Dorama Review – Ore no Kawaii ha mousugu shouhikigen!?

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Ore no kawaii ha mousugu shouhikigen, Fair use, TV ASAHI

In unserem neusten Artikel unserer Review Reihe befassen wir uns mit dem Japanischen Dorama „Ore no Kawaii ha mousugu shouhikigen (俺の可愛いはもうすぐ消費期限!?)“, was in etwa bedeutet: Verschwindet meine Niedlichkeit bald!? Alleine dieses Wortspiel ist sehr witzig, denn der Begriff Shouhikigen findet sich auch auf Nahrungsmitteln in Japan als Gegensatz zum Verfallsdatum in Deutschland.

Japan ist ein Land vieler extremer Unterschiede und so verhält es sich auch in der Film- und Serienindustrie. Von künstlerischen Werken, über völlig überdrehten Trash bis zu einer Erzählweise, welche ich in der heutigen Zeit ganz besonders bei den Japanern schätze: Das leichtfüßige Erzählen einer Geschichte mit zwar weniger Tiefgang, aber charmanten Figuren in einer Welt, die oftmals ein Spiegel der japanischen Gesellschaft ist.

„Ore no Kawaii ha mousugu shouhikigen“ ist eine von diesen leichtfüßigen Dorama-Serien und es bietet auf verschiedenen Ebenen oftmals genau das, was man entweder an japanischen Serien lieben, oder vielleicht auch hassen kann.

Allgemeine Informationen

  • Drehbuch: Shigenori Tanabe
  • Ausführender Produzent: Shinko Nakagawa (Asahi TV)
  • Darsteller:
    • Ryosukue Yamada als Kosuke Maruya
    • Kyoko Yoshine als Izumi Sanada
    • Kazuya Ohashi als Kei Ichinose
    • Sakoda Takaya als Satoru Kaburagi
    • Riho Sayashi als Riko Moriyasu
    • Naomi Nishida als Tsukasa Yamamuro
    • Kenjiro Tsuda als Shuhei Sudo
    • Kenta Asegawa als Ryota Hori
    • Arata Furuta als Otsu san
  • Originalsprache: Japanisch
  • Anzahl der Folgen: 9
  • Länge pro Folge: 30 Min.
  • Erstveröffentlichung: 16. April 2022 bis 11. Juni 2022
  • Offizielle Webseite: TV ASAHI

Ein typisches Dorama Setting …

Wer die Trailer dieser Serie sieht, wird als Dorama-Fan entweder sofort interessiert sein, oder eher gleich wegschalten. Die Farben sind kräftig, es geht offenbar um die alltägliche Dramatik des Arbeitslebens und der Liebe und alle wichtigen Figuren der Geschichte scheinen jung und aus der nächstbesten Idol-Gruppe entsprungen zu sein.

Das mag in den ersten Momenten auch gar nicht so falsch sein. Denn der Hauptdarsteller der Figur Maruya Kosuke (Ryosuke Yamada) ist in der Tat ein Mitglied der japanischen Idol Gruppe Hey! Say! Jump! von Jonnys und auch die Figur des immer dramatischen Kei Ichinose, gespielt von Kazuya Ohashi, ist ebenso ein Mitglied der Jonnys Idol band Nani wa danshi (なにわ男子). Auch die Nebenfigur Riko Moriyasu wird gespielt von dem ehemaligen Morning Musume Member und nun Solo Idol Riho Sayashi.

Wichtig für ein unterhaltsames Dorama ist natürlich auch das allgemeine Setting und das spielt sich hier primär innerhalb der fiktiven Yayoi Bierbrauerei ab. Verschiedene Ereignisse im Arbeitsleben der Protagonisten müssen hier gemeinsam gemeistert werden, wobei auch immer wieder die Arbeit als solche als ein wichtiges und aber auch erfüllendes Element im eigenen Leben dargestellt wird. Um hier, ohne groß zu spoilern, etwas vorwegzunehmen, kann man folgende Aussage als repräsentativ werten: Ich habe es früher nicht geschafft, mir einen guten Platz zu erschaffen, aber jetzt habe ich es geschafft. Gemeint ist hier das Arbeitsumfeld, in welchem sich zahlreiche mehr oder weniger dramatische Ereignisse abspielen.

Natürlich darf auch das fein balancierte Liebesleben nicht in einem japanischen Dorama fehlen. Wie oft wird hier aber mit dem langsamen Annähern gespielt, bei welchem die maximal zu erwartende Intensität ein tiefer Blick in die Augen des Gegenübers ist, oder ein fast schon vorsichtiger Kuss.

https://www.youtube.com/watch?v=QBcY3kFJAzE
Ore no Kawaii ha mousugu shouhikigen Trailer auf Youtube

… oder etwa doch nicht?

Alles scheint soweit dem klassischen Muster zu entsprechen, würde es nicht doch das Element der Zeitreise geben. Bevor hier nun die Panik umgeht, weil Zeitreisegeschichten meist völliger Mumpitz sind, kann ich direkt eine Entwarnung geben. Das Element der Zeitreise ist zwar essenziell für die eigentliche Geschichte und die Entwicklung des Hauptcharakters sowie das Finale, doch gleichzeitig nimmt dieser Aspekt nur einen sehr winzigen Teil innerhalb der 9 Folgen ein.

Dennoch und das wurde hier sehr geschickt gelöst, denkt man, selbst wenn es aktuell nicht der Fokus der Erzählung ist, immer wieder an die Zukunft und wie sich das Handeln der Hauptfigur auf seine eigene Zukunft auswirken wird. Es gibt also ein bestimmtes Ziel, welches erreicht, oder besser gesagt, welches Maruya Kosuke auf keinen Fall erreichen will und das bezieht sich auch direkt auf den Titel des Doramas.

Seit seiner Kindheit vor allem aufgrund seiner Niedlichkeit beliebt, arbeitet Maruya Kosuke im Sales Department der fiktiven Brauerei Yayoi und wird wegen seines Aussehens immer wieder für Werbeveranstaltungen, sowie Fotoshootings eingesetzt. Eines Tages bei einer offensichtlich erfolgreichen Werbeveranstaltung – die weiblichen Fans laufen ihm in Scharen nach – begegnet Maruya dem 59-Jährigen Marutani Kosuke.

Dieser versucht erfolglos, die zahlreichen Groupies zu verjagen und sagt dann in einer ein wenig seltsam anmutenden Szene im Fahrstuhl dem verdutzten Maruya Folgendes: Hier hat es also angefangen? Deine Niedlichkeit verschwindet…

Dieser Moment ist wie ein Schlag in die Magengegend des jungen Maruya, welcher den Erfolg in seinem Leben ja offenbar ausschließlich aufgrund seines Aussehens erreicht hat und nun dem Ende entgegenzublicken scheint.

Eine Frau wie ein Roboter verdreht Maruya den Kopf

Die zweite Hauptrolle ist hier die Figur Nezumi Sanada. Eine junge Frau, deren einziger Zweck zu sein scheint, eine gute Arbeit abzuliefern. Nicht nur ihr Einsatz für die verschiedenen Aufgaben, sondern auch wie sie spricht und sich oftmals bewegt, erinnern an einen synthetischen Menschen. Oftmals wird das auch mit kleinen witzigen Soundeffekten unterlegt, wie wenn sie mit den Augen klimpert und bei jedem Mal ein Tippgeräusch ertönt. Nezumi, innerhalb der Geschichte in der Regel Sanada-san genannt, scheint dieses Verhalten als eine Art Selbstschutz zu nutzen, um somit keinen Menschen näher an sich heranlassen zu müssen.

Es wäre aber kein japanisches Dorama, wenn sich nicht neben der Arbeit zwischen Sanada-san und Maruya eine liebenswerte, oftmals ein wenig unbeholfene zwischenmenschliche Beziehung entwickeln würde. Der scheinbar immer nervöser werdende Maruya und die auf den ersten Blick eiskalte Sanada-san stolpern im Laufe der 9 Folgen durch verschiedene Situationen, welche oftmals durch ein in der Firma ausgelöstes Ereignis erst ins Rollen kommen. Sei es ein Werbeevent in Kooperation mit einer berühmten Manga Serie, welches in einer Cosplay Show endet; ein Businesstrip mit einem kaputten Auto; der gefährlich einbrechende Profit des Unternehmens; oder ein Besuch bei den Eltern von Maruya mit der Frage: wer ist eigentlich sein Vater?

Jede Episode dreht sich um ein Kernthema, welches nicht nur die Chemie zwischen den beiden Protagonisten behandelt und die Hintergründe einzelner Figuren immer weiter erklärt, sondern man stellt sich in diesem Dorama auch immer wieder die Frage, ob das Aussehen allein alles sein sollte, worum man sich im Leben sorgen muss.

Moriyasu Riko und weitere Sidekicks

Auch wenn sich die Geschichte selbst vor allem um Maruya und Sanada dreht, wäre ein Dorama natürlich nichts ohne seine charmanten und vielseitigen Nebenfiguren. Allen voran möchte ich hier einmal die Figur Moriyasu Riko erwähnen, welche von Sayashi Riho verkörpert wird. Eigentlich war ich auch nur wegen eines Artikels über Sayashi Riho und ihrer Rolle in dem Dorama darauf aufmerksam geworden, sonst hätte ich es wahrscheinlich gar nicht geschaut. Die Figur spielt zwar als die Freundin von Maruya phasenweise eine zentrale Rolle in der Geschichte, kommt aber in einigen Folgen gar nicht vor, und wenn auch meist nur relativ kurz. Ich hätte persönlich gerne mehr von ihr gesehen, aber ihre kurzen, oftmals überdrehten Auftritte sind dennoch jeden Augenblick wert.

Dann möchte ich hier noch einmal die Figur des Ichinosuke Kei hervorheben. Ein panischer Kollege von Maruya, welcher wunderbar darstellen kann, wie überfordert er mit manchen Aufgaben ist. Auch sonst ist er ein ziemliches emotionales Wrack und wenn mit einem Mal ein Umschlag mit einem Kündigungsschreiben auftaucht, ist die Panik groß. Wer würde denn nun kündigen wollen, nachdem alles so gut läuft?

Viele andere Charaktere haben primär kürzere Auftritte in den jeweiligen Episoden, haben aber doch ihren festen Platz in der Dorama-Geschichte. Keine Figur wirkt künstlich konstruiert und beinahe jeder, der etwas zu sagen hat, steht auch in einer Verbindung mit der Geschichte der beiden Hauptfiguren.

Man darf hier natürlich nicht die größte Komplexität erwarten, aber neu auftauchende Charaktere schaffen es, der Geschichte einen neuen Anstrich zu geben. Auch sie wirken immer passend inmitten der Riege der Charaktere und niemand macht den Eindruck, als sei er austauschbar.

Arbeit ist alles in der japanischen Gesellschaft, oder?

Wie bereits am Anfang geschrieben, ist das Arbeitsleben hier eines der Kernelemente der Geschichte. Aus der Distanz betrachtet, sollte man sich dabei auch manchmal fragen, ob diese glorifizierte Darstellung von Arbeit immer so sinnvoll ist. Dennoch denke ich gleichzeitig, dass ich sehr gerne in dem Team von Yayoi Bier arbeiten würde. Wenn man mit tollen Kollegen gemeinsam an einem Strang zieht, kann man auch auf der Arbeit wunderbare Erlebnisse schaffen.

Gleichzeitig muss man auch bedenken, dass das japanische Kino und seine Serien schon immer ein Spiegel der Gesellschaft waren und dass sogar mehr als in den meisten anderen Nationen. In einem Land, wo die Arbeit einen so hohen Stellenwert hat, ist es natürlich logisch, dass dieser Aspekt auch in der Kunst und verschiedenen Erzählformen einen wichtigen Anteil einnimmt.

Ein leichtherziges Dorama, welches sich lohnt anzuschauen

Ich schaue nur relativ selten ein japanisches Dorama, aber hier bin ich froh, dass ich die Serie von Anfang bis Ende verfolgt habe. Alles beginnt überdreht und erinnert auch nicht selten an eine typisch japanische Fernsehshow. Die Charaktere wachsen einem sehr schnell ans Herz.

Auch wenn Maruya die eigentliche Hauptfigur ist, um die sich primär alles dreht, steht die Figur von Sanada ganz klar auf dem gleichen Level. Sie spielt ihm mit ihrer charmanten Art der Gestik und Mimik, zwar nicht gegen die Wand, aber man merkt schon, dass hier eine professionelle Schauspielerin am Werk ist.

Wer es ein wenig verrückter und aber auch ein wenig kunstvoller möchte, dem können wir unser kleines Review zum Film House aus dem Jahr 1977 ans Herz legen.

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