Tokyo Metro Stamp Rally zu Kamen Rider Revice

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Stamp Rallies sind in Japan keine Seltenheit. Sie gehen dabei sogar auf die bekannten Goshuin Siegel zurück, welche man bei einem Schrein oder Tempelbesuch bekommen kann. Man kann beinahe sagen, dass es für die Japaner so etwas wie eine Obsession ist, Stempel zu sammeln.

Denn neben den erwähnten Goshuin, welche in den Gochuincho Büchern gesammelt werden, gibt es zahlreiche Orte, an denen man heutzutage Stempel bekommen kann. Zum Beispiel kann man an Bahnhöfen auch einfach so Stempel sammeln, ohne dass man hier ein Heft voll bekommen muss. Es gibt aber auch richtige Stamp Rallies, bei der oftmals in Verbindung mit einem bestimmten Thema verschiedene Orte innerhalb einer bestimmten Zeit aufgesucht werden müssen, um dort exklusive Stempel zu bekommen. Zum Abschluss gibt es meistens kleine Belohnungen in Form einer Sammelkarte, Postkarte oder, im Zuge einer Verlosung, auch exklusive Fanartikel.

Goshuin – der Ursprung der modernen Stamp Rally

Bei den Goshuin handelt es sich um Siegel, die den Besuchern von Heiligtümern in der Regel als Gegenleistung für eine Spende gereicht werden. Es gibt sowohl in buddhistischen Tempeln als auch in Shinto-Schreinen entsprechende Goshuin. Diese Siegel sind einzigartig für jeden Ort, sodass sie ein beliebtes Sammlerstück sind. Sie beinhalten nicht nur einen üblichen Stempeldruck, sondern auch eine persönliche Kalligrafie der Tempeldiener (Kannushi genannt). Hier wird dann der Namen des Tempels inkludiert und es gibt genaue Angaben über das Datum des Besuchs.

Es wird davon ausgegangen, dass Goshuin bereits in der Nara-Periode zwischen 710 und 794 von den Tempeln im Austausch gegen ein handschriftliches buddhistisches Sutra namens Shakyo verteilt wurden. Das Verfassen von Sutren mit der Hand gilt als ein frommer Akt, dessen Widmung an die verschiedenen Mitglieder des Tempels wiederum ein gutes Licht auf den spirituellen Status des Schreibers wirft. Shuin waren damit ein Zeichen für die Frömmigkeit eines Menschen.

Heute sammelt man seine Goshuin in der Regel in einem kleinen Buch mit der Bezeichnung Goshuincho. Diese Goshuincho blicken ebenfalls auf eine lange Geschichte zurück. Sie galten schon früher als eine Art Reisepass für das Leben nach dem Tod, indem man die zahlreichen Siegel, welche man darin gesammelt hat, als einen Beleg für die eigene Frömmigkeit vorweisen kann.

Goshuin kann man nicht nur oftmals direkt vor Ort bei den größeren Tempeln und Schreinen erwerben, sondern auch in darauf spezialisierten Geschäften, welche oftmals in traditionellen Vierteln zu finden sind. Weiterhin gibt es sogar die Möglichkeit, in einem Workshop sein eigenes Goshuincho herzustellen. Dies geht z. B. in der Stadt Fuji Yoshida am Fuße des Berges Fuji.

Über unseren Aufenthalt in der Stadt Fujiyoshida inklusive des Goshuincho Workshops haben wir ebenfalls einen passenden Artikel verfasst.

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Ich habe mir in Fujiyoshida mein eigenes Goshuincho gebastelt.

Kamen Rider – eine feste Institution der japanischen Fernsehlandschaft

Die Serie Kamen Rider, welche in den USA und in Deutschland unter dem Namen Masked Rider bekannt ist, hat ihren Ursprung im Jahr 1971, als sie zuerst im japanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Erschaffen wurde sie von dem bekannten Mangaka Shotaro Ishinomori. Ihm und seiner Arbeit zu Ehren befindet sich in der Stadt Ishinomaki in der Präfektur Sendai das Ishinomaki Museum.

Der erste Kamen Rider wurde gespielt von Hiroshi Fujioka, einem Schauspieler und zugleich Stuntman, weswegen die teilweise halsbrecherischen Stunts auf dem Motorrad direkt von ihm gespielt werden konnten. Jedoch kam es bei den Dreharbeiten zu einem Unfall mit dem Motorrad, bei dem er sich beide Beine brach und er vorerst von einem anderen Schauspieler, und somit auch einem neuen Hauptcharakter, ersetzt werden musste.

Daher gibt es bis heute im Verlauf der Serie nicht nur den einen Kamen Rider, sondern ähnlich der bekannten britischen Fernsehserie Dr. Who, welche bis auf das Jahr 1963 zurückblicken kann, handeln in den einzelnen Staffeln von Kamen Rider unterschiedliche Hauptcharaktere. Es kommt auch immer wieder dazu, dass es in einer Staffel oder einer Filmadaption gleichzeitig mehrere Kamen Rider gibt, welche gegen das Böse kämpfen.

Auch das Aussehen änderte sich vom ursprünglich an einen Grashüpfer angelehnten Kostüm, je nach Staffel. Bei den Gegenspielern handelt es sich oftmals um Menschen oder Konzerne, welche ganz klassisch nach der Weltherrschaft streben, was es natürlich zu verhindern gilt.

Im Laufe der Geschichte gab es auch vereinzelte Neuinterpretationen der Originalgeschichte. Ganz aktuell arbeitet der Regisseur der erfolgreichen Anime-Serie Neon Genesis Evangelion, Hideaki Anno, aufgrund des 50-jährigen Bestehens der Serie an einer Neuerzählung des originalen Kamen Rider. Es bleibt also spannend zu sehen, wohin die Reise für den, oder besser gesagt für die Kamen Rider, in Zukunft geht.

Wir haben im Zuge unserer Reise durch Tohoku das Ishinomori Manga Museum selbst besucht und darüber in unserem Artikel über Tashirojima geschrieben.

Kamen Rider Revice Tokyo Metro Stamp Rally

Ebenfalls im Zuge des 50-jährigen Jubiläums wurde der Film Kamen Rider Revice – Family Battle gedreht. Im Zuge dessen hat die Tokyo Metro eine Stamp Rally veranstaltet, welche die Teilnehmer quer durch Tokyo führt. Fünf Stationen gab es dabei zu besuchen. Ueno, Ginza, Aoyama 1 Chome, Shin Ochanomizu und Higashi Ikebukuro.

Das Tokyo Metro 24-Stunden-Ticket

Um an so einer Stamp Rally teilzunehmen, lohnt es sich im Vorfeld, das Tokyo Metro 24-Stunden-Ticket zu kaufen. Dieses Ticket kostet für Erwachsene 600 Yen und für Kinder 300 Yen. Diese Tickets bekommt man an allen Verkaufsautomaten der Tokyo Metro. Mit diesem kann man ganze 24 Stunden sorgenfrei mit allen Bahnen der Tokyo Metro fahren. Diese bedient so ziemlich alle Stationen im Großraumgebiet Tokyo, mit Ausnahme der reinen JR-Bahnhöfe. Hierbei sei noch einmal erwähnt, dass die Bahnen der JR, also auch die Yamanote, kein Teil der Tokyo Metro sind und somit nicht mit dem Tokyo Metro 24-Stunden-Ticket genutzt werden können.

Auf nach Ueno!

Als wir uns am Vormittag auf den Weg machten, begaben wir uns zuerst nach Ueno, da dies die Station war, welche unserem Zuhause am nächsten wahr. Der Bahnhof in Ueno ist eigentlich immer einen Besuch wert, nicht nur wegen des Bahnhofs selbst, sondern auch wegen des Ueno Parks und der belebten Ameyokocho Einkaufsstraße. Ein weiterer interessanter Fakt ist außerdem, dass im Jahr 1927 die erste U-Bahn-Linie in Tokyo eröffnet wurde. Hierbei handelte es sich um die Ginza Linie, welche den Bahnhof Ueno und Asakusa verband.

Als wir am Bahnhof Ueno angekommen waren, mussten wir uns dennoch erst einmal orientieren. Der Ort, an dem man seinen Stempel abholen konnte, war zwar mithilfe von kleinen Schildern und Plakaten markiert, aber dennoch relativ weit weg von unserem Ankunftsbahnhof. Dennoch fanden wir den kleinen Tisch mit dem farbenfrohen Kamen Rider Revice Plakat und holten uns unseren ersten Stempel ab. Wir waren auch nicht die einzigen, welche an der Stamp Rally teilnahmen, denn direkt hinter uns reihte sich gleich ein weiterer Mann ein.

Weiter geht es nach Ginza

Weiter führte uns die Stamp Rally nach Ginza. Der Bahnhof Ginza ist direkt mit Ueno über die Ginza Linie verbunden und bietet den Zugang für eines der schillerndsten Viertel in Tokyo. Ginza besticht primär durch seine zahlreichen Luxusgeschäfte, lohnt sich aber auch, wenn man nicht die Taschen voller Geld hat. Hier gibt es zahlreiche Restaurants, welche auch für den durchschnittlichen Geldbeutel machbar sind.

Ebenso lohnt sich Ginza auch zu Halloween und zu Weihnachten, da nicht nur die Straßen, sondern auch zahlreiche Schaufenster und Einkaufszentren eindrucksvoll dekoriert sind. Ein interessanter Fakt zu Ginza ist außerdem, dass die Region des heutigen Luxusbezirks ursprünglich eine Müllhalde war, wo man mithilfe von Landauffüllungen die bewohnbare Landmasse von Japan erweiterte.

Auf dem Weg zu unserem zweiten Stempel folgten wir einem Pfeil, doch es war nicht klar, wann wir aufhören sollten, geradeaus zu gehen. Erst auf dem Rückweg sah ich neben einem Informationsschalter den kleinen Tisch für den nächsten Kamen Rider Stempel.

Bevor wir uns auf den Weg zur nächsten Station machten, kehrten wir beim Starbucks innerhalb der Station ein und machten eine kleine Pause von der Stamp Rally bei Kaffee und Gebäck. Da es sehr heiß war, war dies eine gelungene Erfrischung. Interessant war, dass das Tablett aus recycelten Kaffeebohnen und aus Holz von kontrolliertem Anbau in Japan hergestellt wurden.

Shin Ochanomizu war unser nächster Halt

Im Zuge unserer Stamp Rally ging es weiter nach Shin Ochanomizu. Die Station selbst ist weniger überlaufen oder beeindruckend im Vergleich zu den vorherigen, aber diese Gegend ist unter anderem für ein bestimmtes Bauwerk bekannt, die Kathedrale der Heiligen Auferstehung. Diese befindet sich direkt über der Station Shin Ochanomizu und stellt das Zentrum der japanisch-orthodoxen Kirche dar.

Die Kathedrale wurde vom Erzbischoff Ivan Dmitrievich Kasatkin gegründet, mit dem Gedanken, die japanisch-russischen Beziehungen innerhalb der Meiji Zeit zu verbessern. Heute wird er als Sankt Nikolaus von Japan bezeichnet und die Kathedrale, welche auch als Nikorai-do bezeichnet wird, ist ein auffälliges und beeindruckendes Bauwerk inmitten des Bezirkes Chiyoda-ku.

Nachdem wir aus dem Zug ausgestiegen waren, fanden wir schnell den Weg zu unserem nächsten Kamen Rider Stempel. Auch hier waren wir nicht die einzigen und mussten uns beeilen, denn hinter uns warteten schon die ersten ungeduldigen Kinder, welche ebenfalls an der Stamp Rally gemeinsam mit ihren Eltern teilnahmen.

Nächster Halt der Stamp Rally: Higashi Ikebukuro

Um im Zuge der Stamp Rally nach Higashi Ikebukuro zu kommen, mussten wir den Zug im Bahhof Ikebukuro wechseln. Diese Station ist immer sehr belebt. Sie liegt nicht nur in einem zentralen Gebiet von Tokyo, mit einer Vielzahl an Unterhaltungs- und Einkaufsmöglichkeiten, wie der Sunshine City, sondern dient auch als Knotenpunkt für wichtige Bahnlinien durch und aus Tokyo hinaus.

Der Name Ikebukuro setzt sich dabei aus dem Kanji für Teich und Beutel zusammen, was auf drei Dinge zurückzuführen ist.

  • Die Region des heutigen Ikebukuro war ursprünglich ein Dorf, in dessen Nordosten sich ein Teich befand, welcher die Form eines Mannes hatte, der einen Beutel hält.
  • Der zweite Hintergrund ist, dass es in der gesamten Region einstmals zahlreiche Teiche gab.
  • Der dritte Punkt geht auf eine Legende zurück, welche besagt, dass eine Schildkröte aus einem der Teiche gekommen sein soll, während sie auf ihrem Rücken einen Beutel trug.

Der Bahnhof Higashi Ikebukuro war wesentlich ruhiger als Ikebukuro und so konnten wir relativ entspannt zu unserem nächsten Ziel der Stamp Rally gehen. Auch hier konnten wir wieder den Schildern folgen, welche uns klar den Weg deuteten.

Der letzte Stempel befand sich in Aoyama 1 Chome

In der Region um den Bahnhof herum befinden sich unter anderem die Wohnsitze der Prinzessin Masako und des Prinzen Naruhito. Weite Teile der Nachbarschaft sind daher in Besitz der kaiserlichen Familie. Ebenfalls nicht weit entfernt liegt hier der äußere Garten des Meiji Schreins, welcher ebenfalls eine direkte Verbindung zur kaiserlichen Familie hat. Auch befindet sich hier mit dem Akasaka Palast eine der zwei öffentlichen Gasthäuser der japanischen Regierung. Das zweite Gasthaus befindet sich mit dem Kyoto State Guest House in der alten Hauptstadt Kyoto.

Die Station selbst ist nicht sehr spektakulär, doch waren es nun einige Familien mit aufgeregten kleinen Kindern, welche gemeinsam mit uns ihren Stempel abholen wollten. Als wir unseren Stempel hatten, ging es weiter nach Shibuya, wo wir unsere Sammelkarte erhalten sollten.

Auf zum Toei Cinema

Als wir in Shibuya angekommen waren, wussten wir, dank des Stamp Rally Guides, zwar, welchen Ausgang wir nehmen mussten und dass sich unser Ziel irgendwo im siebten Stock befinden sollte. Von der Straße aus, war das allerdings gar nicht so einfach zu sehen und so liefen wir einige Zeit in der brennenden Sonne umher, bis wir einen Komplex fanden, welcher ebenfalls die Kinosäle des Toei Cinema enthielt.

Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in den siebten Stock und betraten das ruhige Foyer des Kinos, wo wir auch direkt unsere wunderschön schimmernde Sammelkarte abholen konnten. Als Zusatz hatte man außerdem die Möglichkeit, eine Postkarte mit den gesammelten Stempeln abzuschicken, um an einer Verlosung für weitere exklusive Kamen Rider Artikel teilzunehmen.

Auf nach Hause, aber nicht ohne Ramen

Bevor wir uns auf den Weg nach Hause machte, stiegen wir an der Station Kinshicho aus und besuchten hier eine bekannte Ramen-Bar aus der Region Aizu Wakamatsu. Zuerst war uns nicht klar, dass diese Kette aus der Region des bekannten Aizu-Clans stammt, doch nach dem Betreten wurden wir überall von den roten, als Akabeko bekannten Kühen begrüßt. Weil sie ein schönes Foto machten wollte, bestellte Susann etwas, was sie sonst nie tut, und zwar kalte Ramen. Sie war überrascht, wie gut sie ihr schmeckten und so konnten wir diesen doch recht langen und anstrengenden Tag am Ende noch mit einem guten Essen abschließen.

Wer ein wenig mehr über die Region des Aizu-Clans wissen möchte, dem können wir unseren passenden Artikel zu Aizu Wakamatsu wärmstens ans Herz legen.

Mit der Stamp Rally Tokyo erkunden

Wer an einer Stamp Rally teilnimmt, tut dies nicht nur, um die farbenfrohen Stempel zu sammeln, sondern auch, um vielleicht einmal Regionen von Japan zu erkunden, welche man sonst eher weniger besucht.

Natürlich schafft man es nicht, alle Nachbarschaften im Detail zu erkunden, wenn man die ganze Stamp Rally an nur einem Tag schaffen möchte. Doch verlaufen diese oftmals über einen längeren Zeitraum, sodass man hier wirklich das Motto „Der Weg ist das Ziel“ wahr machen kann.

Wir freuen uns schon auf die nächste Stamp Rally und auf das, was wir alles noch Unerwartetes sehen werden. Vielleicht ist es dann auch nicht mehr so heiß.

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