Immer wieder spielen Menschen mit dem Gedanken des Auswanderns und damit, ihre eigene Heimat hinter sich zu lassen, um in einem anderen Land ein neues Leben zu beginnen. Das Thema Auswandern zieht sich dabei durch alle Bevölkerungsschichten und die Ziele, welche die Menschen ansteuern, sowie die Erfahrungen sind so unterschiedlich wie sie nur sein können. Auch wenn es aufgrund von gesetzlichen Vorgaben immer wieder gewisse Parallelen gibt, macht doch jeder seine eigenen, völlig individuellen Erfahrungen.
Immer wieder werden wir nach unserem aktuellen Leben in Japan gefragt, aber auch danach, wie wir die Reise von Deutschland nach Japan angetreten haben. Aus diesem Grund möchten wir in dieser Spezialserie mithilfe von einzelnen kompakten Artikeln unseren persönlichen Werdegang vorstellen.
Wir sprechen über unsere Hintergründe, und darüber, wie unsere Motivation zu diesem Abenteuer ursprünglich entstand. Wir erzählen euch, welche Vorbereitungen wir getroffen haben, wie unsere Recherchen abgelaufen sind und welche Hürden wir genommen haben. Natürlich sprechen wir auch über unsere Begegnungen und die Glücksfälle, welche uns dabei geholfen haben, unser neues Leben in Japan als Auswanderer zu beginnen.
Aber natürlich möchten wir auch die manchmal problematischeren Erlebnisse mit euch teilen. Denn so wundervoll eine solche Reise für einen selbst sein kann, man wird immer wieder auf Situationen treffen, welche ein Unwohlsein in einem selbst hervorrufen.

Das Interesse an Japan bestand schon lange
Die Gründe dafür, in ein anderes Land auszuwandern, sind vielfältig. Auch der Grund dafür, warum man sich ein bestimmtes Land als Ziel zum Auswandern nimmt, ist nicht immer das Gleiche. Japan als Land hat unglaublich viel zu bieten und besonders im Urlaub, fühlt man sich hier nicht selten wie in einem modernen Märchenland. Die Menschen sind so unglaublich freundlich, alles scheint durchgehend reibungslos zu funktionieren und die Städte scheinen absolut sauber zu sein.
Die vielseitige Popkultur tut darüber hinaus noch ihr übriges und ein Urlaub in Japan, in diesem Land zwischen Tradition und Moderne, erweckt in einem oftmals sehr schnell das Gefühl, dass man niemals wieder woanders hin möchte.
Zum Glück kann man verschiedene Teile der japanischen Kultur schon sehr lange in anderen Ländern genießen. Anime haben seit den 80er-Jahren einen festen Sitz im internationalen Fernsehprogramm. Manga haben schon lange ihren Siegeszug angetreten und erfreuen sich durchgehend einer gigantischen Beliebtheit, sodass man zumindest für diese Art des Konsums nicht mehr unbedingt nach Japan auswandern muss.
Durch das Internet und die vielseitigen Möglichkeiten, ist es außerdem immer leichter geworden, aktuelle Produkte aus Japan zu bekommen und auch die abwechslungsreiche Musiklandschaft dieses Landes kann heutzutage überall auf der Welt erlebt werden. Konzertmitschnitte können ohne größere Probleme zu relativ humanen Preisen gekauft werden und viele Musiker reisen mit ihrer Musik um die Welt, um ihre internationalen Fans überall zu treffen.
Dennoch und das ist wahrscheinlich etwas, was wir alle kennen, weckt der Konsum von Japan als Land aus der Ferne immer wieder einen romantischen Traum in einem, jeden Tag von all diesen wunderbaren Dingen umgeben zu sein. Die Möglichkeit zu haben, auf Konzerte zu gehen und japanische Filme zeitnah im Kino zu schauen.
Auch bei Susann und mir bestand ein gewisses Interesse an Japan als Land schon sehr lange, wenn auch wahrscheinlich bei mir ein wenig ausgeprägter als bei ihr. Meine Anime- und Manga-Sammlung wuchs Ende der 90er-Jahre bis Mitte der 2000er rasant an. Japanische Musik hatte mich auch schon in den 90ern fasziniert. Zuerst aufgrund von Anime Soundtracks wie Bubblegum Crisis und später dann durch Bands wie Malice Mizer, X-Japan, Dir En Grey und Luna Sea.
Obwohl eher interessiert an Rock, Gothic und Metal, verschob sich mein Interesse an japanischer Musik mehr in die Richtung des J-Pop. Allen voran waren es damals Anfang der 2000er-Jahre Morning Musume und das Hello Project, welche mir eine Menge musikalischer Freude bereiteten. Wir beide hatten auch Interesse an der Sprache und lernten ein wenig in unserer Freizeit, in Kursen und im Eigenstudium.

Die ersten Reisen nach Japan und die Entscheidung zum Auswandern
Doch war es Susann, die ihren ersten Ausflug nach Japan gemeinsam mit ihrer besten Freundin ohne mich unternahm. Ich saß primär auf meiner Arbeit und wartete jeden Tag auf eine Nachricht oder einen Anruf von ihr, um zu erfahren, wie es ihr in diesem scheinbaren Traumland so erging.
Im Jahr 2014 war es dann so weit und Susann und ich traten unsere erste gemeinsame Reise nach Japan an. Für mich war es auch das erste Mal in einem Flugzeug. In Japan angekommen, war es wahrscheinlich das gleiche Gefühl, was viele Menschen beim ersten Besuch haben, man fühlt sich mehr oder weniger direkt in Tokyo zu Hause.
Bei Susanns erstem Besuch in Japan war der Tokyo Skytree noch nicht fertiggestellt, aber dieses Mal konnten wir gleich zu Beginn unseres Urlaubs nach oben fahren und trotz der Wolken den faszinierenden abendlichen Blick auf diese Weltstadt genießen. Zum Ende unseres gemeinsamen Urlaubs beschlossen wir, dass wir in zwei Jahren auf jeden Fall noch einmal nach Japan fliegen wollen und das taten wir auch.
Im Jahr 2016 sollte es dann so weit sein und wir beschlossen, nachdem wir uns auf dem Tokyo Skytree verlobt hatten, dass wir nach Japan auswandern wollen. Wir stellten uns die Frage, wohin es mit uns in Zukunft gehen sollte. Menschen haben unterschiedliche Visionen für die eigene Zukunft. Die einen wollen ein Haus bauen und eine Familie gründen. Andere möchten auswandern, um ihr Glück in der Ferne zu suchen und wir beschlossen, dass wir wohl in die letztere Kategorie gehören würden. Uns war natürlich bewusst, dass Auswandern alles andere als einfach sein würde. Nicht nur die Umsetzung an sich und all die nötigen Vorbereitungen, sondern auch der emotionale Aspekt.
Zum Auswandern gehört natürlich auch einen Strich zu ziehen zwischen vielen Dingen, die waren, und denen, welche auf einen zukommen werden. Es gilt, Familien und Freunde mehr oder weniger zurückzulassen. Auch wird man als Auswanderer und Immigrant zu jemandem, welcher aufgrund der komplett anderen Gesellschaft, Bürokratie und Gesetzeslage noch viel eher angreifbar wird und somit immer mit einem gewissen Restrisiko leben muss. Das ist etwas, was einen nicht nur in Japan betrifft. Das ist etwas, womit man sich wohl meistens befassen muss, wenn man in ein anderes Land auswandert, auch wenn das innerhalb der EU natürlich noch immer etwas einfacher zu bewerkstelligen ist.
Für uns ging es aber auch vor allem darum, ein Abenteuer zu beginnen und dabei neue Chancen aufgezeigt zu bekommen. Auch das Bereisen von Japan und das Erleben des täglichen Lebens in diesem Land stand bei uns weit oben auf der Liste. Viele Aspekte, welche ein wichtiger Teil unseres Alltags und unserer Freizeitgestaltung, geworden sind, lernten wir darüber hinaus erst wirklich kennen, nachdem wir ausgewandert sind und somit werden wir sie euch später noch einmal genauer vorstellen.

Die erste Chance und das Erkennen von Problemen
Noch während unseres Aufenthaltes in Japan begannen wir die ersten Nachforschungen anzustellen und Susann machte die freudige Entdeckung, dass sie, wenn wir im Jahr 2018 nach Japan ziehen wollten, noch immer ein Working Holiday Visum beantragen konnte. Genauer gesagt, konnte sie das Visum im Jahr 2017 beantragen und hätte dann ein Jahr Zeit, die Reise anzutreten. Ich konnte das Working Holiday Visa allerdings selbst nicht beantragen, da ich zu dieser Zeit schon Mitte 30 war.
Auch gesellte sich bei mir noch ein weiteres Problem hinzu. Ich selbst war nie auf eine Universität gegangen, da ich nach meiner regulären Schule direkt meine Ausbildung zum Elektriker gemacht und danach zu diesem Zeitpunkt bereits ca. 13 Jahre in einer Wiedereingliederungseinrichtung für Alkohol- und andere Drogenabhängige gearbeitet hatte.
Wenn auch nicht vollumfänglich gültig, kann man sich, wenn man selbst nach Japan auswandern möchte, nämlich eine Faustregel merken. Für einen Job in Japan, den auch ein Japaner machen kann, benötigt man zunächst keinen Ausländer.
Außerdem, selbst wenn das eigene Studium in einem komplett anderen Bereich gemacht wurde, ist ein Universitätsabschluss vom Status eines Bachelors notwendig. Hierbei sei auch noch einmal gesagt, dass, wer seinen Universitätsabschluss vor der aktuellen Umstellung zum Bachelor/Master System gemacht hat und eine Diplomarbeit geschrieben hat, für das japanische Immigrationsgesetz auf dem gleichen Level steht, wie jemand mit einem Bachelor Abschluss. Das ist wichtig zu beachten, wenn man über weitere Möglichkeiten, wie das neuere Punktesystem des Immigrationsgesetzes spricht, welches wir in der nächsten Ausgabe der Reihe einmal aufgreifen werden.
Unser erster Gedanke, ohne noch allzu viel zu wissen, war also der folgende. Wir reisen beide nach Japan im Jahr 2018. Susann startet ihr Working Holiday und ich versuche in der Zeit, während ich mit einem Touristenstatus in Japan bin, einen Job zu finden, worauf wir dann für mich ein Dependent oder Family Visa zu beantragen versuchen. Letztendlich verlief unser Weg dann auch etwas anders, als wir zunächst geplant hatten.

Alles andere als ein idealer Start
Wie ihr sicherlich bemerkt habt, ist unsere Ausgangslage nicht optimal gewesen und es gab noch einiges zu lernen, bis wir unsere ersten wirklichen Pläne für das Auswandern nach Japan machen konnten. Damit begannen wir aber auch direkt, als wir wieder zurück in Deutschland waren und dabei machten wir einige sehr interessante Erfahrungen.
Wir hoffen, dass euch die kleine Einleitung zu diesem hauptsächlich für uns selbst extrem spannenden Thema gefallen hat und dass ihr auch beim nächsten Teil dieser Reihe wieder hereinschauen werdet, mit dem Titel: Auswandern – unser Weg nach Japan (2): Ein Visa für das Working Holiday.
In unserem kleinen Beitrag 5 Dinge aus dem Alltag in Japan stellen wir einige Dinge vor, welche unser Leben in Japan doch sehr stark von dem in Deutschland unterscheiden.
Weitere Beiträge der Reihe Auswandern – unser Weg nach Japan
2 – Ein Visum für das Working Holiday
3 – Studentenvisum als eine Chance