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Leben in Japan

Weihnachten in Japan – Hühnchen, Weihnachtsmann und Kuchen

Weihnachten in Japan ist etwas, was einem bereits von Anfang November bis in das neue Jahr immer wieder auf unterschiedliche Arten begegnet. Es ist eine Zeit, welche von den Menschen zwar zumeist völlig anders wahrgenommen wird als in westlichen Ländern, aber dennoch auf eine ähnliche Weise erlebt wird.

In diesem Artikel möchte ich ein wenig etwas über die Weihnachtszeit in Japan schreiben. Über ihre Geschichte und aber auch über die zahlreichen Facetten, welche oftmals von Übersee kommen und sich mit eigenen japanischen Traditionen vermischen.

Eine lange und wechselhafte Geschichte

Im Gegensatz zu vielen anderen Nationen hat Weihnachten in Japan für die meisten Menschen keinen religiösen Hintergrund. Dennoch bezieht sich das Weihnachtsfest in Japan nicht, wie man vielleicht vermuten würde, auf die moderne Version, welche man gerne als Kommerz abstempelt. Weihnachten in Japan, sondern blickt auf eine Geschichte zurück, die bis auf das Jahr 1549 zurückgeht, als das Christentum als Religion nach Japan gebracht wurde. Auf diese Zeit gehen die ersten Aufzeichnungen zum Weihnachtsfest in Japan zurück.

Das Christentum als Religion hat seinen Ursprung beim spanischen Missionar Francis Xavier, welcher zu dieser Zeit in Kagoshima angekommen war. In den darauffolgenden zwei Jahren missionierte er in Orten wie Hirado und Yamaguchi und taufte dabei mehr als 500 Menschen. 1551 wurde er in die Stadt Oita eingeladen, wo er als Missionar tätig war. Er gründete außerdem im Jahr 1553 die Funai-Kirche in der Provinz Bungo.

Dann kehrte Xavier nach Indien zurück, der Ausgangsbasis für die Missionsarbeit im Osten, wobei er vier junge japanische Männer mitnahm. Er beabsichtigte, seine Missionsarbeit in China fortzusetzen, starb jedoch 1552 außerhalb des Hafens von Guangdong. Von der katholischen Kirche wurde er 1622 heiliggesprochen.

Ab dem Jahr 1587 wurde die Zeit der Christen in Japan allerdings problematischer. Der Daimyo Toyotomi Hideyoshi verhängte in diesem Jahr ein Dekret, welches das öffentliche Propagieren des Christentums verbot und forderte zahlreiche christliche Missionare auf, das Land zu verlassen. Im selben Jahr ließ er sechs Missionare und 20 japanische Christen in der Stadt Nagasaki exekutieren, welche später als die 26 Märtyrer bezeichnet wurden. Viele Christen flohen von dem Festland auf zahlreiche kleinere Inseln, viele von ihnen in der Region Nagasaki, um dort ihren Glauben im Geheimen weiter ausleben zu können.

Im Jahr 1614 wurde das Weihnachtsfest, wie auch jede andere praktische Ausübung der christlichen Traditionen vom Tokugawa Shogunat verboten. Während heute zahlreiche Religionen wie Shinto, verschiedene Formen des Buddhismus und auch das Christentum friedlich nebeneinander koexistieren, ist die Geschichte des Landes von zahlreichen Phasen geprägt, in denen die Herrscherkaste eine ganz bestimmte Religion bevorzugte und daher dem Volk vorschrieb.

Mit der Ankunft des US Commodore Matthew Perry und seiner schwarzen Flotte im Jahr 1853 kam zum ersten Mal in der Geschichte des Landes wieder eine größere Zahl an Christen und Missionaren auf das japanische Festland. Dennoch wurde erst im Jahr 1870 im Zuge der Meiji Restauration die Religionsfreiheit in Japan vom Kaiser festgelegt und somit konnte auch die christliche Bevölkerung selbst wieder in der Öffentlichkeit ihren Glauben praktizieren. Dieses wurde allerdings erst im Nachspiel des Zweiten Weltkrieges innerhalb der neu aufgesetzten japanischen Verfassung festgesetzt.

Verschiedene Regionen im Gebiet Nagasaki und auch Kumamoto, in denen sich die christliche Bevölkerung versteckt hatte, sind heute als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet.

Kurisumasu Keeki – der Weihnachtskuchen ohne Verbindung zu Weihnachten

Viele Menschen in Japan bringen die Weihnachtszeit unter anderem mit dem japanischen Weihnachtskuchen, auf Japanisch Kurisumasu Keeki genannt, in Verbindung. Die häufigste Variante besteht dabei aus mehreren Lagen Biskuitkuchen, welche mit Schlagsahne umhüllt und mit frischen Erdbeeren dekoriert werden.

Berechtigterweise darf man sich nun fragen, was haben dieser Kuchen und Erdbeeren mit Weihnachten zu tun und die Antwort ist eigentlich: gar nichts. Der Weihnachtskuchen, wie er heute auch in anderen Formen gefunden werden kann, hat nämlich einen ganz anderen Ursprung als das Weihnachtsfest und die Farben Weiß und Rot sind dabei nur rein zufällig mit der Weihnachtszeit in Verbindung zu bringen. Eigentlich spielen diese Farben nämlich auf die japanische Flagge an.

Der Kuchen selbst geht dabei bis auf das 17. Jahrhundert zurück. Zu dieser Zeit war Biskuitkuchen zwar bereits bekannt in Japan, doch Zutaten wie Zucker, Milch und Butter waren relativ seltene und teure Rohstoffe, weswegen dieser Kuchen primär den höher gestellten Menschen der Gesellschaft vorenthalten blieb.

Nachdem das Land sich nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich erholt hatte, waren auch die benötigten Zutaten für die breite Masse leichter verfügbar. In Verbindung mit der amerikanischen Weihnachtstradition rückte auch der ursprünglich dem Adel vorbehaltene Kuchen immer weiter in den Fokus der zu dieser Zeit neu entstandenen Mittelschicht und dem mit Freude angenommenen Weihnachtsfest. Das Fest selbst verbreitete sich hauptsächlich aufgrund seiner ausgelassenen Atmosphäre nach amerikanischem Vorbild und weniger aufgrund seines religiösen Hintergrundes.

Kein Weihnachten ohne Winter-Illuminationen

Mit dem Beginn der Weihnachtszeit werden zahlreiche Orte in Japan der Jahreszeit entsprechend geschmückt und aufwendig ausgeleuchtet. Auch wenn dabei oftmals auch weihnachtliche Elemente wie Sterne, Weihnachtsbäume usw. zum Einsatz kommen, handelt es sich hierbei im Grunde gesagt, eigentlich um die Winter-Illuminationen. Im Gegensatz zu der sonst überall vorkommenden Weihnachtsdekoration mit Christbäumen und Weihnachtsmännern können diese Beleuchtungen nämlich meistens bis in das neue Jahr hinein genossen werden.

Diese Illuminationen kann man an den verschiedensten Orten vorfinden. Neben Beleuchtungsevents innerhalb von Parkanlagen, bei denen der Eintritt kostenpflichtig ist, gibt es sie auch entlang der Hauptstraßen und in der Nähe von zentralen Orten wie Einkaufszentren, Fußgängertrassen und sogar auf dem Gelände von Schreinen und Tempeln.

Viele dieser Illuminationen werden jedes Jahr wieder im Zuge der Weihnachtszeit eingeschaltet, wogegen andere einmalige Aktionen sind, welche oftmals in Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern entworfen wurden und eine bestimmte Aussage treffen möchten.

Wer sich für diese wundervollen Lichtspiele ansehen möchte, muss daher nicht unbedingt Geld bezahlen, denn viele der beliebtesten Orte können völlig unentgeltlich besucht werden. Auch lohnt es sich, ein wenig die Augen offenzuhalten, was es abseits der großen Straßen zu entdecken gibt. Denn gerade in den ruhigeren Wohngegenden, findet man ebenfalls wunderschöne Winter-Beleuchtungen ohne, dass man sich dabei durch eine große Ansammlung von Menschen drängen muss.

KFC – für viele Menschen in Japan ein „traditionelles“ Weihnachtsessen

Ein wenig befremdlich kann es wirken, wenn man bedenkt, dass viele Menschen in Japan zu Weihnachten Essen bei KFC bestellen. Um zu verstehen, warum dies so ist, muss man einmal mehr auf die Geschichte des Landes blicken. Vor allem auf die Zeit in den 50er-Jahren, in welchem sich die Menschen und auch die Wirtschaft von den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges erholten.

Zu dieser Zeit begann sich die Wirtschaft von Japan rasend schnell zu entwickeln und die Menschen des Landes hatten eine Kaufkraft wie nie zuvor. Weiterhin waren die Amerikaner noch immer ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt im Zentrum der japanischen Gesellschaft und somit begannen die Japaner, sich immer mehr für die Ideen und die Produkte aus dem Westen zu interessieren.

In den folgenden Jahren verbreiteten sich immer mehr Ketten von westlichen Unternehmen in den großen Städten des Landes, darunter unter anderem Baskin Robbins, The Original Pancake House und Mr. Donut.

Man geht davon aus, dass in den Jahren zwischen 1970 und 1980 die Fast Food Industrie in Japan um bis zu 600 % wuchs. KFC selbst eröffnete sein erstes Fast-Food-Restaurant im Jahr 1970 in der Stadt Nagoya und nicht wie man vielleicht erwarten würde in der Hauptstadt Tokyo.

Weihnachten war zwar bei den Menschen als Fest beliebt, aber galt eigentlich aufgrund der geringen Zahl an Christen im Land als ein zweitrangiges Fest. KFC brachte das frittierte Hühnchen im Zuge der Weihnachtszeit zu den Menschen. Zwei unterschiedliche Geschichten gibt es, welche auf den Ursprung dieser im Anschluss explosiven Verbreitung hindeuten.

Die erste besagt, dass das Management von KFC Japan das frittierte Hühnchen fälschlicherweise als traditionell amerikanisches Weihnachtsessen verkaufte. Die zweite Erzählung, welche auch die offizielle von Seitens KFC ist, besagt, dass der erste Manager von KFC in Japan, Takeshi Okawara, in einem Weihnachtskostüm auf einer Weihnachtsfeier auftauchte. Dies begeisterte die anwesenden Kinder und wurde von ihm als eine Chance für ein Geschäftsmodell erkannt. An so ziemlich jedem KFC Restaurant kann man daher auch den Colonel in einem Weihnachtsmannkostüm entdecken.

Ein Fest vorwiegend für junge Paare in Japan – jedoch nicht nur

Auch wenn man es natürlich nie verallgemeinern sollte, kann man jedoch schon sagen, dass wenn man Deutschland und Japan vergleicht, die Rollen von Weihnachten und das Neujahrsfest vertauscht sind. Wo viele Menschen in Deutschland das Weihnachtsfest gemeinsam mit ihrer Familie als ein großes Fest gemeinsam verbringen und das Neujahr oftmals gemeinsam mit Freunden gefeiert wird, ist es in Japan in der Regel genau andersherum. Das Neujahrsfest ist hier das mit Abstand wichtigere Fest, welches viele Menschen im persönlichen Kreis der Familie feiern. Dagegen ist Weihnachten für viele junge Menschen ein Fest, welches sie mit ihrem Partner zusammen verbringen.

Mir war sogar schon mehrfach aufgefallen, dass unter japanischen Nachrichten zum Thema Weihnachten, japanische Leser schrieben, dass sie sich nicht für Weihnachten interessieren, da sie bisher von niemandem nach Hause eingeladen wurden. Angesichts dessen wird Weihnachten in Japan oftmals auch als ein Fest für die Liebenden bezeichnet und weniger als ein Fest für die Familie.

Das bedeutet dennoch nicht, dass den Kindern in Japan das Konzept des Weihnachtsmannes fremd ist. Man hört nicht nur immer wieder junge Kinder Santa-san rufen, wenn sie einen Weihnachtsmann, oder einfach mich mit einer Weihnachtsmütze sehen, sondern auch hier gibt es Kinder, welche darauf warten, dass Santa-san ihnen Geschenke zu Weihnachten bringt.

Doch auch wenn es zwischen Paaren oder auch mal für die Kinder Geschenke gibt, spielt das Konzept des Schenkens zu Weihnachten eine untergeordnete Rolle.

Weihnachten in Japan erleben, mit Weihnachtsmärkten

Weihnachten ist auch in Japan eine besondere Zeit und auch wenn der originale christliche Hintergrund für die meisten Menschen in Japan keine große Rolle spielt, kann man die Atmosphäre dieser Zeit überall genießen. Im Fernsehen laufen besondere Weihnachtsepisoden beliebter Serien, Weihnachtsmusik ist in vielen Geschäften, Kaufhäusern, ja sogar bei unserem Zahnarzt zu hören und auch zahlreiche Weihnachtsmärkte gilt es zu besuchen.

Diese reichen von kleinen mit einigen Verkaufsständen, wie der Solamachi Dream Christmas Markt, bis zum gigantischen Tokyo Christmas Market unweit des Tokyo Tower, welcher sogar mit von der Deutschen Botschaft finanziert wird. Hier gibt es neben dem auch aus Deutschland bekannten Gedrängel zahllose Verkaufsstände, eine große Weihnachtspyramide und sogar Live-Musik mit „zweifelhaftem“ deutschen Schlager.

Wer es noch ein wenig klassischer möchte, dem sei hier der deutsche Adventsbasar der Kreuzkirche in Gotanda ans Herz gelegt, welcher in der Regel jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit von den Mitgliedern der Gemeinde und zahlreichen freiwilligen Helfern organisiert wird. Hier gibt es Weihnachtsgebäck aus Deutschland wie Lebkuchen und Stollen, aber auch selbst gebackene Kuchen, klassische Weihnachtslieder live gespielt und viel mehr an verschiedenen klassisch deutschen Leckereien.

Weihnachten ist ein Fest für jeden

Weihnachten in Japan ist ein Fest für jeden. Natürlich sollte es keinen Feiertag geben müssen, um seinen Liebsten ein Geschenk zu machen, oder ein wenig Ruhe zu finden. Jedoch passiert es das ganze Jahr über oft genug, dass wir vergessen, einfach mal stehen zu bleiben, um in uns zu gehen. Ganz egal, wann du diesen Artikel liest, wünschen wir von Japanmeineliebe.de dir eine friedliche Weihnachtszeit.

Wenn es ein wenig klassisch japanischer sein soll, haben wir außerdem in unserer Kategorie Matsuri hier auf unserem Blog noch einige weitere Feste, welche die Menschen in Japan das Jahr über feiern.

Von Sebastian, 4. Dezember 2022
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Lieben heißt verstehen
Die positiven wie auch die schwierigen Seiten der neuen Heimat lernt man erst nach einer ganzen Weile wirklich kennen. Seit 2018 leben wir nun in Japan und möchten dieses aufregende und doch nicht immer unbeschwerte Erlebnis mit euch teilen. Hier veröffentlichen wir Reiseberichte und mehr über unser tägliches Leben in Japan.
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