Anfang Oktober waren wir im Kiyosumi-koen, einem japanischen Garten, der im Jahr 1932 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Am sogenannten Tokyo Citizens Day, dieser fiel auf den 1. Oktober dieses Jahr, waren einige Parks, Aquarien und Zoos kostenlos geöffnet. Dieser Tag ist zwar kein offizieller Feiertag, aber wenn man hier wohnt, sollte man die Chance auf jeden Fall nutzen!


Viel zu entdecken
Wir machten uns also auf den Weg zur Kiyosumi Shirakawa Station, welche von uns aus recht fix zu erreichen ist. Wir waren vor einigen Jahren schon einmal im Park und fanden ihn sehr schön und nicht zu überlaufen, daher wollten wir die Möglichkeit des freien Eintritts auch unbedingt nutzen.
Das Besondere an dem Kiyosumi-koen sind, zumindest wenn man den vielen Flyern glaubt, die Steine! Auf dem Gelände sind viele von ihnen verteilt – man kann auf ihnen die diversen Pfade entlanglaufen, auch über das Wasser. Diese Steine scheinen in Japan generell sehr begehrt und wertvoll zu sein, was wohl auch kein Wunder ist, allein aufgrund ihrer Größe. Zudem stammen sie aus ganz Japan, weswegen sie teilweise eine ziemlich weite Reise hinter sich haben müssen.


Wenn man auf den Pfaden des Kiyosumi-Parks wandelt, kann man viele Fische und Schildkröten entdecken, welche sich in der prallen Sonne räkeln. Auch kann man hier einige Vögel beobachten und natürlich die zahlreichen und wunderschöne Blumen, welche sich je nach Jahreszeit ändern. Es gibt sogar einen Blumenkalender vor Ort, wo man genau sehen kann, zu welcher Zeit, was für Blumen blühen, z. B. Hortensien im Juni, Pflaumen im Februar und März oder Azaleen im Mai.
Der Park selbst bietet nicht nur einen wunderschönen Teich, sondern hat darüber hinaus auch seine eigene Version des Fuji-sans, welcher der größte Hügel im Park ist.
Zur Geschichte des Kiyosumi-koen
Einer Schätzung zufolge soll sich an diesem Ort in der Edo-Periode ein Herrenhaus des legendären reichen Kaufmanns Kinokuniya Bunzaemon befunden haben. Zwischen 1716 und 1735 wurde es zum Zweitwohnsitz des Herrn der Seki-Yado-Domäne in Shimousa-no-kuni, Kuze Yamatonokami.


Im 11. Jahr der Meiji-Zeit, 1878, erwarb dann Iwasaki Yataro, welcher der Gründer von Mitsubushi war, das umliegende Gebiet. Er plante daraufhin, einen Garten anzulegen, welcher als Erholungsort für seine Angestellten und für den Empfang von hohen Gästen dienen sollte.
Der Garten wurde schließlich im Jahr 1880 unter dem Namen Fukugawa Shinbobuen eröffnet. Zu ihm gehörte auch ein großer Teich, dessen Wasser direkt aus dem Sumida-Fluss gespeist wurde, sowie verschiedene künstlich angelegte Hügel, welche ebenso aus wertvollen Steinen bestanden, welche zuvor im ganzen Land gesammelt wurden.


Nach dem großen Kanto-Erdbeben wurde die wenig beschädigte östliche Hälfte des Parks von der Familie Iwasaki an die Stadt Tokio gespendet. Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten wurde der Kiyosumi-Garten schließlich im Jahr 1932 als Stadtpark für die Öffentlichkeit eröffnet. Das Gelände, mit dem an der Westseite des Gartens gelegenen Teiches, wurde 1977 zusätzlich als Ergänzung zum bisherigen Park eröffnet, worauf wenige Jahre danach, am 31. März 1979, der Kiyosumi-Garten von der Stadtregierung von Tokyo zum Ort landschaftlicher Schönheit erklärt wurde.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist außerdem, dass während des großen Erdbebens von Kanto im September 1923 und auch während der Bombardierung Tokyos im März 1945 dieser Garten als Zufluchtsort vielen Menschen das Leben rettete.
Auf zum Teehaus!
Das Ryotei Teehaus befindet sich in der Mitte des Parks und dieses Mal beschlossen wir, dort einzukehren und grünen Tee und traditionelle Süßigkeiten, sogenannte Wagashi, zu genießen. Es gibt sie in vielen Farben und Formen und ihr Geschmack ist ebenso äußerst reich an Variationen.


Anko, süße Bohnenpaste, ist meist die zentrale Zutat für viele der traditionellen japanischen Süßigkeiten. Ihr Geschmack ist zwar süß, doch zugleich recht mild und ergänzt somit ideal eine Tasse grünen Tees. Die Bohnen werden gekocht und danach mit Zucker gesüßt und püriert. Aber es gibt auch noch weitere Grundzutaten, welche für Wagashi im traditionellen Stil verwendet werden können. Neben Anko werden auch immer wieder Sesampaste oder Kastanien verwendet, um die gewünschte Süße zu erreichen.
Die Wurzeln der Wagashi liegen sogar mehr als zweitausend Jahre zurück, als damals noch Nüsse zu einem Pulver gemahlen und dann gerollt wurden. Die Wagashi-Hersteller sind oftmals wahre Künstler, welche dafür sorgen, dass die Süßspeise selbst nicht nur ein geschmacklicher Genuss ist, sondern ebenso bestimmte Themen widerspiegelt. Da die Technik der Herstellung je nach Hersteller unterschiedlich ist, trägt dies zusätzlich zu einer hohen Originalität und Vielfalt bei.


Bei unserem Tee hatten wir die Auswahl zwischen Nerikiri und Wasabon-Zucker Süßigkeiten. Nerikiri werden aus einer Mischung aus weißen Bohnen, Tsukune-Kartoffeln und Reismehl, Zucker, Stärke-Sirup und Wasser hergestellt. Bei den Wasanbon-Zucker Süßigkeiten wird der geschmacksintensive Wasanbon-Zucker mit etwas Wasser gemischt. Man gibt alles in eine Holzform, wo die Süßigkeiten gepresst werden und dann aushärten. Beide Sorten schmeckten uns ausgezeichnet und während wir die kleine Auszeit genossen, hatten einen tollen Blick auf den Kiyosumi-Park vom Teehaus aus.


Fazit
Der Kiyosumi-Park ist ein schöner, nicht so überlaufener Park mit großartigen Ansichten und sogar Blick auf den Skytree. Hier kann man seine Seele baumeln lassen und leckeren Matcha und Wagashi entspannt genießen. Und gerade jetzt zur beginnenden Herbstlaubzeit strahlt alles in wunderschönen Farben.
Ein weiterer schöner Park in Tokyo ist der Shakuji Park in Nerima, zu welchem wir ebenso einen Artikel geschrieben haben.