Wandern und Herbstlaub am Okutama See

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Den Okutama See im Chichibu-Tama-Kai Nationalpark hatten wir bereits seit längerer Zeit auf dem Radar, aber bisher hatten wir es noch nicht geschafft, ihn gemeinsam zu besuchen. Der Chichibu-Tama-Kai-Nationalpark selbst liegt in den drei Präfekturen Yamanashi, Saitama und Tokyo, wobei der Okutama See und die weitläufige Bergregion um ihn herum von der Präfektur Tokyo verwaltet wird. Den Park selbst haben wir bereits mehrmals besucht.

Unser eigentliches Ziel war diesmal gar nicht so richtig der Okutama See, sondern eher die Okutama Station und der Tama Fluss, der sich durch die Region schlängelt und tolle Ausblicke auf das Herbstlaub bietet. Aufgrund dessen, dass Susann auch einmal wieder ein wenig Autofahren wollte, haben wir uns dazu entschlossen, ein Auto zu mieten, um auch ein wenig unabhängiger von den Zugverbindungen zu sein.

Dass auch mit einem gemieteten Auto nicht immer alles so läuft, wie man es sich vorstellt und warum der Ausflug zum Okutama See für uns dennoch ein ganz besonderer war, möchte ich in dem folgenden Beitrag einmal erzählen.

Ein Auto zu mieten in Japan ist ganz einfach, oder?

Autovermietungen gibt es in Japan sehr viele. Von den großen Bekannten, welche direkt von den verschiedenen Autoherstellern betrieben werden, bis zu zahlreichen kleinen lokalen, aber auch bekannten Ketten mit unterschiedlichen Fahrzeugmarken und Serviceleistungen.

Aufgrund der Nähe zu unserem Zuhause und der relativ günstigen Preise entschieden wir uns für den Service von NicoNico Rent-a-car. Die Zweigstellen dieser Autovermietungen kann man überall im Land antreffen und sie sind hauptsächlich durch die breit grinsende Sonne im Logo bekannt. Der Begriff NicoNico bedeutet auf Japanisch nämlich so etwas wie ein breites Grinsen, oder ein strahlendes Lächeln.

Über die Webseite oder über die App konnten wir uns relativ einfach anmelden, mussten jedoch auch direkt die Daten von Susanns Führerschein angeben. Ob dies auch mit internationalen Führerscheinen funktioniert, wissen wir nicht, darf aber wohl bezweifelt werden. Eine Webseite auf Englisch gibt es jedoch, sodass man dennoch ein Auto mieten kann, wenn man Japan aus dem Ausland besucht. Wer über die Webseite oder gar direkt über die App bucht, bekommt außerdem einen nicht geringen Preisnachlass im Vergleich zur Buchung im Laden selbst.

Je nach gewählter Zweigstelle sind die Öffnungszeiten darüber hinaus unterschiedlich und auch die angebotenen Versicherungen, welche man dazu buchen kann, können sich unterscheiden. Da unsere Entscheidung den Okutama See zu besuchen spontan kam, waren auch viele Autos und bestimmte Zeiträume gar nicht mehr verfügbar. Verrückterweise wurden dann aber auch alternative Fahrzeuge und Zeiten auf der Seite angeboten wie z. B. den Zeitraum von 8 bis 9 Uhr morgens. Das machte in unserem Fall absolut keinen Sinn. Doch zum Glück konnten wir dann noch ein Auto buchen, welches wir morgens um 08:00 abholen und abends um 20:00 zurückbringen konnten.

Einen Tag bevor es losgehen sollte, erhielten wir außerdem einen Anruf von der Autovermietung, die uns fragten, ob wir den Wagen nicht schon 30 Minuten eher abholen könnten, da gegen 08:00 sehr viel Kundenandrang herrschen würde. Da es unserer Meinung nach gar nicht schnell genug gehen konnte, willigten wir ein und freuten uns schon auf die große Fahrt.

Mit dem Auto von Tokyo bis zum Okutama See

Bevor wir die ruhigeren Regionen des Chichibu-Tama-Kai-Nationalparks und des Okutama Sees erreichten, mussten wir natürlich erst einmal aus Tokyo heraus. Eigentlich hatten wir uns gedacht, dass wir uns die Mautgebühren sparen würden und somit die Expressways vermeiden wollten, doch aufgrund der Zeitersparnis, beschlossen wir dann doch zumindest einen Teil über die Expressways zu fahren.

Japans Expressways werden von insgesamt 4 verschiedenen Unternehmen verwaltet und somit sind auch die Mautgebühren je nach Region unterschiedlich. Ferner kommt auch noch hinzu, dass man mit einer sogenannten ETC-Karte, welche in Japan oftmals mit einer Kreditkarte kombiniert ist, einiges an Geld sparen kann. Auch die Tageszeit ist oftmals entscheidend, wenn es um die Höhe der Mautgebühren geht.

In dem Artikel Ein Roadtrip zum Chichibu-Tama-Kai-Nationalpark haben wir auch ein wenig mehr über unsere Erfahrungen mit den Expressways und den Mautgebühren geschrieben.

Um also auf den Expressway zu kommen, mussten wir erst einmal entlang der morgendlichen Straßen der Hauptstadt, was eigentlich nicht so kompliziert ist, wenn man Ruhe bewahrt und sich auf das Navigationsgerät verlässt. Allerdings hat Japans Hauptstadt einige sehr abenteuerliche Kreuzungen zu bieten, wo man schon genau hinschauen muss, wo man sich mit dem eigenen Auto einordnen und wie man abbiegen muss. Außerdem waren wir an einer Ampel verwirrt, welche von Rot nur auf Gelb geschaltet hatte und wir nicht sicher waren, ob wir hier nun fahren durften. Wir verpassten also eine Phase und machten uns daher nach der nächsten Rotphase weiter auf den Weg.

Um zur Region Okutama und aus der Stadt Tokyo selbst herauszukommen, fährt man innerhalb der Stadt auf einen der zahlreichen Zufahrten der Expressways und folgt diesen dann noch sehr lange. Es dauert eine ganze Weile, bis man das Gefühl hat, die eigentliche Stadt hinter sich gelassen zu haben.

Das Navi fällt aus – die Verwirrung ist groß

Wir waren noch immer auf dem Expressway auf dem Weg zum Okutama See, als durch eine versehentliche Berührung am Bildschirm mit einem Mal die Navigation selbst verschwand und wir nur noch durch stark eingeschränkte Menüs schalten konnten. Während Susann weiter auf den Straßenverlauf konzentriert war, versuchte ich, die Navigation wieder herzustellen.

Wir wussten, dass wir noch knapp unter 20 Kilometer über den Expressway fahren mussten, aber wir hatten keine wirkliche Ahnung, wann wir ihn verlassen sollten. Das Navigationsgerät selbst hat sich dabei auch nicht neu starten lassen, da es offenbar an das Einschalten des Fahrzeugs gekoppelt war. Natürlich wollten wir nicht mitten auf dem Expressway das Auto ausschalten und eine Möglichkeit zum kurzen Anhalten gab es auch nicht.

Wir zogen also kurzerhand das Smartphone und versuchten, uns mithilfe der Navigationsapp weiter lotsen zu lassen. Diese war nun der Meinung, wir sollen den Expressway verlassen, was wir daraufhin auch taten, um uns einen Parkplatz zu suchen. Wir hielten bei einem 7 Eleven, und machten hier eine kurze Pause.

Im Anschluss stellten wir das Navi neu ein, welches uns offenbar wieder auf den Expressway schicken wollte, den wir soeben verlassen hatten. Also machten wir uns wieder auf den Weg und bogen erneut auf den Expressway ein.

Die Zufahrt, welche wir hinauffuhren, endete in einer Mautstelle, welche ausschließlich für Autos mit ETC-Karten ausgeschrieben war, was uns nun natürlich verunsicherte, da wir keine hatten. Eine Durchfahrt hatte eine ETC Support Beschriftung und zu dieser fuhren wir dann. Wir erklärten dem Mann hinter dem Lautsprecher mit der blechernen Stimme, dass wir keine ETC-Karte hatten und es keine weitere Auffahrt zu geben schien. Er fragte uns noch einmal, ob wir auf den Expressway möchten, und wir bejahten dies. Dann konnten wir einen Betrag von 1000 Yen am Automaten bezahlen und konnten weiterfahren.

Nach einer Weile wurde uns allerdings klar, dass wir gar nicht zurück auf den Expressway hätten fahren müssen. Während das Navigationsgerät noch immer glaubte, wir wären im Ort unter der Schnellstraße, haben wir offensichtlich nicht gemerkt, dass es eine kleine Straße direkt neben der Auffahrt gab, in die wir hätten hineinfahren müssen. Also mussten wir nun die nächstbeste Ausfahrt nehmen, um den Expressway zu verlassen, worauf wir dann beschlossen, den Rest des Weges zum Okutama See direkt über das Land zu fahren.

Über das Land auf die Zielgerade zum Okutama See

Auch wenn man Tokyo verlässt, kann man in Japan oft das Gefühl bekommen, dass viele Regionen des Landes aus einer einzigen gigantischen Kleinstadt voller Ampeln bestehen. Wenn man nicht gerade durch das sprichwörtliche Nichts fährt, sind viele Städte in Japan so dicht aneinandergebaut, dass man den Wechsel von einer Stadt zur nächsten gar nicht so wirklich mitbekommt.

Bevor wir uns dann in der Bergregion des Nationalparks befanden, war es ein ziemliches Stop-and-Go und somit sehr schleichendes Vorankommen mit dem Auto. Nachdem wir aber nach dem Ausfall des Navis schon fast gesagt hätten, wir fahren woanders hin und nicht zum Okutama See, hatten wir uns aber bereits ein wenig beruhigt und allzu schlecht waren wir auch gar nicht in der Zeit.

Als wir die Stadt hinter uns gelassen haben, verfiel man auch umgehend wieder dem Zauber des Herbstes und der vielseitigen Schönheit von Japans Landschaften. Der Himmel war blau und die Sonne färbte die Bäume entlang der Straßen, aber auch auf den Bergen, in strahlendes Grün, Rot und Gelb.

Parken kann schwer sein

Als wir an unserem geplanten Zielort, der Okutama Station, angekommen waren, merkten wir schnell, dass wir nicht die Einzigen waren, welche die Idee hatten, heute mit dem Auto zu kommen. Parkplätze waren rar und die, die wir gefunden hatten, waren absolut überfüllt.

Wir änderten unseren Plan und stellten den Okutama See und die Gegend in der Nähe des großen Damms in unserem Navigationsgerät ein, in der Hoffnung dort ein wenig mehr Glück zu haben. So war es dann auch. Nachdem wir um 07:30 in Tokyo losgefahren waren, erreichten wir den Okutama See um 13:30. Erschöpft vom Fahren und Navigieren, waren wir dennoch froh darüber, endlich angekommen zu sein.

Wandern und Herbstlaub am Okutama See

Endlich waren wir angekommen und nachdem wir etwas Proviant eingepackt hatten, machten wir uns auch direkt auf den Weg zum See. Viele Menschen waren bereits dort und genossen die Zeit am See, mit einem Blick auf das wunderschöne Herbstlaub.

Wir wollten allerdings auch gleich weiter und nach wenigen Minuten fanden wir einen Wanderpfad den Berg hinauf. Dort gab es auch eine Karte. Laut dieser sollten wir, wenn wir die große Runde über den Berg und zurück zum Parkplatz machen wollen, etwas über eine Stunde benötigen.

England unseres Weges haben wir nicht nur wirklich schöne Ausblicke auf den See genießen können. Während die Sonne sich dem Nachmittag entgegen bewegte, änderte sich auch die Lichtstimmung zusehends. Ob man nun in Richtung des Sees blickte, oder man sich weiter in den Wald hinein bewegte – die Atmosphäre änderte sich komplett. Leuchtendes Gras im Kontrast zum strahlenden Rot der Kaede Bäume sorgten für eine wundervolle Stimmung.

Überdies schienen auch nicht viele Besucher daran interessiert zu sein, den kompletten Weg zu laufen, weswegen wir wirklich nur sehr wenigen anderen Wanderern begegneten. Der gesamte Weg kann dabei in zwei Hälften unterteilt werden. Die erste Hälfte geht man eigentlich bergauf und in der zweiten Hälfte geht man wieder bergab. Natürlich gab es entlang des Weges auch kurze Phasen, in denen der Weg relativ eben war, doch Steigungen und Abstiege waren der Großteil dieses Weges. Die Pfade selbst sind auch die meiste Zeit recht schmal. Zwar nicht so schmal, dass man sich Sorgen machen müsste, den Berg hinunterzufallen, doch manchmal ist es nicht möglich, zu zweit nebeneinander zu gehen.

Eine kleine Pause vor dem Abstieg und ein kurzer Drohnenflug

Bevor es an das letzte Drittel des Weges ging, machten wir am höchsten Punkt eine kleine Pause. Aufgrund dessen, dass kaum andere Wanderer unterwegs waren, haben wir uns dazu entschieden, auch einmal kurz unsere Drohne fliegen zu lassen.

Wichtig sei hier auch zu bedenken, dass der Drohnenflug direkt über den Okutama See strikt verboten ist. In den meisten anderen Bereichen des Chichibu-Tama-Kai-Nationalparks ist der Drohnenflug allerdings laut dem Parkmanagement erlaubt. Ohne eine Registrierung der Drohne beim MLIT darf jedoch auch hier nicht gestartet werden

Bezüglich der Regeln zum Drohnenflug in Japan haben wir unter dem Titel: Eine Drohne fliegen in Japan einen informativen Artikel veröffentlicht.

Der Abstieg ging dann wieder schnell, hatte aber ebenfalls einige wirkliche schöne Ausblicke zu bieten. Mit meiner kleinen Kamera folgte ich Susann darüber hinaus auf Schritt und Tritt, während sie ihre Fotos machte und filmte sie heimlich.

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Wandern und Herbstlaub am Okutama See

Bitte die Türen geschlossen halten

Wer in Japans Naturparks wandert, wird gelegentlich auf Tore treffen, mit einem Schild auf Japanisch. Diese Türen können in der Regel ohne Probleme durchschritten werden, wichtig ist dabei nur, dass man sie hinter sich wieder schließt. Diese Türen trennen oftmals bestimmte Bereiche des Waldes ab und es soll verhindert werden, dass wilde Tiere in andere Bereiche kommen. Sei es zu ihrem eigenen Schutz, oder aber auch um die Pflanzen des Waldes zu schützen, da sonst z. B. die Rinde der Bäume angefressen oder junge Pflanzen komplett aufgefressen werden.

Es geht wieder nach Hause – mit dem Schreck davongekommen

Um 20:00 mussten wir das Auto wieder in Tokyo abgeben und um halb 4 fuhren wir vom Okutama See los. Eigentlich benötigt man, wenn man über die Expressways fährt und nicht in einen Stau gerät beinahe 2,5 Stunden. Aber das sollte uns vergönnt bleiben.

Eigentlich hatten wir uns noch überlegt, in den nächsten Ortschaften etwas zu essen, doch so ziemlich alle Restaurants, welche wir aufsuchen wollten, machten erst gegen 17:00 auf. Angesichts dessen entschieden wir uns dann, zu Hause in Tokyo zu Abend zu essen, da wir noch einige Snacks mit dabeihatten.

Doch auch die Rückfahrt selbst sollte nicht so verlaufen, wie wir es eigentlich erhofft haben. Schon bald erfuhren wir von zahlreichen Staus innerhalb der kleinen Städte aufgrund von Polizeieinsätzen und Unfällen. Unser Navigationsgerät gab uns eine genaue Zeitangabe vom Okutama See bis nach Tokyo, auch in Anbetracht der zu erwartenden Verkehrslage, und zeitweise waren wir uns nicht mehr sicher, ob wir es pünktlich bis um 20:00 schaffen würden.

Kurz bevor wir auf den Expressway einbiegen konnten, meinte dann auch ein großer Bus, die Spur wechseln zu müssen, obwohl wir direkt neben ihm fuhren, zum Glück ist nichts weiter passiert. Auch kurz bevor wir zurück in Tokyo waren, hatten wir eine unschöne Begegnung mit einem Taxifahrer, welcher es auch ein wenig zu eilig hatte. Aber auch hier sind wir mit dem Schrecken davongekommen.

Endlich zu Hause

Um 19:30 erreichten wir dann endlich die Tankstelle in der Nähe der Autovermietung und konnten den Wagen volltanken lassen, um ihn daraufhin abzugeben. Nach einem kurzen Check, ob das Auto Schäden jeglicher Art hat, konnten wir auch dann nach Hause gehen.

Nachdem wir unser Gepäck nach Hause gebracht hatten, haben wir noch einen Abstecher zu einem neu eröffneten Restaurant mit Himalaya und Indien Thema gemacht. Ein süßes kleines Restaurant, wo wir wirklich köstliches Curry und Naan Brot serviert bekommen haben. Ich war vorher nie ein großer Fan der indischen Küche, aber das war fantastisch.

Mehr sitzen als gehen – es hat sich gelohnt

Obwohl wir viel länger als geplant im Auto gesessen haben und auch die Maut Gebühren alles andere als günstig waren, hatten wir einen wundervollen Tag. Susann hat das Fahren trotz aller Erschöpfung sehr viel Freude bereitet und sie sagte, dass ich sie sehr gut navigiert habe.

Darüber hinaus konnte ich endlich mal wieder meine Drohne fliegen lassen und auch sonst war der Ausflug in die Natur zur Zeit des Herbstlaubs ein wundervolles Erlebnis.

Wer sich auch dafür interessiert, Japan mit dem Auto zu erkunden, der kann einen Blick auf unseren Artikel Autofahren in Japan werfen.

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