Filmreview – Noboru Kotera-san

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Foto: Bitter's End ©2020 "Noboru Kodera-san" Production Committee © Coffee / Kodansha, Fair use

Heute stelle ich euch den Film Noboru Kotera-san vor, einen Film, welchen wir vor einiger Zeit hier in Japan im Kino gesehen haben. Eigentlich gehen wir gar nicht so oft ins Kino und noch seltener schauen wir dabei japanische Filme. Doch Noboru Kotera-san haben wir uns dann doch angesehen und es nicht bereut. Wie in anderen Reviews versuche ich auch hier jegliche Spoiler zu vermeiden und schneide die Handlung der Geschichte nur grob an.

Allgemeine Informationen

  • Drehbuch: Furuyama Tomoyuki
  • Ausführender Produzent: Okamoto Haruo
  • Darsteller:
    • Kudou Haruka als Kotera
    • Itou Kentarou als Kondo
    • Suzuki Jin als Shijou
    • Yoshikawa Ai als Kurata Rino
    • Ono Karin als Riko Tasaki Arika
    • Morozumi Shuu als Mashiko
    • Tanaka Taketo als Tsuda
    • Nakamura Riho als Karasuma Kozue
    • Kobazashi Katsuya als Kokuryou
  • Originalsprache: Japanisch
  • Länge: 100 Min.
  • Erstveröffentlichung: 03.07.2020
  • Studio: Bitters End / Kodansha
  • Offizielle Webseite: Webarchive

Die Verfilmung des erfolgreichen Coming of Age Mangas, bei dem der Name Programm ist

Der Film Noboru Kotera-san basiert auf dem gleichnamigen und erfolgreichen Manga des Mangaka Cohii (Coffee). Die Reihe erzählt vom täglichen Leben Kotera-sans innerhalb von 30 Kapiteln und 4 Bänden und bezeichnet sich selbst als Kletter-Comedy. Der erste Band erschien im Jahr 2015 und der letzte im Jahr 2017.

Die Geschichte und der gedankliche Hintergrund des Mangas, sowie auch des Films spiegelt sich auch im Namen der Protagonistin wider. Der Name Kotera (小寺) setzt sich hierbei aus den Kanji für klein und Tempel zusammen und „san“ ist neben der respektvollen Anrede auch eine weitere Lesung für Berg (山) in der japanischen Sprache, neben dem bekannten „yama“.

Soll ich etwa lügen?

Die grundlegende Geschichte von Noboru Kotera-san ist eigentlich schnell erzählt. Die Highschool Schülerin Kotera hat sich leidenschaftlich dem Bouldersport verschrieben. Dies sorgt dafür, dass sie allein beim Erblicken einer Kletterwand ein Kribbeln in den Fingern bekommt und in Gedanken versunken die verschiedenen Schritte durchgeht, wie sie die Herausforderung des Kletterns am besten meistern kann.

Japan meine Liebe foto von Susann Schuster
Kotera macht ihre Bestimmung klar. Foto: Bitter’s End ©2020 „Noboru Kodera-san“ Production Committee © Coffee / Kodansha, Fair use

Parallel zur namensgebenden Kotera handelt die Geschichte außerdem von Kondo. Kondo ist Mitglied im schulinternen Tischtennisclub und hat ein Auge auf Kotera geworfen. Kotera und Kondo kommen sich auf einer freundschaftlichen Basis näher und besonders Kondo fühlt sich mit der Zeit immer mehr zu Kotera und ihrer selbstbestimmten Art hingezogen. Die Zielstrebigkeit, welche Kotera als Charakter an den Tag legt und zugleich auch mit dem Sport des Boulderns umschrieben wird, ist nicht nur für Kondo eine treibende Kraft. Sie ist ebenfalls wichtig für die anderen Schüler ihrer Klasse und gefühlt der ganzen Schule.

Alles beginnt dabei mit einer Frage, welche der Lehrer in Form eines Fragebogens an seine Schüler stellt. Was möchtet ihr in Zukunft als Beruf machen? Neben den verschiedensten zu erwartenden Antworten schreibt Kotera auf ihren Bogen einfach nur, dass sie klettern möchte.

Ein wenig verwirrt von dieser Antwort, geht der Lehrer auf Kotera zu und versucht ihr nahezulegen, dass dies doch kein richtiger Beruf ist, sie sollte doch auf die Frage richtig antworten. Auch nachdem Kotera versucht hat zu erklären, dass Klettern doch ihre Leidenschaft ist, lässt sich der Lehrer nicht davon abbringen, dass das Klettern ja kein Beruf sein kann. Dann stellt Kotera die wichtigste Frage: Soll ich etwa lügen?

Der Lehrer verneint dies, worauf Kotera ihm den Fragebogen zurückgibt, mit dem Wort: Klettern! Diese kleine Szene spricht für den gesamten Film in seiner Entwicklung, aber kann auch einen selbst ein wenig zum Nachdenken bringen.

Seine Ziele allein erreichen können

Der Film spielt mit dem Gefühl des Kletterns, sowie mit einigen Elementen der modernen japanischen Gesellschaft. Kotera erklärt ihre Leidenschaft für das Klettern in etwa folgendermaßen: Wenn ich klettere, dann bin ich ganz auf mich allein gestellt. Ich muss mich vorbereiten, muss einen Weg finden und wenn ich die Wand hinauf geklettert bin, dann weiß ich, dass ich es ganz allein geschafft habe.

Sich selbst zu vertrauen und seine Ziele zu verfolgen, ist die wichtigste Message aus diesem Film und auch Kondo lässt sich dabei von Kotera inspirieren. Er kämpft noch härter für seinen eigenen kleinen Erfolg, um über sich selbst und seine Unsicherheit hinauszuwachsen. Es ist spannend zu sehen, wie die Protagonistin mit der Unterstützung, aber gleichzeitig auch unter dem Staunen ihrer Klassenkameraden immer kompliziertere Kletterwände, aber auch Felsen in der Natur hinaufklettert.

Auch erlebt die Hauptfigur selbstverständlich ihre Rückschläge, lässt sich aber bis zum großen Finale, wo man selbst am liebsten aus dem Sitz aufspringen würde, um sie anzufeuern, nicht unterkriegen.

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Noboru Kotera-san, der offizielle Trailer

Die Geschichte einer Freundschaft

Natürlich hat auch die Beziehung zwischen Kotera und Kondo einen besonders wichtigen Stellenwert in der Geschichte, wird aber auf eine sehr angenehme ungezwungene Weise erzählt, wie es die Japaner wohl mit am besten können. Keine zwischenmenschliche Beziehung fühlt sich hier erzwungen und auch eine abgeschmackte Liebesbeziehung, wie man sie in vielen modernen Filmen, auch vor allem mit Teenagern, serviert bekommt, sucht man hier zum Glück vergeblich. Bis zur letzten Szene wünscht man sich, dass die beiden zusammen finden und in gewisser Weise tun sie es auch, nur vielleicht nicht so, wie man es erwarten würde. Die abschließende Szene lässt einem mit einem Gefühl der Freude zurück, sodass man, während der Abspann läuft, immer noch ein Lächeln auf den Lippen hat.

Haruka Kudou ist Kotera-san

Vielen mag der Name Haruka Kudou kein Begriff sein, aber für mich und Susann war sie nicht nur der Auslöser dafür, dass wir uns den Film im Kino angesehen haben, sondern auch, dass wir ein größeres Interesse am Klettern und Bouldern entwickelt haben. Das mit dem Klettern haben wir bisher noch nicht geschafft, aber den Film haben wir immerhin gesehen.

Haruka Kudou hat vor allem durch ihre Zeit in der Idol-Gruppe Morning Musume als Teil des Hello Projects Bekanntheit erlangt. Ihre lockere, manchmal jungenhafte Art hat ihr viele Fans beschert und auch mit Gesang und Tanz konnte sie die Menschen über Jahre für sich begeistern.

Nachdem sie sich selbst dazu entschlossen hatte, das Idol Business hinter sich zu lassen, war nach einer Weile Noboru Kotera-san ihr erster Kinoauftritt, bei dem sie die Hauptrolle in einer Produktion verkörpert hat. Für die Hauptrolle hat sie sich auch nicht lumpen lassen und hat über Monate hinweg das Bouldern trainiert, sodass für die teilweise wirklich beeindruckenden Kletterszenen im Film kein Stunt Double gebraucht wurde. In verschiedenen Videos hat Haruka Kudou darüber hinaus ein wenig etwas über ihre Vorbereitungen erzählt und auch gezeigt, wie sie z. B. zu Hause am Bücherregal, am Fenster über der Treppe und mit einem Handtuch auf dem Boden ihre Finger und Zehen trainiert hat.

Wer Haruka Kudou ein wenig aus ihrer Zeit als Idol kennt, wird ihre eigene Persönlichkeit in einigen Szenen des Films wahrscheinlich wiedererkennen.

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Haruka Kudou zeigt, wie sie sich für den Film vorbereitet hat.

Ein Film der guten Laune

Noboru Kotera-san ist ein Film, der von Anfang an bis zum Abspann gute Laune versprüht, ohne dabei lächerlich zu wirken. Es ist eine Art Film, wie ich ihn so nur aus der japanischen Feder kenne und etwas, worin die japanische Filmindustrie richtig gut ist.

Er beschreibt das normale Leben, ohne viel zu dramatisieren und spielt dabei mit den kleinen Gedanken des Lebens, für die man oft im Alltag gar nicht so viel Zeit hat. Nein, dieser Film driftet in keine philosophische oder künstlerisch besonders anspruchsvolle Sphäre ab und das ist auch gut so.

Das Drehbuch steuert die Figuren glaubwürdig, mit einigen perspektivischen Wechseln bis zum kleinen großen Finale, ohne dabei auch nur einen Moment verloren zu wirken. Viele Szenen sind so geschickt deutlich dargestellt, dass man die eigentliche Geschichte und Botschaft des Films sogar verstehen kann, wenn man keine besonders guten Japanisch-Kenntnisse hat. Wer sich für das Klettern interessiert, oder einfach nur für die Kunst der leichtfüßigen japanischen Filme liebt, dem kann ich dieses kleine Juwel nur ans Herz legen.

Einen weiteren Film, den wir euch wärmstens empfehlen können, ist der Horrorklassiker „House“, zu dem Susann ebenfalls ein Review verfasst hat.

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