Filmreview – Cure (1997)

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Letzten Freitag entschlossen wir uns dazu, den japanischen Film Cure aus dem Jahr 1997 zu schauen. Ich war in diversen Filmforen immer wieder über diesen Namen gestolpert. Ein Detektiv, der eine mysteriöse Mordserie aufklären will – das klingt doch spannend! Was wir zu sehen bekamen, war letztlich dann aber doch viel tiefgründiger und spannender, als wir gedacht hätten.

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

  • Drehbuch & Regie: Kiyoshi Kurosawa
  • Darsteller:
    • Kōji Yakusho als Takabe
    • Masato Hagiwara als Mamiya
    • Tsuyoshi Ujiki als Sakuma
    • Anna Nakagawa als Takabe’s Ehefrau
    • Yoriko Dōguchi als Dr. Akiko Miyajima
    • Yukijirō Hotaru als Ichiro Kuwano
    • Denden als Oida
    • Ren Osugi als Fujiwara
    • Masahiro Toda als Tōru Hanaoka
    • Misayo Haruki als Tomoko Hanaoka
    • Shun Nakayam als Kimura
    • Akira Otaka als Yasukawa
    • Shôgo Suzuki als Tamura
    • Touji Kawahigashi als Psychater
    • Hajime Tanimoto als Takabe no shachô
  • Originalsprache: Japanisch
  • Länge: 112 Minuten

Kiyoshi Kurosawa

Der Regisseur wird vielen vielleicht schon bekannt sein, denn er gilt als einer der Vorreiter im japanischen Horrorfilm-Genre. Er führte ebenso bei Pulse (2001) Regie, welcher im Japanischen Kairo heißt. Pulse haben wir auch schon gesehen, doch dummerweise am helllichten Tag, wodurch ich kaum etwas in den Schatten erkennen konnte. Also steht Pulse auch noch einmal auf unserer Liste.

Kurz nach Cure kamen Werke wie Ring oder Ju-on auf den Markt, also führt dieser Film eine Reihe an, die auf der ganzen Welt bekannt und beliebt ist. Dennoch ist Cure selbst weniger bekannt, aber dennoch ein Kleinod, welches heraussticht. Der Film wurde kurz nach der Veröffentlichung gelobt, insbesondere für seine stimmungsvolle Atmosphäre und Optik.

Interessanterweise hat Kurosawa eine sehr ruhige Art zu erzählen und legt Wert auf die Darstellung von Zerfall und Leere, gerade auch, was die Umgebung angeht. Verlassene Gebäude tragen dazu bei, dass man sich primär auf die Charaktere konzentriert, um die sich die Geschichte dreht. Man hat teilweise fast das Gefühl, man würde ein Theaterstück betrachten.

Die Geschichte von Cure

Wir werden relativ in die Geschichte hineingeworfen, mit einem Mord. An sich, nichts Ungewöhnliches. Doch der Hauptcharakter Polizist Takabe ist sich nicht so sicher. Der Toten ist ein X in den Hals- und Brustbereich geritzt und auch der Mörder ist nicht weit entfernt und geständig. Was aber fehlt, ist ein Motiv. Auch hier könnte man noch denken: Na ja, man weiß eben nicht immer, was jemand anderen zum Mord treibt. Allerdings gibt es jedoch noch ein paar andere Morde: Andere Opfer, das gleiche X, andere geständige Mörder, aber kein Motiv. Könnte hier also etwas Größeres dahinterstecken?

Plötzlich finden wir uns an einem Strand in Chiba wieder, was ich sogar richtig erraten habe, als Sebastian googelte, wo dieser breite Strand liegt! Hier begegnen wir Mamiya, welcher an Gedächtnisverlust zu leiden scheint. Und während ein armer Tropf versucht, ihm zu helfen, wird auch dieser letztlich einer der Mörder, die sich nicht erinnern können, warum sie gemordet haben. Ist also Mamiya an allem Schuld?

Aber wenn ja, was genau geht da vor sich? Und was genau hat das Thema der Hypnose mit allem zu tun? Wir möchten nicht zu weit vorgreifen, was die Geschichte angeht, aber in den 112 Minuten Filmlänge bietet Cure perfekte Unterhaltung, ohne seine Ruhe zu verlieren.

Stilmittel und Beobachtungen

Etwas, was auffällt, ist die Kameraführung in Cure, welche uns mitten in die Geschichte von Cure hineinzieht und recht statisch wirkt und etwas losgelöst von allem, was eigentlich sonst auf dem Fernseher passiert. Dies liegt auch daran, dass wir weder weit weg sind, noch dicht dran, was die Charaktere angeht. Meist werden wir auf Abstand gehalten und Räumlichkeiten werden so genutzt, dass nur die Personen Ihre Plätze ändern, was wiederum sehr ans Theater erinnert.

Die Umgebung wirkt oftmals alt und verlassen, und die Farben Orange und zum Ende hin Blau bieten kleine Akzente. Ansonsten wirkt vieles bräunlich oder gräulich. Auch die Figuren scheinen ohne große Gefühlsanwandlungen zu sein. Die Mörder wirken gleichgültig, doch in Takabe scheint sich schrittweise die Wut so sehr anzustauen, dass sie rausmuss.

Ein interessanter Aspekt ist, wie losgelöst von den anderen Figuren jeder scheint. Auch gibt es kleine Einblicke in die japanische Gesellschaft. 20 Polizisten stehen an den Schauplätzen der Morde herum, zwischenmenschliche Beziehungen gibt es kaum, die Arbeit steht an erster Stelle. Auch um die Beziehung zu seiner Frau kümmert sich Takabe kaum, welche an einer Krankheit zu leiden scheint und allmählich wichtige Dinge vergisst oder nicht mehr weiß, wo sie sich befindet.

Der ständig laufende Wäschetrockner ist ein Symbol hierfür, welcher von ihm ständig ausgemacht und von ihr wieder angeschaltet wird, ohne dass sich Wäsche in ihm befindet. Auch hier Arzt scheint keine große Hilfe zu sein und kann kaum helfen bei der Verschlechterung ihres Geistes. Man fragt sich bei dem gezeigten auch, ob er sich eigentlich darum bemüht.

Ebenso wird auf die Geschlechterrollen hingewiesen und den schweren Stand von Frauen im medizinischen Bereich. Auch heute noch sieht es mit der Gleichberechtigung leider nicht allzu gut aus in Japan.

Eine Reise, die sich lohnt

Cure ist ein interessanter Thriller, welcher einen zum Nachdenken bringt und auf vielerlei Arten interpretiert werden kann. Auch wenn der Film ruhig ist, bietet er dennoch Spannung und gerade das Zusammenspiel von Takabe und Mamiya ist grandios, wenn auch sehr frustrierend zur gleichen Zeit.

Die letzte Szene von Cure lässt Platz zum Nachdenken und weist darauf hin, dass es eigentlich noch weitergeht. Ist eine Heilung in dem Sinne überhaupt möglich? Um es mit Mamiyas Worten abzuschließen: Alle Dinge, die früher in mir waren … jetzt sind sie alle draußen.

Wer es etwas abgedrehter mag, sollte sich auch den japanischen Film House von 1977 nicht entgehen lassen, zu dem wir ebenso ein Review geschrieben haben.

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