Auswandern – Unser Weg nach Japan (3): Studentenvisum als eine Chance

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Zum Auswandern gehört eine ganze Menge Vorbereitung. Vor allem ist es immer die Visafrage, welche einen im Vorfeld ganz besonders lange beschäftigen kann. Während wir in unserem letzten Beitrag ein wenig über Susanns Working Holiday Visum geschrieben haben, möchten wir uns in diesem Beitrag mit meinem ersten Visum befassen, welches ich bekommen habe: das Studentenvisum.

Eine falsche Definition

Seit wir von unserem Japanurlaub im Jahr 2016 zurückgekommen waren, befassten wir uns lange Zeit primär mit den verschiedenen Optionen, welche uns zur Verfügung stehen würden.

Es gibt in Japan zahlreiche verschiedene Aufenthaltsgenehmigungen, welche man beantragen kann. Nur der Vollständigkeit halber möchten wir hier noch einmal auf einen kleinen Punkt hinweisen, welcher im Grunde immer falsch verstanden wird. Ein Visum ist das bekannte Dokument, welches man für die Einreise in das Land benötigt, wenn man mehr als einen Urlaub machen möchte und auch nur dann.

Wer durch die Grenzkontrollen durch ist, bekommt dann seine Zairyu Card und hat somit einen Residenz-Status (auf Japanisch: Zairyukikan). Wer das Land als Tourist besucht, benötigt als deutscher Staatsbürger kein Visum. Beim Einreisen erhält man den Aufenthaltsstatus für einen Temporary Visitor. Es gibt somit für deutsche Staatsbürger kein Touristenvisum in Japan.

Auch wenn man seinen Aufenthaltsstatus innerhalb Japans verlängert, oder ändert, benötigt man in der Regel kein Visum, sondern bekommt ausschließlich eine neue Zairyu Card. Am Ende ist es egal, ob man es Visum nennt, oder Aufenthaltsstatus, im allgemeinen Sprachgebrauch wissen wir worum es geht, oder?

Eine von vielen Optionen

Wie ich ja bereits im vorherigen Artikel geschrieben habe, war meine Situation ein wenig komplizierter als es bei Susann der Fall war. Nach der Schule habe ich direkt eine Ausbildung begonnen und habe später dann relativ lange in einer CMA-Einrichtung für mehrfach abhängige Menschen gearbeitet. Dort habe ich innerhalb von 15 Jahren eine Menge Berufserfahrung gesammelt. Allerdings ist es in Japan nicht so einfach, mit einem beliebigen Job zu starten.

In Japan ist es erst einmal sehr stark eingeschränkt, welchen Job man als Einwanderer annehmen kann und dabei wird vor allem der Fokus auf Berufe gelegt, bei denen man auf bestimmte Kenntnisse der Menschen aus dem Ausland zugreifen kann. Wer keinen Universitätsabschluss in Form eines Diploms, Masters oder Bachelors hat, hat es hier erst einmal schwerer.

Dabei ist es am Ende auch völlig egal, was man studiert hat, solange man andere Eigenschaften, wie z. B. Sprachkenntnisse als Beleg dafür vorweisen kann, für den Job geeignet zu sein. Für mich war es also gar nicht so einfach, einen Start zu finden. Wir legten uns zahlreiche Strategien zurecht, welche eventuell funktionieren könnten, sollte eine andere nicht klappen. Eine davon war, dass Susann ihr Working Holiday in Japan beginnt und in dieser Zeit versucht, im ersten halben Jahr eine Festanstellung zu bekommen.

Mit dem Status eines Temporary Visitors hat man als deutscher Staatsbürger die Möglichkeit, 90 Tage in Japan zu bleiben und kann diesen Status auch noch einmal auf 180 Tage verlängern. Selbstverständlich darf man mit diesem Aufenthaltsstatus keine Arbeit annehmen. 180 Tage wären auch sehr knapp für unsere Planung gewesen, wenn man bedenkt, dass die Beantragung eines Visums für Susann bis zur Ausstellung einige Monate gedauert hätte. Zur Not wäre ich übergangsweise noch einmal aus dem Land herausgegangen und hätte dann von Deutschland aus gehofft, dass für Susann alles gut geht. Dennoch war dies ein Szenario, welches wir vermeiden wollten.

Nur kurz zur Erklärung: wenn ein Ehepartner ein normales Arbeitsvisum hat, kann derjenige dann für den anderen Partner ein Dependent Visum beantragen, mit welchem dann beide zusammen in Japan leben und arbeiten können.

Für mich selbst wäre aufgrund meines Alters kein Working Holiday Visum mehr infrage gekommen, jedoch waren wir rein zufällig über eine ganz andere Möglichkeit gestolpert: das Studentenvisum. Ich selbst hatte eigentlich nicht erwartet, dass ich aufgrund meiner Schulbildung dafür infrage kommen würde, doch die Webseite von Go! Go! Nihon hat uns diesbezüglich eines Besseren belehrt. Nicht für ein Studium in Japan selbst, sondern auch Onlinekurse kann man über Go! Go! Nihon beantragen. Wer jedoch in Japan studieren möchte, sich aber nicht selbst um eine Wohnung bemühen mag, der findet auch hier Hilfe.

Es schien gar nicht so kompliziert, sich für ein Studentenvisum und auch bei einer Sprachschule in Japan zu bewerben. Laut der Go! Go! Nihon Webseite würden sie einen auch bei allem unterstützen und so schrieb ich voller Hoffnung meine Anfrage.

Studentenvisum
So sieht ein Studentenvisum aus

Durch Go! Go! Nihon zum Studentenvisum und der Sprachschule

Auf der Webseite werden bereits sehr übersichtlich verschiedene Sprachschulen vorgestellt, aus denen man sich erst einmal eine aussuchen kann. Im Nachhinein wird dann der nette Kontakt mit der Schule abklären, ob sie einen selbst als Student aufnehmen würden. Auch wenn das eigene Alter erst einmal egal ist, gibt es einige Schulen, welche offenbar einen überdurchschnittlich straffen Lernplan haben, sodass sie nur Studenten bis zu einem bestimmten Alter annehmen.

Die erste Wahl war in der Tat auch bewusst eine Schule, welche einen sehr strengen Lernplan zu haben schien, doch diese nahm nur relativ junge Studenten auf. Die nette Dame von Go! Go! Nihon empfahl mir daraufhin eine andere Schule, ebenfalls in Tokyo, welche einen guten Eindruck auf mich machte. Somit konnten wir nun auch mit den Vorbereitungen für das Studentenvisum beginnen.

Ich war in meinem Leben schon mehrfach umgezogen und muss gestehen, dass ich es mit dem Aufheben meiner Dokumente lange Zeit nicht so ernst genommen habe. Daher war neben dem Schreiben eines Lebenslaufs die Hauptaufgabe primär für mich, die zahlreichen Zeugnisse, Ausbildungsnachweise und Arbeitszeugnisse zusammenzubekommen, um diese zu verschicken. Das Gute dabei ist, dass man nur die deutschen Dokumente benötigt und Go! Go! Nihon sich dann um eventuelle Übersetzungen kümmert.

Während ich nach und nach alle Dokumente für das Studentenvisum besorgte, hatte ich auch keinen Augenblick das Gefühl, dass es einen Grund für Nervosität geben würde. Anfragen wurden immer schnell beantwortet und die nötigen Dokumente hatte ich schnell zusammen. Etwas, was man außerdem vorlegen musste, war ein Ausdruck oder ein Screenshot mit dem eigenen Kontostand. Auch hier reichte ein Beleg in deutscher Sprache mit nur kleinen Informationen auf Englisch, welche nachträglich draufgeschrieben werden konnten. Beglaubigte Dokumente waren also für das Studentenvisum und aber auch für den Antrag der Schule selbst nicht nötig.

Die Schule, für welche wir uns am Ende entschieden hatten, war die ISI Language School in Takadanobaba. Ich werde über meine Erfahrungen mit dieser Schule in Zukunft auch noch einmal schreiben

Das Visa selbst sollte ich dann direkt in Japan bekommen können, wenn ich bereits mit dem Temporary Visitor Status im Land bin. Das würde uns auch einiges an Stress und Geld sparen, doch hier zeigte sich dann später, dass es doch nicht so einfach werden würde.

Studentenvisum
Es gab viele Unterlagen von der ISI Sprachschule, um sich zu informieren

Ein kostspieliges Unterfangen

Natürlich ist so eine Sprachschule alles andere als günstig, doch zum Glück konnte man den Betrag in zwei Raten bezahlen. Die erste wurde noch vor dem Beginn des Studiums selbst bezahlt und die zweite Rate dann nach der ersten Hälfte des Studiums. Wir hatten seit unserer Entscheidung nach Japan zu gehen, eisern gespart und konnten somit alles rechtzeitig begleichen.

Hierbei sei jedoch auch noch einmal erwähnt, dass der Service von Go! Go! Nihon selbst kostenfrei ist, was ich wirklich beeindruckend finde bei der guten Unterstützung, welche sie leisten. Das Studentenvisum selbst kostet am Ende noch einmal einen kleineren Betrag von 2000 Yen in Form einer besonderen Briefmarke, worauf wir aber auch in einem anderen Artikel noch einmal eingehen werden. Abgesehen von den Kosten für das Studentenvisum und die Sprachschule, kann man aber gar nicht oft genug erwähnen, wie wichtig es ist, im Vorfeld Geld zu sparen.

Nicht nur kann man nie wissen, welche Kosten unerwartet auf einen zukommen. Auch ist es gerade als Immigrant in Japan oftmals notwendig, einen Beleg für seine Ersparnisse vorzulegen. Bei uns war dies z. B. auch der Fall, als wir unsere erste eigene Wohnung in Japan mieten wollten. Auch als ich später auf einen anderen Aufenthaltsstatus gewechselt bin, war es wichtig, genug Ersparnisse vorweisen zu können. Man möchte nicht immer mit einem Studentenvisum in Japan leben müssen.

Auch einer Arbeit darf man mit diesem Visa nachgehen

Für uns war die Möglichkeit mithilfe von Go! Go! Nihon ein Studentenvisum zu bekommen ein Glücksgriff und ich kann mir vorstellen, dass dies auch für viele andere Menschen eine tolle Erfahrung ist. So ein Studentenvisum bringt nämlich verschiedene Vorteile mit sich.

Im Gegensatz zu einem Working Holiday Visum, kann ein Studentenvisum nämlich verlängert werden. Mein erstes Studentenvisum hatte eine Gültigkeit von 1 Jahr und 3 Monaten. Ich werde in einem späteren Artikel noch genauer darauf eingehen, wie die finale Prozedur für die Beantragung des Visums ablief.

Auch kann man mit diesem Visum in Japan einer Arbeit nachgehen. Während der Schulzeit kann man die typischen 28 Stunden pro Woche in Form einer Teilzeitanstellung arbeiten. In der Ferienzeit zwischen den Semestern kann man darüber hinaus Vollzeit arbeiten.

Während einige meiner Klassenkameraden diese Möglichkeit auch nutzten und teilweise sogar viel zu wenig Zeit zum Lernen für die Tests hatten, nutzte ich meine Zeit nach und vor der Schule für das Lernen und für ehrenamtliche Tätigkeiten. Auch darüber werde ich in einem späteren Artikel noch einmal schreiben, denn auch das ist ein sehr spannendes Thema.

Kein Uniabschluss? Wie wäre es mit einer Senmon Gakkou?

Wie ich oben bereits geschrieben habe, ist es ohne einen eigenen Universitätsabschluss gar nicht so einfach, in Japan eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Mit einem Studentenvisum als Start kann man jedoch noch einen anderen Weg einschlagen, um in Zukunft auch eine Arbeit in Japan zu beginnen.

Wer sein Sprachstudium mit einem Abschluss beendet, hat die Möglichkeit im Anschluss eine sogenannte Senmon Gakkou zu besuchen. Um einen Abschluss zu bekommen, muss man eine bestimmte Zeit in der Sprachschule studieren und auch einen bestimmten Notenschnitt haben. Der Zeitraum ist je nach Schule unterschiedlich und kann ein Jahr, oder aber auch länger dauern.

Eine Senmon Gakkou wird manchmal als eine Art Berufschule übersetzt und so ähnlich kann man sie eventuell auch beschreiben. Es ist eine Schule, in welcher man ein Studium mit einem besonderen Fokus auf ein Berufsfeld machen kann. Mit einem Abschluss an einer solchen Schule kann man dann auch in Japan auf die Suche nach einer entsprechenden Arbeit gehen.

Entsprechende Japanischkenntnisse vorausgesetzt, kann man auch bereits ohne ein Sprachstudium in Japan versuchen, sich an einer Senmon Gakkou zu bewerben, doch dann ist ein entsprechender Nachweis für die eigenen Japanischkenntnisse notwendig. Wie zuvor geschrieben, erwähne ich die Senmon Gakkou hauptsächlich aus dem Grund, weil es theoretisch für Menschen ohne einen Uniabschluss oder entsprechende Berufserfahrung eine weitere Chance ist, ein Leben in Japan zu beginnen.

So langsam wird die Vision klarer

Mit dem Working Holiday Visum für Susann und dem Studentenvisum für mich in Aussicht, bekamen wir so langsam eine deutlichere Sicht auf unseren Start in Japan. Natürlich waren einige Dinge noch unsicher. Wir mussten in Japan auch Geld verdienen und eine Unterkunft benötigten wir für unseren Start ebenso.

Auch hatten wir noch immer in Deutschland unsere Wohnung mit vielen Dingen, welche wir nicht mit nach Japan nehmen konnten. In unserem nächsten Beitrag zum Thema Auswandern – Unser Weg nach Japan werden wir über die Suche nach einer Arbeit in Japan schreiben, welche Susann von Deutschland aus und am Ende sogar mit Erfolg begonnen hatte.

Weitere Beiträge der Reihe Auswandern – unser Weg nach Japan

1 – Wie eine Idee entstand

2 – Ein Visum für das Working Holiday

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