue ist laut ihm nicht nur bei den Einheimischen sehr beliebt, was ihm durch die Pandemie geholfen hatte, sondern auch bei den zahlreichen Besuchern aus dem Ausland. Ka chan war extrem genki und rannte umher, und war zwischendurch immer für eine kleine Unterhaltung zu haben. Wir entschlossen darüber hinaus, am 17.01., was mein Geburtstag sein sollte, ein Barbecue zu reservieren. Bevor wir uns auf den Weg zu unserer Unterkunft machten, erklärte Ka chan uns noch, dass man hier das ganze Jahr über Glühwürmchen sehen kann, diese heißen auf Japanisch Hotaru.
Er zeigte uns auch einen Ort, wo man sie besonders sehen konnte, und während ich bereits einige erkennen konnte, hatte Susann ihre Brille im Auto vergessen und ihre Nachtblindheit wurde ihr zum Verhängnis.
Wir erreichten unsere Unterkunft einige Minuten zu spät, doch wir wurden sehr freundlich von André und seiner Frau Shizuka empfangen, welche die Unterkunft weit ab vom Zentrum im nördlichen Teil der Insel zur Verfügung stellten. Aber es waren nicht nur Shizuka und ihr Mann, sondern auch ihre Ziege mit dem klangvollen Namen Hannelore, oder kurz Hanni chan, welche uns über die nächsten Tage auf der Insel Ishigaki freundlichst versorgen und unterstützen sollten.
Die Unterkunft bestand aus einem schönen Zimmer im Erdgeschoss mit einer wunderschönen Terrasse umgeben von der vielseitigen Natur Ishigakis. Zahlreiche Pflanzen, aber auch viele Tiere gab es hier zu entdecken. Da man zum Badezimmer oder zur Küche das eigentliche Zimmer verlassen und einmal um das Haus gehen musste, sollte man allerdings nicht allzu viel Angst vor Kröten, Spinnen und anderen Tieren haben, da diese sich in der Nacht in dieser tropischen Stimmung besonders wohlfühlen.
Hat jemand eine Ahnung davon, was für Geräusche Geckos machen? Wir wussten nicht einmal, dass sie welche machen. In der Nacht wurden wir mit einem von einem seltsamen Geräusch aus dem Schlaf gerissen. Es klang wie eine Mischung aus Klopfen und Schnalzen und es sorgte auf jeden Fall dafür, dass unser Herzschlag richtig auf Touren kam.
Wir wussten nicht, was es für ein Geräusch das war und man fragte sich natürlich, ob vielleicht ein großes Insekt es geschafft hatte, in das Zimmer zu kommen, um uns nun einen Schrecken einzujagen. Nachdem das Geräusch noch ein weiteres Mal ertönte, verlief der Rest der Nacht jedoch ruhig und am nächsten Tag machte sich Susann erst einmal daran, im Internet zu recherchieren, was das eventuell für ein Tier gewesen sein könnte.
Dieser Gecko, oder wahrscheinlich eher sehr viele von ihnen, begleiteten uns durch den gesamten Aufenthalt. Am zweiten Abend entdecke Susann einen solchen in der Ecke unseres Zimmers dicht unter der Decke. Nach einer Weile und nachdem wir die Klimaanlage von der Wand entfernt hatten, konnten wir einen von ihnen einfangen und nach draußen setzen. Nachdem die Nacht dann sehr ruhig verlaufen war, hatten wir auch gedacht, dass das Gecko Problem gelöst sei.
Doch offenbar befanden sich die Tiere im Innern der Baustruktur des Hauses und somit hatten wir daraufhin jede weitere Nacht mit ihren lauten Geräuschen zu tun. Die Nächte waren daher leider nicht ganz so entspannend wie wir uns das eigentlich erhofft hatten, doch sind das selbstverständlich Dinge, mit denen man rechnen muss, wenn man wirklich nahe der Natur von Japan übernachten möchte.
Wie wir bereits zu Anfang erwähnt hatten, ist der Januar womöglich nicht die ideale Reisezeit, um die Präfektur Okinawa zu besuchen. Je nach Tag kann es einmal einen kompletten Tag durchregnen, oder extrem starke Winde machen die Erkundung entlang der Küste zu einem Abenteuer. Dennoch sei hier auch erwähnt, dass trotz der Unbeständigkeit des Wetters, die Temperaturen im Vergleich zu den anderen Inseln des Landes in Okinawa angenehm mild sind, und auch Moskitos sind zu dieser Zeit noch weniger ein Problem.
Darüber hinaus, sorgt diese Jahreszeit außerdem nicht nur dafür, dass eine Insel wie Ishigaki von wesentlich weniger Menschen besucht wird, und man so das Leben abseits des Tourismus auf der Insel direkter erleben kann.
Kurz nach unserer Ankunft hatten wir eine schöne Begegnung an einer der zahlreichen Klippen der Insel. Ein Vater hatte mit seiner Tochter einen kleinen Stand mit selbstgebastelten Schmuckstücken und Glücksbringern aufgebaut. Während der Vater selbst nur Japanisch sprach, begrüßte uns das kleine Mädchen auf Englisch und zeigte uns die beliebtesten Artikel.
Kleine Anhänger aus Muscheln und mit leuchtenden Steinen gehörten offenbar zu den Bestsellern, dieses kleinen Familienbetriebs. Bei so einem herzlichen Empfang kann man natürlich nicht einfach wieder gehen, ohne vorher etwas zu kaufen, oder?
Einen Tag hatten wir entlang einiger Küstenlinien von Ishigaki einen solch starken Wind, dass es nicht nur schwer war, überhaupt geradezustehen, geschweige denn Fotos zu machen. Es war auch an einigen Ecken sehr gefährlich, dort zu gehen, da nicht überall schützenden Geländer vorhanden waren.
Dennoch war es die perfekte Gelegenheit, die mächtigen Wellen Ishigakis als Foto oder Video festzuhalten, während sie gegen die Felsen schlugen. Zwei Mädchen hatten ebenfalls sehr damit zu kämpfen, voranzugehen, und wurden immer wieder von den extremen Böen nach hinten gedrückt.
Die Stadt Ishigaki selbst mag vielleicht nicht der Hauptgrund sein, warum man diese Insel besucht, doch hat diese ebenfalls ihren eigenen Charme. Zwar ist sie selbst nicht so groß, doch bietet sie zahlreiche Geschäfte, um lokale Spezialitäten zu probieren, regionale Handwerkskünste zu bewundern, oder auch entsprechende Artikel zu kaufen.
Wie es sich für Okinawa gehört, gibt es auch hier verschiedene Produkte aus der violetten Süßkartoffel, Beniimo genannt. Die intensive Farbe allein kann schon ein Grund sein, etwas zu kaufen, denn solch eine Intensität findet man wahrscheinlich ohne künstliche Zusätze auf sonst keiner Speisekarte in Japan. Auch gibt es hier die Möglichkeit, eine Coin Laundry zu nutzen, wenn die eigene Unterkunft keine Waschmaschine anbietet, oder man die Verantwortung über die eigene Wäsche lieber selbst übernehmen möchte.
Vom Hafen der Stadt Ishigaki hat man außerdem die Möglichkeit, weitere Inseln der Yaeyama Inselgruppe zu besuchen. z. B. Iriomote, oder Taketomi. Wir hatten die Inseln dieses Mal nicht besucht, aber das steht für die Zukunft noch auf unserer To-do-Liste.
Neben kleinen Snacks bietet die Stadt selbstverständlich auch zahlreiche weitere Möglichkeiten, um auch ein wenig luxuriöser zu speisen. Vor unserer Reise hatten wir uns einen Platz in einem Restaurant reserviert, welches sich ausschließlich auf hochwertiges Ishigaki Rindfleisch spezialisiert hat.
Während man an einem Tresen saß, wurde das Essen direkt vor einem zubereitet und aufgrund dessen, dass das Restaurant zu dieser Zeit nicht so stark besucht war, hatten wir zahlreiche Möglichkeiten, uns mit dem Koch zu unterhalten.
Während das Fleisch selbstverständlich der absolute Höhepunkt des Abends war, war aber auch der frisch zubereitete Salat, und der lecker mit Knoblauch angebratene Reis ein Genuss für die Augen und den Geschmackssinn. Beinahe zwei Stunden haben wir gesessen und die entspannte Atmosphäre genossen. Hier hat man auf jeden Fall den höheren Preis, welchen wir für dieses Erlebnis bezahlt haben, geschmeckt.
Ishigaki ist, neben dem Wandern in der Natur und den zahlreichen Stränden, ebenfalls bekannt für die Möglichkeit, auf Pferden entlang des Meeres zu reiten. Während ich selbst schon relativ viel Erfahrung mit dem Reiten auf Pferden hatte, hat Susann selbst noch nicht allzu viel Zeit auf diesen wundervollen Tieren verbracht.
Wir hatten uns aufgrund meines Geburtstages neben dem Ishigaki Beef auch eine Tour mit den Pferden gebucht. Während es an vielen der anderen Tagen ziemlich bewölkt war, hatten wir an diesem Vormittag das Glück, wunderschönes Wetter genießen zu können. Die Temperaturen waren sehr angenehm, die Sonne strahlte und vereinzelte Wolken waren am sonst blauen Himmel auszumachen.
Nach einer kurzen Einleitung ging es direkt auf die Pferde und es fühlte sich für mich an, als hätte ich nicht vor 20 Jahren das letzte Mal auf einem Pferd gesessen. Auch Susann hat sich wirklich gut gehalten, und während wir mit unseren Pferden entspannt den Strand entlang wanderten, unterhielten wir uns mit den Betreuern der Pferde. Eine von ihnen lebte eigentlich in Osaka und kommt regelmäßig nach Ishigaki, um dort mit den Pferden zu arbeiten.
Eine junge Französin war ebenfalls nur eine begrenzte Zeit auf der Insel und lebte eigentlich in Naha, auf der Hauptinsel von Okinawa. Sie wollte die Chance nutzen, ein wenig Reiterfahrung zu sammeln und war während unseres Ausrittes primär dafür verantwortlich, die Hinterlassenschaften der Pferde einzusammeln.
Wenn man sich mit Japanern über die Unterschiede der eigenen Sprachen unterhält, kommt es darüber hinaus immer wieder zu witzigen Situationen. Ich möchte an dieser Stelle nur einmal Pferdeäpfel nennen, welche wortwörtlich übersetzt auf Japanisch Uma (Pferd) Ringo (Apfel) heißen würden.
Als wir eine kleine Pause machten und die Pferde am Rand des Strands haben fressen lassen, schien sich unsere Begleitung aus Osaka auch sehr darüber zu freuen, dass mein Pferd während des Essens gefurzt hatte. Der Humor aus Osaka ist schon sehr speziell, oder?
Zum Abschluss meines Geburtstages auf Ishigaki hatten wir an unserem ersten Abend noch einmal ein Barbecue ganz in der Nähe unserer Unterkunft reserviert. Pünktlich erreichten wir Ka chan und wurden auch sofort freundlich von ihm begrüßt und zum Ort für das Barbecue begleitet.
Während er uns zahlreiche Leckereien anrichtete, begann Susann sofort damit, die verschiedenen Köstlichkeiten zu grillen. Ka chan leistete uns die gesamte Zeit Gesellschaft und während wir also grillten und aßen, lernten wir viel über ihn, sein Leben auf der Insel, aber auch über die Insel selbst. Beispielsweise erfuhren wir, dass es auf der Insel Fledermäuse mit einer gesamten Flügelspannweite von 40 cm gibt. Dagegen sind die kleinen Fledermäuse, welche bei uns zu Hause in Tokyo oftmals wirr entlang des Flussufers fliegen, winzig.
Auch am Abend blieb das Wetter wunderschön und wir hatten endlich die Möglichkeit, den berühmten Ishigaki Sternenhimmel zu bewundern. Nach unserem Essen gingen wir zurück zu unserer Unterkunft, holten unsere Kameras und das Stativ und gingen bis zu dem kleinen versteckten Strand ganz in der Nähe. Da es hier keinerlei Lichtquellen gab, hatten wir noch eine kleine Lampe mitgenommen, welche wir tragen oder auf den Boden stellen konnten, sonst wären wir wahrscheinlich bis in das Wasser gelaufen.
An diesem Abend versuchte Susann sich zum ersten Mal an der Fotografie eines Sternenhimmels und was soll man anderes sagen außer, dass die Ergebnisse faszinierend geworden sind. Ich versuchte auch eine sogenannte Starlapse Funktion mit meiner Videokamera, bei welcher der Sternenhimmel über eine gewisse Zeit aufgenommen wird, um die Bewegungen am Himmel einzufangen. Das Ergebnis als solches war auch sehr gut, aber ich hätte die Kamera viel länger stehen lassen müssen, um ein Video von mindestens 10 Sekunden zu bekommen.
Wie schon geschrieben, waren die Winde teilweise sehr stark, doch das sorgte natürlich zur gleichen Zeit für wunderschöne Szenerien entlang der Küstenlinien. Während eines Tages, an dem der Wind ein wenig schwächer war, beschlossen wir daher, ein abgelegenes Feld aufzusuchen, um dort einige Aufnahmen mit der Drohne zu machen. Es lief auch relativ gut und ich konnte einige faszinierende Aufnahmen machen bis die Drohne plötzlich kurz vor dem Rückflug von einer Windböe (ich gehe davon aus, dass es eine war), erwischt wurde. Ich sah nur noch, wie die Kameraansicht auf dem Smartphone sich drehte und dann die Drohne nach unten stürzte.
Die Panik war selbstverständlich erst einmal groß. Während Susann im Auto saß und davon nichts mitbekommen hatte, stiefelte ich durch das hohe Gras und machte mich auf die Suche. Ich versuchte, aufgrund des Ortes, welche mir die Drohne per GPS übermittelte, den Ort zu finden, wo sie lag. Dieser befand sich doch unglücklicherweise an einem Hang voller relativ hoher Pflanzen und somit konnte ich sie nur schwer ausmachen. Die Batterie der Drohne wurde immer schwächer, und abgesehen davon, dass da gerade ca. 1000 Euro im Dreck lagen, wollte ich natürlich auch nicht, dass die Drohne mit Ihrer Batterie in der Natur von Ishigaki verbleibt und dann den Boden verunreinigt.
Fast hatte ich es aufgegeben, bis mir bewusst wurde, dass ich in meiner Panik die Anzeige auf dem Handy mit der Position falsch gelesen hatte. Somit schaffte ich es, sie inmitten der Büsche zu finden, nachdem ich ihre LED Lichter im Gestrüpp ausmachen konnte. Ein Propeller war abgerissen, aber das war ein guter Preis für dieses kleine Unglück.
So vorsichtig man immer sein kann, so gut die Witterungsverhältnisse auch sein mögen, es kann immer einmal sein, dass eine Drohne vom Himmel fällt. Daher ist es essenziell, nicht nur die nationalen und regionalen Regeln für den Drohnenflug zu beachten. Es ist auch wichtig, selbst die Verantwortung als Drohnenpilot höher einzustufen als den blinden Wunsch nach tollen Aufnahmen. Achtet immer darauf, nur dort zu fliegen, wo keine anderen Personen in der Nähe sind.
Weitere Informationen zum Drohnenflug in Japan und seinen Regeln findet ihr in unserem passenden Artikel: Eine Drohne fliegen in Japan.
Unsere Gastgeber Andre und Shizuka waren, wie wir ja bereits gesagt haben, unheimlich lieb. Sie informierten uns nicht nur über alle Restaurants und andere Sehenswürdigkeiten auf der Insel, sondern versorgten uns auch beinahe täglich mit lokalen und selbst zubereiteten Spezialitäten. Von leckeren Süßigkeiten, bis zu frischem Tee, wurden wir regelmäßig überrascht. Auch wurde die Terrasse regelmäßig neu mit Blumen dekoriert, bis die Hausziege Hanni chan wieder einmal überzeugt war, die Dekoration aufessen zu müssen.
Eines mussten wir vor unserer Abreise auch noch probieren, und zwar Souki Soba. Souki Soba ist eine Art der Okinawa Soba, bei dem saftiges Fleisch über eine sehr lange Zeit bei niedrigen Temperaturen gegart wird. Diese Zubereitung kommt aus der Zeit des Ryukyu Königreichs und es wirklich wert, probiert zu werden.
Uns wurde ein ganz im Norden verstecktes Restaurant empfohlen, welches im Innern eher aussah wie eine kleine Schulkantine. Sofort fielen uns auch die Hinweise auf, dass man hier keine Fotos machen darf. Ferner erfuhren wir von André, dass der Chefkoch selbst niemanden zur Hilfe beim Kochen anstellen will, da er das Geheimnis der Zubereitung auf keinen Fall weitergeben möchte.
Wir haben schon wirklich viel zartes Fleisch gegessen, aber so etwas Feines wie das hier angebotene Souki Soba ist mir noch nicht untergekommen. Nicht nur, dass es im Mund direkt zu schmelzen begann. Schon beim Anheben mit den Stäbchen begann das Fleisch, sich langsam aufzulösen und zu zerfließen. Was hier vielleicht ein wenig unappetitlich klingen mag, war ein unvergleichlicher Genuss, welcher aber auch unheimlich schnell satt machte. Ich bin kein Mensch, der sich unbedingt immer nach einem bestimmten Gericht sehnt, doch an Souki Soba muss ich ständig denken.
Einen weiteren Ort, welchen wir unbedingt einmal besuchen wollten, war neben dem Yaeyama Kulturmuseum auch das Yaima Mura, welches ein wenig Ähnlichkeit zum Ryukyu Mura auf der Hauptinsel von Okinawa hat. Das Yaima Mura bietet verschiedene original erhaltene Gebäude aus der alten Zeit. Diese wurden von anderen Orten der Insel unter größter Sorgfalt an ihren neuen Platz gebracht und bietet inmitten der wunderschön farbenfrohen Natur der Insel zahlreiche lehrreiche Einblicke in das Leben der Menschen der Yaeyama Inseln.
Die Wohnhäuser verschiedener Berufsgruppen, aber auch Rängen innerhalb der Gesellschaft, konnten hier nicht nur von außen betrachtet, sondern auch entspannt im Detail erkundet werden.
Auch gab es eine kleine musikalische Vorstellung eines älteren Herren und seiner Sanshin. Dabei spielte und sang er nicht nur verschiedene traditionelle Lieder. Er spielte auch den bekannten Song Shima no Uta, welcher ursprünglich von der Band The Boom stammt, jedoch in vielen Variationen von Musikern in Okinawa aufgegriffen wurde und regelmäßig im Radio zu hören ist. Kaum ein Song beschreibt einem nur durch seine Melodie die Sehnsucht nach den Inseln von Japan.
Neben eines Mangrovenwald, bietet das Yaima Mura noch ein weiteres Highlight in Form des Waldes der Totenkopfäffchen. Auf Japanisch heißen diese Affen Risu Saru, was Eichhörnchenaffe bedeutet.
Dieser Wald war so angelegt, dass sich die Tiere völlig frei in einem relativ großen Bereich bewegen konnten. Dabei saßen sie nicht nur in den Bäumen oder auf den Zäunen, sondern ihre Neugierde verleitete sie auch dazu, sich auf die Besucher zu setzen. Dabei blieb es oftmals nicht nur bei einem Äffchen, sondern mal waren es zwei, drei oder mehr Äffchen, welche sich auf die Schultern, die Hände oder auf die Beine setzen, wenn man sich ruhig auf den Boden hockte.
Eventuelle Taschen musste man in einem vorher abgesperrten Bereich zurücklassen und auch vor Ort waren mehrere Angestellte, welche nicht nur für die Fütterung der Tiere verantwortlich waren, sondern auch darauf achteten, dass alles sicher und friedlich ablief. Als sie eine große Schüssel mit Obst ausschütteten, waren es nicht nur die gelb-brauen, Äffchen, welche über einen hinweg stürmten, um zu speisen, sondern auch zahlreiche Vögel kamen von oben herab, was nicht selten zu Auseinandersetzungen führte.
Eigentlich hatte Susann noch nie ein besonders gutes Verhältnis zu Affen, warum das so ist, kann sie besser selbst erklären, aber die kleinen Äffchen hier im Yaima Mura konnten dann doch sehr schnell ihr Herz gewinnen. Neben zahlreichen Fotos und Videos, welche wir mit ihnen machen konnten, lernten wir auch, dass sie von allen Früchten Orangen am wenigsten mögen, da sie diese viel zu lange kauen müssen und darauf keine Lust haben.
Die Insel Ishigaki war nun die dritte Region, welche wir zusammen in Okinawa besucht hatten. Auch hier hat sich gezeigt, dass weniger bekannte Urlaubsziele, weit mehr zu bieten haben als die typischen Aspekte, welche oftmals in den Reiseführern vorgestellt werden. Besonders wenn man die Insel selbst mit einem Auto erkundet, welches man vor Ort mietet, kann man so unglaublich viele Facetten der Insel kennenlernen, dass dieser Artikel hier gar kein Ende finden würde.
Wir werden somit ganz bestimmt einmal mehr nach Ishigaki fliegen, um dann eine andere Jahreszeit zu erleben. Während die Hauptinsel von Okinawa sich vor allem durch die Einflüsse des Ryukyu Königreichs vom restlichen Japan unterscheidet, bietet Ishigaki noch zahlreiche weitere Aspekte, wie eine wunderschöne Tropfsteinhöhle, welche zum vielseitigen Gesamtbild von Japan gehören.