Tokyo ist eine Präfektur mit zahlreichen Wanderrouten und in diesem Artikel nehmen wir euch mit zum Gipfel des Berges Mitou im Chichibu-Tama-Kai Nationalpark. Dies war nicht unser erster Ausflug in den Nationalpark und auch nicht der erste Ausflug, den wir gemeinsam mit unserer Freundin Ai unternommen haben. Dennoch war die Wanderung zum Berg Mitou auf ihre Weise wieder eine ganz besondere und wir hatten zu dritt eine Menge Spaß in der beinahe unberührten Natur, bei der Fahrt mit dem Auto zum Ziel und wieder zurück nach Tokyo.
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Die Fahrt zum Chichibu-Tama-Kai Nationalpark
Der Chichibu Tama-Kai Nationalpark ist einer von zahlreichen weitläufigen Nationalparks in Japan. Er erstreckt sich insgesamt über ganze vier Präfekturen. Diese sind Tokyo, Saitama, Nagano und Yamanashi. Ursprünglich hatte der Park den Namen Chichibu-Tama Nationalpark. Wobei dieses sich aus den Gebieten der Region Chichibu mit dem Okuchichibu Gebirge und Tama, welches den westlichen Teil der Präfektur Tokyo widerspiegelt, ergibt. Später, genauer gesagt im Jahr 2000, wurde der Name um Kai ergänzt, was der ursprüngliche Name der heute als Yamanashi bekannten Präfektur war.
Der Park ist von Tokyo aus mit dem Auto relativ gut zu erreichen, wobei die Autofahrt zwei bis drei Stunden dauern kann. Wer mit dem Zug zum Berg Mitou fahren möchte, der wird allerdings auch eine Strecke mit dem Bus fahren müssen, da die Region relativ weit ab von den großen Verkehrsnetzwerken liegt und sehr ländlich gelegen ist.
Am Morgen trafen wir uns mit unserer Freundin Ai in Tokyo, die kurz zuvor unseren Mietwagen abgeholt hatte. Zwar war dies nicht das erste Mal, dass wir mit einem Mietwagen zu einer Wanderung fahren würden, aber diesmal wechselten sich Ai und Susann ab mit dem Fahren, nachdem Susann bereits dieses Jahr einige Fahrerfahrungen in Japan sammeln konnte.
Wir machten uns also auf dem Weg und nachdem wir das Navigationsgerät im Auto eingestellt hatten, wunderten wir uns, dass die Fahrt weit länger dauern sollte, als wir eigentlich gedacht hatten. Dann bemerkten wir, dass das Navi uns gezielt um die Expressways vorbei navigierte und wir somit aufgrund der zahlreichen Ampeln in Tokyo viel Zeit verlieren würden.
Bevor wir aber auf eigene Faust auf den Expressway fuhren, begegneten wir noch zahlreichen Oldtimern, welche scheinbar auf dem Weg zu einem Treffen waren. Wir hatten erst einen kurzen Moment überlegt, ob wir ihnen nicht einfach folgen sollten, um uns dann mit unserem Leihwagen unter die klassischen Autos zu mischen. Das hätte warscheinlich sowieso nicht funktioniert und so fuhren wir auf den Expressway und machten uns auf den Weg zu unserem geplanten Eingang des Chichibu-Tama-Kai Nationalparks, der sich noch in der Präfektur Tokyo befand.
Der Berg Mitou befindet sich in der Okutama Region und ist, neben dem Berg Gozenyama und dem Berg Odake, einer der bekanntesten Berge dieser Region. In der Edo Zeit war dieser Berg aufgrund seiner dichten Bewaldung nur sehr schwer zugänglich.


Heute kann man den Berg recht einfach über den Hauptzugang am Hinohara Tomin no Mori besteigen, wobei die meisten Wege sehr angenehm zu gehen sind und zahlreiche Schilder und Karten einem den Weg weisen. Wie so oft, muss man allerdings auch hier auf vielen Schildern mit der japanischen Beschriftung vorlieb nehmen und so kann es helfen, sich die nötigen Kanji im Vorfeld einzuprägen. Dennoch, auch gänzlich ohne Japanisch-Kenntnisse ist dieser Weg problemlos zu schaffen, denn die Karten beschreiben die Wege nicht nur anhand ihrer Namen, sondern auch mithilfe von farblich deutlich erkennbaren Linien.
Nachdem wir unser Auto auf dem Parkplatz von Hinohara Tomin no Mori geparkt hatten, kauften wir uns noch ein Softeis und machten uns sofort auf den Weg. Ai hatte allerdings vorher noch gefragt, wie lange der kleine Laden aufhaben würde, der auch das Eis verkaufte, da sie sich auf dem Rückweg noch unbedingt ein paar Dango kaufen wollte.
Auf zum Berg Mitou
Der Weg begann relativ leicht. Die Wege sind zu Beginn sehr breit und oftmals auch mit Holzhackschnitzeln bedeckt, sodass die ersten Bereiche angenehm zu laufen sind. Der Weg führt vorbei an kleineren Häuschen, in denen man sich ausruhen kann, und hat seinen ersten Höhepunkt am Mitou no Taki Wasserfall. Dieser schmale Wasserfall entspringt aus dem Berg und stürzt über 30 Meter in die Tiefe, wobei man ihn am besten von der nebenher verlaufenden Hängebrücke beobachten kann.
Umgeben von hohen Bäumen, entlang eines kristallklaren Bachlaufes, machten wir uns weiter auf den Weg zum Gipfel. Bisher hatten wir die Erfahrung gemacht, dass der Chichibu-Tama-Kai Nationalpark nicht besonders überlaufen ist und es war auch hier so. Natürlich begegneten wir immer wieder anderen Wanderern, welche einen freundlich grüßten, doch selten musste man sich an engen Passagen wartend an die Seite stellen, um jemanden vorbeizulassen.
Mit der Zeit wurde der Weg auch ein wenig ungleichmäßiger und man balancierte über kleine Steine und stieg Stufen hinauf, die aus den Wurzeln der Bäume entstanden waren. Auch wenn der Weg ein wenig steiler und ungleichmäßiger wurde, war er dennoch sehr gut zu meistern. Dazu findet man entlang des Weges auch zahlreiche Möglichkeiten, eine Pause einzulegen, entweder auf großen Steinen, oder auf dafür angelegten Terrassen mit Sitzgelegenheiten.
Natürlich wären wir nicht mit unserer Freundin Ai im Nationalpark unterwegs, würden wir entlang des Weges nicht zahlreiche Fotos mit vereinzelt ziemlich bescheuerten Posen machen. Auch zahlreiche kleine Videoclips haben wir aufgenommen, welche ihr in dem folgenden Video zusammengefasst sehen könnt.
Wer hier seine Drohne fliegen lassen möchte, muss allerdings bis zum Gipfel des Berges warten. Aufgrund vieler Bäume und hohem Blattwerk ist es hier kaum möglich, seine Drohne zu starten. Auch wenn man bedenkt, dass man in Japan immer Sichtkontakt zu seiner Drohne benötigt, ist der Start von einem zufälligen Platz auf dem Weg zum Gipfel eher nicht zu empfehlen.
Nach einigen Stunden erreichten wir dann auch den Gipfel des Berges und machten eine längere Pause. Bis auf einen weiteren jungen Wanderer in farbenfroher Outdoorkleidung waren wir die einzigen hier oben und genossen die Sicht auf die umliegende Berglandschaft. Schemenhaft konnten wir sogar den Berg Fuji sehen und zahlreiche Sitzmöglichkeiten gab es hier auch. Verglichen mit unserem letzten Trip in Shuzenji zum Berg Daruma, war es bei unserer Wanderung im Chichibu-Tama-Kai Nationalpark menschenleer.
Mehr über unsere Wanderung zum Berg Daruma findet ihr in unserem Artikel Stempel-Rallye in Shuzenji Onsen und Wandern zum Berg Daruma.
Es geht wieder hinunter … aber nicht ohne Holzspäne!
Nachdem wir eine Pause gemacht hatten, beschlossen wir, den Weg hinunter anzutreten. Da der gesamte Weg ein Rundweg war, wussten wir nicht, was uns erwarten würde, aber wir hofften, dass auch bei dem letzten Teil unserer Wanderung die Wege entsprechend ausgezeichnet waren.
Schon nach kurzer Zeit fiel uns auf, dass sich die Szenerie um uns herum komplett zu verändern schien. Aufgrund dessen, dass man um den Berg herumging, befand man sich nun auf der Schattenseite und die immer höheren Bäume entlang des Weges gaben der Wanderung einen sehr mysteriösen Touch.
Es gab auch einen Moment, wo wir so gar nicht mehr sicher waren, wo wir eigentlich lang mussten und Erinnerungen an unsere Wanderung entlang des Koburi-Passes wurden wieder sehr lebendig. Noch eine Wanderung durch einen dunklen Wald mit vielen großen Spinnen wollten wir diesmal auf jeden Fall vermeiden. Die Verwirrung kam vor allem daher, dass es einen festen Weg gab für die Route, die man gehen sollte. Gleichzeitig gab es aber auch einen Pfeil in die entgegengesetzte Richtung, wo der empfohlene Weg ausgewiesen war. Wir waren aber nicht die einzigen, die ein wenig verunsichert waren, denn der junge Wanderer, den wir auf dem Gipfel getroffen hatten, war sich ebenfalls nicht im Klaren, in welche Richtung er nun gehen sollte.
In Parks wie dem Chichibu-Tama-kai Nationalpark muss man immer damit rechnen, dass man eine ganze Weile keinen Internetempfang mit dem Handy hat, weswegen heruntergeladene Karten oder Karten auf Papier im Notfall helfen können. Allerdings war es hier nicht so dramatisch und wir vertrauten einfach auf den empfohlenen Weg und gingen ihn weiter hinunter. Nach einer Weile konnten wir auch einen Hund bellen hören, was uns signalisierte, dass wir allmählich das Ende des Parks erreichen würden.
Bevor wir allerdings den Parkplatz wieder erreichten, gingen wir noch an einer großen Holzwerkstatt vorbei, bei der man nicht nur kostenlos in einem kleinen Workshop seinen eigenen Schlüsselanhänger aus Holz herstellen konnte. Hier hatte man auch die Möglichkeit, sich an Säcken mit frischer Holzspäne zu bedienen. Ai griff sich sofort einen solchen duftenden Beutel und wir waren auch erst am überlegen, ob wir uns einen mitnehmen sollten. Wir entschieden uns dann jedoch dagegen, da wir nicht genau wussten, was wir damit anstellen sollten.
Endlich unten angekommen, hörten wir auch schon die sich wiederholende Lautsprecheransage, dass der Parkplatz um 17:00 schließen wird. Wir hatten noch knapp 20 Minuten, also waren wir gut in der Zeit. Leider hatten bereits alle Geschäfte geschlossen und somit kam Ai auch nicht zu ihrem eigentlich geplanten Snack. Aber immerhin hatte sie nun einen Sack Holzspäne.
Zurück nach Tokyo mit einer kleinen Ramenpause
Den Weg vom Nationalpark nach Tokyo sollte dieses Mal Susann fahren. Sie war zwar bereits in Okinawa ein wenig gefahren und das auch im Dunkeln, doch die verwinkelten Bergstraßen am Rande des Nationalparks sind nochmal eine ganz andere Herausforderung. Auf dem Weg zurück entschlossen wir uns, auch noch einmal eine kleine Pause zu machen und hielten die Augen offen nach einer Ramenbar oder einem ähnlichen Restaurant.


Im Gegensatz zu Tokyo findet man am Rande des Chichibu-Tama-Kai Nationalparks natürlich nicht so viele Restaurants und auch die Öffnungszeiten sind in den ländlichen Gegenden ein wenig anders als in der Stadt. Dennoch fanden wir in der Stadt Hinohara eine gut beleuchtete Ramenbar, wo wir uns einfinden konnten, um eine wirklich beachtlich große Portion Ramen zu genießen.
Weiter ging es dann über den Expressway bis nach Tokyo, hinter uns der Nationalpark und irgendwann vor uns die Lichter von Tokyo. Eigentlich bin ich kein großer Freund davon, im Auto auf der Rückbank zu sitzen. Mein Magen verträgt Autofahren nämlich nicht so gut. Allerdings habe ich schon auf der Fahrt zum Nationalpark neben Ai auf dem Beifahrersitz gesessen. So hatten die beiden nun eine gute Möglichkeit, sich auch ein wenig zu unterhalten, während ich mich ein wenig entspannte.
Als wir, oder besser Susann, einige Mautstraßen hinter uns gelassen hatten, erreichten wir auch unser Ziel in der Nähe des Bahnhofs Omotesando. Wir verabschiedeten uns und während Ai das Auto zurück zur Autovermietung brachte, fuhren wir mit dem Zug nach Hause.
Was hat Ai nun also mit der Holzspäne aus dem Nationalpark gemacht, fragt ihr euch vielleicht? Sie hat sie in einen offenen Glasbehälter getan, wodurch nun der Duft der Späne ein natürlicher Duftspender für ihr Apartment geworden ist.
Ein tolles Erlebnis, auch für weniger erfahrene Wanderer
Dieser Teil des Chichibu-Tama-Kai Nationalparks eignet sich perfekt für jene, die ihre ersten Ausflüge auf eigene Faust in die Natur von Japan unternehmen wollen. Die Berge sind nicht zu steil und die Landschaft, durch die man sich bewegt, ist ruhig und sehr abwechslungsreich. Es gibt viel zu entdecken, aber auch viele Chancen zur Entspannung.
Wer nicht die Möglichkeit hat, ein eigenes Auto zu fahren, der kann mit dem Zug von Tokyo bis nach Haijima fahren, das dauert ca. 1 Stunde. Von dort fährt man dann mit dem Bus zur Haltestelle Tomin no mori, was ebenfalls etwas mehr als eine Stunde benötigt. Schneller ist man mit dem eigenen Auto aber auch nicht.
Mehr über unseren letzten Ausflug zum Chichibu-Tama-Kai Nationalpark findet ihr in unserem Artikel Road- und Hiking-Trip zum Chichibu-Tama-Kai Nationalpark.
Weitere Informationen

Chichibu-Tama-Kai Nationalpark
Präfektur: Tokyo
Webseite Park (EN)
Webseite Nationalparks Japan (EN)