Natsumoude Matsuri 2022 am Asakusa Schrein

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Der Sommer in Japan ist für seine Festivals, Matsuri genannt, weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Wenn man nicht gerade in einer Pandemie steckt, sind es hauptsächlich die zahlreichen und abwechslungsreichen Festivals im Sommer, welche die Menschen begeistern und zusammenbringen.

Aufgrund der Pandemie und der zahlreichen im Sommer 2022 noch immer geltenden Beschränkungen, sind leider auch dieses Jahr viele Matsuris in Tokyo im Vorfeld abgesagt worden. Aus diesem Grund können erneut zahlreiche lokale Feste, für welche die verschiedenen Regionen bekannt sind, nicht besucht werden. Das bedeutet aber nicht, dass es gar keine Matsuris in Tokyo gibt. Einzelne, für die Menschen wichtige Feste, finden dennoch mit gewissen Einschränkungen statt und sollen endlich wieder Hoffnung machen.

Durch Zufall sind wir dieses Jahr auf das Natsumoude Matsuri am Asakusa Schrein aufmerksam geworden und möchten in diesem Artikel einige Eindrücke mit euch teilen.

Der Asakusa Schrein

Wer schon einmal den Senso-Ji Tempel in Asakusa besucht hat, dem wird schnell aufgefallen sein, dass bei einem Tempel dieser Größe nicht nur das Hauptgebäude sehenswert ist. Auf dem weitläufigen Gelände befinden sich neben den beiden Toren Kaminarimon und Hozoumon, welche entlang der Nakamise Dori den Hauptweg zum Tempel markieren, auch zahlreiche weitere kleine Schreine und imposante Gebäude.

Die große Anlage mit ihren weiten Flächen und lang gezogenen Zufahrtswegen eignet sich daher perfekt für viele verschiedene Matsuris, welche das ganze Jahr über gefeiert werden. Einige von ihnen sind reine lokale Feste mit dem Fokus auf dem Senso-Ji Tempel, wie z. B. das Shi man roku sen nichi genannte „Fest der 46.000 Tage“, welches am 9 und 10. Juli gefeiert wird. Aber auch Feste, welche man im ganzen Land abhält, werden hier ebenfalls gebührend gefeiert.

Auf dem Gelände des Asakusa Schreins, welches sich ein wenig östlich und nur wenige Meter vom Haupttempel entfernt befindet, werden das ganze Jahr über eigene kleine Veranstaltungen abgehalten. Dazu gibt es nicht nur verschiedene Unterhaltungsangebote wie traditionelle Live-Aufführungen auf einer Bühne, sondern auch abwechslungsreiche Dekorationen und natürlich wäre ein Matsuri kein Matsuri, wenn es nichts Passendes zu essen geben würde.

Der Asakusa Schrein ist auch unter dem Namen Sanja-sama bekannt, was in etwa „Der Schrein der drei Götter“ bedeutet. Dieser Schrein, erbaut im Jahr 1649, gilt als einer der bekanntesten Shinto-Schreine der Hauptstadt und ehrt die drei Männer, welche ursprünglich den Senso-Ji Tempel gegründet haben. Die Legende besagt, dass zwei Fischer in einem Fischernetz, welches sie aus dem Sumidafluss gezogen hatten, eine Statue der Göttin Kannon fanden, welche die buddhistische Göttin der Barmherzigkeit ist. Ein reicher Lehnsherr hörte von diesem Fund und suchte die beiden Fischer auf, woraufhin er ihnen die Lehren des Buddhismus erklärte.

Die beiden Fischer bekannten sich umgehend zum buddhistischen Glauben und brachten die Statue in einem kleinen Schrein unter, welcher dem Lehnsherrn gehörte. Dieser Schrein war der Anfang des heute berühmten Senso-Ji Tempels.

Der Asakusa Schrein gehört zu einer Gruppe von heiligen Gebäuden, welche man auf dem Gelände neben dem Senso-Ji Tempel entdecken kann und es ist nur eines von zwei Gebäuden in dieser Region, welches die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs überstanden hat. Der Schrein gilt aufgrund seines langen Bestehens als wichtiges kulturelles Erbe und seiner Bedeutung wird jeden Mai zum Sanja Matsuri besonders gedacht.

Mit dem Natsumoude Matsuri den Sommer begrüßen

In der Silvesternacht, oder zu Beginn des neuen Jahres, besuchen viele Menschen in Japan die Schreine oder Tempel, um sich von den Sünden und Unreinheiten des Vorjahres symbolisch zu reinigen. Aus diesem Grund hat auch gerade das Neujahrsfest in Japan eine viel höhere Bedeutung für die meisten Menschen als z. B. das Weihnachtsfest. Dieser erste Schreinbesuch im neuen Jahr wird Hatsumoude genannt.

Sechs Monate später, also nach genau einem halben Jahr, besuchen viele Menschen erneut einen Schrein, um sich von den Sünden der ersten sechs Monate zu befreien. Diese Zeit wird Natsumoude genannt, wobei das Natsu für den Sommer steht. Es wird ab dem ersten Juli gefeiert und dauert je nach Schrein einige Tage. Auch wird zu dieser Zeit für die Gesundheit und den Frieden in der zweiten Jahreshälfte gebetet und zugleich der Sommer als Jahreszeit willkommen geheißen.

Natsumoude ist allerdings noch eine sehr junge Tradition und wurde ursprünglich im Jahr 2014 vom Asakusa Schrein eingeführt. In den Jahren seines Ursprungs hat sich dieses Fest aber rasch im ganzen Land als eine feste Institution im Kalender vieler Schreine etabliert.

Unser Natsumoude Matsuri am Asakusa Schrein

Der eigentliche Grund, warum wir in diesem Jahr am 7. Juli zum Senso-Ji Tempel gegangen waren, war eigentlich das bekannte Tanabata Matsuri. Aufgrund der noch immer geltenden Beschränkungen fiel auch dieses Jahr das große Tanabatafest in den Straßen von Asakusa aus und in der Solamachi Skytree-Town gab es ebenso keine Tanabata-Dekorationen.

Wir waren allerdings bereits vor ein paar Tagen spät am Abend am Senso-Ji Tempel, wo uns die zahlreichen „Fuurin“ genannten Windspiele und Illuminationen auf dem Gelände des Asakusa Schreins auffielen. Neben Tanabata wurde am 7. Juli nun auch das große Natsumoude Matsuri gefeiert. Schon kurz nachdem wir das Gelände des Senso-Ji betreten hatten, konnten wir schönen und einladenden Gesang hören.

Viele Menschen tummelten sich zum angehenden Sonnenuntergang auf dem Gelände des Asakusa Schreins und auch zahlreiche „Tanzaku“ genannte Papierstreifen hingen an den unzähligen Bambus-Zweigen, mit persönlichen Wünschen darauf. Natürlich gab es auch ein paar kleine Stände mit leckerem Essen und ein „Chinowa Kuguri“. Diese aus getrocknetem Gras bestehenden Kreise finden sich oft ab dem 30. Juni direkt vor dem Hauptgebäude eines Schreins und sollen folgendermaßen durchschritten werden, um sich selbst zu reinigen:

Für das Reinigungsritual geht man einfach durch den Ring, umkreist ihn nach links, um ihn dann wieder nach rechts zu durchschreiten, und dann noch einmal nach links, bevor man ihn abschließend durchschreitet. Man geht also dreimal um den Ring herum, links, rechts, links, bevor man im Anschluss zum Schrein geht. Wenn man zu einem Zeitpunkt kommt, an dem bereits andere das Ritual durchführen, kann man sich einfach hinten anstellen und mitgehen.

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Das Natsumoude Festival mit dem Song „Natsumoude ga Hajimarimashita“ von Natsumoude

Der Höhepunkt war natürlich die Gesangsaufführung auf der Bühne und die aufmunternden Reden, die zwischendurch von den Performerinnen gehalten wurden. Nicht nur sprach man über eine positive zweite Jahreshälfte, sondern man gedachte auch den Menschen, die Opfer eines Erdbebens oder Taifuns geworden waren. Passend dazu gab es links neben dem Hauptgebäude des Schreins ein großes Schild mit der Aufschrift Nihon Ganbarou, was so viel wie „Japan, gib dein Bestes!“ bedeutet.

Es wird Zeit für das Senkou Hanabi

Ein weiterer Teil des Natsumoude Matsuri war das Senkou Hanabi. Senkou Hanabi bedeutet wörtlich übersetzt Duftstäbchen-Feuerwerk. Hierbei werden feine Stäbchen an einem Ende mit einem farbigen Papier umwickelt und an einer Flamme entzündet. Das Schwarzpulver führt dann dazu, dass die Funken wie bei einer Wunderkerze fliegen.

Von der Bühne kam die Ansage, dass die erste Reihe der Sitzbänke weggeräumt werden müsse für das Senkou Hanabi und kurz darauf wurden vor dieser dann kleine Eimer aufgestellt, einmal zum Wegwerfen der Stäbchen (inkl. Wasser), aber auch zum Anzünden.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir selbst noch keine Senkou Hanabi. Wir waren hier nun zum ersten Mal und wussten nicht, wo man welche bekommen konnte. Doch es war die bekannte Freundlichkeit der Japaner, welche uns an dieser Tradition teilhaben ließ. Eine Frau kam auf uns zu und stellte fest, dass wir ja noch keine Senkou Hanabi hatten. Darauf gab sie jedem von uns drei Stäbchen in die Hand und erklärte uns, was als Nächstes zu tun sei, um das Matsuri gebührend abzuschließen.

Während wir uns anstellten, erklärte uns noch einmal eine freundliche ältere Dame, dass man immer nur ein Stäbchen entzünden soll und auch nicht die Seite mit dem farbigen Papier. Gesagt getan, denn schon bald waren wir an der Reihe. Wir hockten uns zwischen die anderen Besucher und die freundlichen Damen im Yukata, welche auf alles aufpassten, und entzündeten unsere kleinen Senkou Hanabi.

Beim ersten Mal war es gar nicht so einfach, den richtigen Moment zu finden, an dem man sie wieder aus der Flamme herausziehen musste. Ein wenig zu lange und sie brennen einfach und fallen ab, zu kurz und es gibt nur ein bisschen Qualm. Dennoch haben wir es am Ende geschafft und es war schön, ein Teil dieser Tradition zu sein.

Ein paar letzte Worte

Zum Abschluss begaben sich die Veranstalter gemeinsam mit den Sängerinnen noch einmal auf die Bühne und richteten einige hoffnungsvolle und dankbare Worte an die Menschen. Auch waren sie sich nicht zu schade, auf der Bühne ein wenig herumzualbern und für die zahlreichen Menschen mit Fotoapparaten zu posieren. Es wurde viel gelacht und die Stimmung war ausgelassen.

Während ich vor der Bühne stand, wurde ich von einem Japaner angesprochen, der mich fragte, ob ich wüsste, wie ich gleich klatschen müsse. Ich wusste nicht, wovon er spricht, also vereinte ich. Er erklärte mir, dass wir gleich alle zusammen zum Abschluss des Matsuri klatschen müssen, und zwar folgendermaßen:

Zuerst stellt man sich mit den Händen nach links und rechts ausgebreitet hin und wartet auf den Moment. Dann klatscht man jeweils dreimal hintereinander, mit einer kleinen Pause dazwischen. Nach dem letzten Mal gibt es eine weitere kleine Pause und ein letztes einzelnes Klatschen. Ich wurde für mein Talent beim Klatschen gelobt und somit konnte der Tag auch zu Ende gehen.

Man sollte öfter mal nach den kleinen Festen Ausschau halten

Immer wieder hört man von den großen Feuerwerken, Tanabata, Hanami und vielen weiteren nationalen Festen und übersieht dabei oftmals die kleinen charmanten Feste, welche Japan zu bieten hat. Wir haben uns schon mehrfach vorgenommen, öfter mal direkt die verschiedenen Webseiten von Schreinen und Stadtteilen zu überprüfen, aber irgendwie vergisst man das immer wieder.

Jeder, der einmal eines dieser besonderen lokalen Feste erleben möchte, findet darüber hinaus im Internet immer wieder aktuelle Empfehlungen. Es lohnt sich! Ansonsten kann man auch einfach Glück haben, so wie wir oftmals, und wird dann einfach von Musik und leckeren Düften angezogen.

Wenn ihr mehr über lokale Matsuris in Japan wissen möchtet, können wir euch den Artikel zum Hortensienfest am Hakusan Schrein empfehlen.

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