Wohnen in Tokyo – die Nebenkosten

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Nebenkosten sind ein notwendiges Übel. Während viele Menschen davon träumen, einmal eine Zeit lang in Japan zu leben, ob nun für ein Jahr im Zuge eines Working Holidays oder gleich, um hier seine Zukunft neu zu gestalten, hat es zunächst wenig mit Urlaub zu tun, wenn man in einem fremden Land dauerhaft lebt. Viele wichtige Aspekte des täglichen Lebens müssen von Immigranten ebenso bedacht werden wie von den Menschen, welche Japan ihr Geburtsland nennen. In einer eigenen Wohnung zu wohnen ist etwas anderes als in einem Hotel, einem Ryokan oder bei einer Gastfamilie zu übernachten.

Neben den Mietkosten, welche man hier eventuell mit den Kosten für eine typische Übernachtung gleichsetzen kann, ist es jedoch auch wichtig, dass das Leben in Japan viele weitere Kosten generiert. Eine Kostengruppe dabei kennt man auch aus Deutschland, nämlich die Nebenkosten. Über diese Kosten, welche dabei anfallen können, was es in etwa kosten kann und wie man diese bezahlt möchte ich in diesem Beitrag einmal schreiben.

Nach dem Einzug – den Anschluss anmelden

Wer in Japan alles Wichtige erledigt hat, um seine Wohnung zu beziehen, wird es sicherlich kaum erwarten können, es sich in dieser gut gehen zu lassen. Aber grundlegende Dinge für den täglichen Gebrauch wie Gas, Strom und Wasser müssen natürlich bezahlt werden. Wer eine Wohnung oder ein Zimmer bezieht, der findet in seinem Briefkasten oder an den Strom- und Gaszählern bereits kleine Vordrucke, welche man für die Anmeldung des eigenen Anschlusses verwenden kann. Kleine Wohnungen werden in Japan auch oft als Heya, also Zimmer, bezeichnet.

In der einfachsten Art füllt man hier das Papier in Form einer Postkarte einfach mit den persönlichen Daten aus und wirft es in den nächsten Briefkasten. Eine Bankverbindung oder eine sonstige Angabe darüber, wie man bezahlen möchte, ist hier erst einmal nicht nötig. Selbst ein Konto braucht man für die Nebenkosten für viele Wohnungen nicht, die man in Tokyo mieten kann, aber dazu später mehr. In der Regel funktionieren Strom, Gas und Wasser bereits und können somit auch schon genutzt werden.

Wer in ein kleines Apartment zieht, muss mitunter weitere Dinge abschließen in Form eines gesonderten Vertrags, wie zum Beispiel für einen Internetanschluss. Wer jedoch eine Wohnung in einem Mansion-Wohnhaus mietet, der hat den Internetanschluss oftmals bereits mit in den Mietkosten mit drin. Somit befindet sich entweder ein Router in der Wohnung, der verwendet werden kann, oder man kann zumindest den Anschluss für das Netzwerkkabel oftmals in der Nähe des Telefonanschlusses vorfinden.

NHK

Neben den allgemeinen Nebenkosten gibt es in der Regel noch etwas, was man bezahlen muss. Hierbei handelt es sich um etwas, was vielen schon in Deutschland sauer aufstößt: die Gebühren für die öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Radiosender. In Japan muss jeder mit einem Fernseher, einem Notebook oder auch einem Smartphone, welches auf Inhalte der NHK zugreifen kann, diese Gebühren bezahlen. An dieser Stelle möchte ich auch nicht über Sinn und Unsinn solcher öffentlich-rechtlichen Angebote philosophieren. Ich kann nur sagen, dass wir für unseren Teil gerne bereit sind, diese Gebühr zu bezahlen.

Wenn man nach Japan ausgewandert ist, möchte man natürlich nichts falsch machen und zudem ist gerade in Zeiten von Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Taifunen eine schnelle und zuverlässige Quelle an Informationen, auch in englischer Sprache, notwendig. Es kommt nämlich schon einmal vor, dass das sonst immer so zuverlässig erscheinende Internet bei starken Erdbeben ausfällt, und zwar auch das mobile Netz. Wenn man eine Weile in seinem Apartment wohnt, wird auf kurz oder lang ein netter Angestellter der NHK klingeln und fragen, ob man einen Fernseher oder ein anderes Empfangsgerät hat.

Man ist nicht gezwungen, diesen Personen die Tür zu öffnen, oder sie gar in die Wohnung zu lassen. Dennoch sei hier noch einmal erwähnt, dass es grundlegend zunächst verpflichtend ist, diese Gebühren zu bezahlen. Wenn man sie nicht bezahlt, kann es im äußersten Fall zu Strafzahlungen oder gar Gefängnisstrafen kommen. Als Auswanderer sollte man darüber hinaus ohnehin so gut es geht nach den Regeln spielen, wie ich finde.

Wer seinen Fernseher ohne Anmeldung bei der NHK betreibt, wird darüber hinaus immer mal wieder Meldungen auf seinem Bildschirm haben, dass man diesen doch bitte registrieren soll. Nachdem wir einen Vertreter der NHK in unserer Wohnung hatten, konnten wir sehen, dass auch die NHK selbst Zugriff auf diese Informationen hat und somit direkt erkennen kann, ob ein Fernseher ohne Anmeldung betrieben wird.

Wer sich nun also bei der NHK anmelden möchte, der übergibt die persönlichen Informationen an den Vertreter und bei Bedarf auch Informationen für die Art der Bezahlung, die man nutzen möchte. Auch hier sei noch einmal erwähnt, dass, auch wenn sich die NHK offenbar sehr über die Zahlung per Kreditkarte oder Banküberweisung freut, man darauf nicht angewiesen ist. Auch die NHK-Gebühren können komplett ohne ein eigenes Konto oder eine Kreditkarte bezahlt werden. Aber auch das greifen etwas später noch einmal auf.

Wer nicht auf den Besuch des NHK-Vertreters warten möchte, kann die Registrierung auch selbst online vornehmen oder per Telefon. Wir haben diesbezüglich aber auch auf den Besuch des Vertreters gewartet.

Die ersten Rechnungen für die Nebenkosten kommen ins Haus

Nach ungefähr einem Monat werden auch die ersten Rechnungen in der Größe einer Postkarte im eigenen Briefkasten zu finden sein. Auf den Rechnungen findet ihr eure Kundennummer, den Verbrauch des letzten Monats, der zu bezahlende Betrag und auch ein Datum, zu dem es bezahlt werden sollte.

Die wichtigsten Floskeln auf Japanisch und Deutsch

Diese Informationen sind in der Regel komplett in Japanisch gehalten, aber auch mit durchschnittlichen Japanisch-Kenntnissen sollte man hier keine größeren Probleme haben. Dennoch möchte ich hier einmal schnell die wichtigsten Floskeln auf Japanisch und Deutsch auflisten, sodass man sie im Zweifel schnell erkennen kann.

  • 支払日 (shiharaihi) Dies ist das Datum, bis zu dem der erhobene Betrag bezahlt werden sollte.
  • お客様番号 (Okyakusama Bangou) Dies ist die eigene Kundennummmer.
  • お支払い期限日 (Oshiharai kigen hi) Dies ist der Tag, bis zu dem die Rechnung bezahlt werden muss.
  • ご利用期間 (Go Riyou kikan) Steht für den Abrechnungszeitraum.
  • XXX 使用量 (Shiyouriyou) Dies ist die Menge des Verbrauchs.
  • 請求金額 (Seikyuu Kingaku) Steht für den Rechnungsbetrag.

Es gibt noch weitere Informationen auf der Rechnung selbst und je nachdem, um was es sich genau handelt, unterscheiden sich die Floskeln eventuell auch ein wenig. Im Großen und Ganzen wird man diese Begriffe jedoch auf den Rechnungen finden können, um so ein wenig zu verstehen, was man da vor sich hat.

Wer zu wenig verbraucht, der zahlt erst nächsten Monat

Bei der Gas-, Wasser- und Stromrechnung gibt es noch eine weitere Besonderheit, welche uns hauptsächlich in Tokyo aufgefallen ist. Ich kann nicht sagen, ob das bei allen Anbietern in Japan der Fall ist, doch bei unseren Standardanbietern läuft es folgendermaßen, wenn man einmal zu wenig verbraucht hat. Sobald der zu zahlende Betrag im Monat 1500 Yen unterschreitet, muss man den jeweiligen Monat nichts bezahlen.

Der entsprechende Betrag wird dann auf den Folgemonat mit drauf gerechnet. Bei uns ist das z. B. so, dass wir für den Gasverbrauch nur alle zwei Monate bezahlen müssen, da wir ziemlich sparsam sind. In diesen Monaten befindet sich daher auch auf der Rechnung kein entsprechender Barcode zum Bezahlen des Betrages. Ich war einmal selbst mit so einer Rechnung zum Conbini gegangen und wollte bezahlen, worauf die Dame an der Kasse ein wenig verwirrt den Barcode zum Einscannen gesucht hatte.

Wie bezahle ich denn nun meine Nebenkosten ohne ein Konto?

Wie oben bereits erwähnt, benötigt man für die Bezahlung der Nebenkosten in Japan kein Konto. Die einfachste Möglichkeit ist es, die Nebenkosten beim nächsten Conbini zu bezahlen. Wie wir bereits in unserem Artikel: Der Conbini – ein amerikanischer Import neu interpretiert, geschrieben haben, sind Conbinis viel mehr als einfach nur Geschäfte, die 24 Stunden geöffnet haben. Hier hat man nämlich auch die Möglichkeit, einfach viele seiner Rechnungen an der Kasse zu bezahlen. Ob es sich dabei um Kosten für die Versicherung handelt, Steuern oder die genannten Nebenkosten: Barzahlung ist in Japan sehr einfach.

Auf der Rechnung findet man auf der Rückseite einen Barcode und mit diesem könnt ihr an der Kasse bezahlen. Dazu geht man einfach an eine Kasse und legt die Rechnung hin. Die kompetenten Angestellten wissen sofort, was zu tun ist und scannen den Barcode der Rechnung ein. Den Betrag muss an einem Touchscreen noch einmal bestätigt werden und dann bezahlt man wie gewohnt mit Bargeld. Es ist auch möglich, die Bezahlung der Nebenkosten mit einem regulären Einkauf im Conbini zu kombinieren. Dann hat man die Auswahl, ob man die Rechnung getrennt bezahlen möchte, oder einfach alles zusammen.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, mit dem Barcode zu bezahlen

Wer vielleicht schon eine Weile in Japan lebt, der wird auch gemerkt haben, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, Dinge zu bezahlen. Per Smartphone kann man mithilfe von verschiedenen Apps in Geschäften, an Getränkeautomaten und ja, auch die Nebenkosten bezahlen. Zumindest einige Versorgungsanbieter bieten die Möglichkeit mit Paypay, LINE Pay oder Pay Easy zu bezahlen. Während man Papay auf jedem Smartphone betreiben kann, muss man für Pay Easy entweder Kunde einer der größeren Banken wie Mizuho sein, oder man geht für die Bezahlung an einen Geldautomaten der Japan Post. Pay Easy habe ich selbst erst einmal benutzt, als ich meine Drohne in Japan registriert hatte und es war gar nicht so einfach, passenden Automaten zu finden.

Zahlungstermin für die Nebenkosten verpasst, was nun?

Wir sind alle nur Menschen und daher kann es immer mal passieren, dass man einmal vergisst, eine Zahlung für die Nebenkosten in der erforderlichen Zeit durchzuführen. Hier sei aber gesagt, dass man keine Angst haben muss, denn hier verhalten sich japanische Versorgungsanbieter sehr fair. Wer einmal den Zahlungstermin verpasst und es auch im folgenden Zeitraum nicht macht, der bekommt entweder nach einer kurzen Zeit oder gemeinsam mit der nächsten Rechnung eine höfliche Erinnerung bezüglich der verpassten Zahlung. Hierbei fallen auch keine Mahngebühren an.

Dennoch wird darauf hingewiesen, dass bei Nicht-Bezahlung in Zukunft eine höhere Zahlung fällig wird und im schlimmsten Fall die Versorgung unterbrochen wird. Das gilt für die regulären Nebenkosten für Wasser, Strom und Gas, sowie für die Gebühren der NHK. Doch selbstverständlich sollte man immer darauf achten, seine Rechnungen zeitnah zu bezahlen, am besten kurz nachdem man sie im eigenen Briefkasten vorgefunden hat.

Keine Angst vor hohen Nachzahlungen

Ein Leben in Japan geht mit vielen neuen und manchmal besorgniserregenden Herausforderungen einher. Das Bezahlen von Rechnungen gehört meiner Erfahrung nach jedoch nicht dazu. Man bekommt nicht nur monatlich einen richtig detaillierten Überblick über den eigenen Verbrauch. In Japan bekommt man nämlich immer genau die Rechnung ausgestellt für das, was man wirklich verbraucht hat. Hat man somit einen Monat eine höhere Rechnung, kann man noch einmal genau überlegen, was man diesen Monat eventuell anders gemacht hat, um dann im Folgemonat die Nebenkosten ein wenig niedriger zu halten. Eine überraschende Nachzahlung am Ende des Jahres kommt somit nicht auf einen zu.

Nebenkosten sind notwendig, jedoch nicht beängstigend

Wer in Japan lebt und eine eigene Wohnung gemietet hat, der wird um die Bezahlung verschiedener Dienste nicht herumkommen. Dennoch sind Nebenkosten ein geringes Problem und wer ein wenig bewusster auf seinen Verbrauch schaut, der hat auch die Möglichkeit, diese Kosten im Rahmen zu halten. Wenn es dann an das Bezahlen dieser geht, muss man sich auch keine Sorgen machen, denn selbst wenn man sich noch für keine Bank entschieden hat, kann man ohne Probleme alles Wichtige mit Bargeld bezahlen.

Ein weiterer interessanter Artikel zum Thema Leben in Japan befasst sich mit einem weiteren wichtigen Thema, und zwar mit der Krankenversicherung und dem Arztbesuch in Japan.

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