Wenn man in Japan mit dem Auto fahren möchte, gibt es einiges zu beachten. Wie sieht es mit dem Führerschein aus? Welche Verkehrsregeln muss man beachten? Wo bekomme ich ein Mietauto her? Und macht es einen Unterschied, ob ich hier lebe oder nur für einen kurzen Aufenthalt vor Ort bin? Diese Fragen sind sehr wichtig und wir möchten euch gerne unsere Erfahrungen diesbezüglich schildern.

Die Sache mit dem Führerschein
Ich habe meinen Führerschein ganz normal in Deutschland gemacht, doch bin danach nicht mehr wirklich viel mit dem Auto gefahren. Wenn man immer nur in Großstädten wohnt, ist man nicht unbedingt auf ein Auto angewiesen. Jetzt, wo wir aber schon länger hier in Japan leben, wollte ich sicher gehen, dass ich meinen deutschen Führerschein umschreiben lassen kann, damit wir die Möglichkeit haben, auch etwas abgelegenere Orte zu entdecken. Japan hat zwar ein sehr gutes öffentliches Verkehrsnetz mit Bahnen und Bussen, doch z. B. auf Okinawa ist man dann immer sehr an feste Buszeiten angewiesen und hat nicht viel Freiheit beim Reisen.
Wenn man hier in Japan lebt, kann man seinen Führerschein recht unkompliziert umschreiben lassen. Dies ist am einfachsten, wenn man dies vor Beginn des zweiten Jahres macht, seit dem man hier lebt. Macht man dies später, wird alles komplizierter und einen zusätzlichen schriftlichen oder praktischen Test will man sich doch wirklich sparen, wenn es nicht unbedingt sein muss.
Erst suchten wir eine Führerscheinstelle in unserer Nähe raus, nahmen uns den Tag frei und machten uns auf den Weg. Bevor ihr losgeht, solltet ihr unbedingt nachschauen, welche Dokumente notwendig sind. Diese werden auf der Webseite der Führerscheinstelle gelistet und sehen je nach Behörde etwas anders aus. Folgendes sollte man mitbringen:
- Führerschein (hierfür muss man unbedingt noch 3 Monaten in dem Land gewesen sein, wo man diesen erhalten hat)
- Übersetzung des Führerscheins (z. B. über JAF bei Schweizern und Deutschen; Österreicher benötigen einen internationalen Führerschein)
- Gültigen Reisepass
- Zairyu Karte mit Angabe der Adresse
- Sehhilfe, wenn diese im Führerschein angegeben ist
- Geld (hier solltet ihr euch vorab ebenso beim zuständigen Amt informieren)
- Passfoto (haben wir mitgebracht, wurde dann aber letztendlich gar nicht genutzt, da vor Ort ein Foto gemacht wurde)
Als Erstes muss man den obligatorischen Antrag ausfüllen und läuft dann langsam alle Stationen durch. Auch ein Sehtest wird gemacht. Hier wurde dann bei mir abgefragt, ob ich Rot oder „Blau“ sehe, obwohl die Farben Rot und Grün zu sehen waren. Hier nicht irritieren lassen: die grüne Farbe der Ampeln wird in der Regel in Japan als Blau bezeichnet, da die Ampeln früher wirklich blau waren. Die ganze Prozedur dauerte ein paar Stunden. Man wird von einem Schalter zum nächsten geschickt und muss somit etwas Wartezeit einplanen.
Am Ende bekam ich dann meinen japanischen Führerschein. Dieser ist zunächst für 2 Jahre gültig und somit muss ich ihn im Sommer dieses Jahr wieder erneuern. Das soll aber recht problemlos möglich sein. Zusätzlich muss man sich bei der Verlängerung wohl noch eine halbe Stunde ein Video anschauen, wo es um Fahrsicherheit geht, aber mal schauen.
Im Übrigen ist auch hier wieder wichtig, dass man selbst Japanisch sprechen kann, oder jemanden dabei hat, der Japanisch kann, denn sonst ist man in den Behörden doch recht aufgeschmissen, da nur die wenigsten Angestellten Englisch sprechen können.

Als Tourist unterwegs
Wenn man als Tourist in Japan fahren möchte, kann man sich den ganzen Kram mit der Umschreibung selbstverständlich sparen. Man muss sich aber trotzdem etwas Arbeit machen und den Führerschein übersetzen lassen, sonst darf man hier in Japan nicht mit dem Auto fahren. Auf der ADAC Webseite findet ihr mehr Informationen hierzu oder auf der JAF Webseite.
Achtet unbedingt darauf, dass die Übersetzung lange genug gültig ist (meist 1 Jahr), wenn ihr im Land seid. Und selbstverständlich solltet ihr die Übersetzung früh genug beantragen, damit sie rechtzeitig für euren Ausflug fertig wird. Führt diese dann auf jeden Fall immer mit eurem normalen Führerschein und Reisepass mit.
Ein Auto mieten
Generell ist, wie bereits gesagt, Japan super mit der Bahn zu bereisen. Wenn man aber etwas abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs sein möchte, oder sich in Gegenden wie Hokkaido, Shikoku, Kyushu oder Okinawa befindet, dann hat man doch etwas mehr Freiheiten mit einem eigenen Auto. Ein Auto hier in Tokyo zu unterhalten, wäre uns aber zu teuer und man ist auch etwas eingeschränkt, was die Parkplätze angeht. Diese müssen sich relativ dicht bei der eigenen Wohnung befinden und viele Wohnhäuser haben nun mal keine Parkplätze für Autos.
Ein Auto zwischen den Touristenhotspots zu fahren, dauert übrigens auch meist viel länger, als wenn man die Bahn nimmt. Den Stress kann man sich wirklich sparen. Wenn man allerdings hier in Japan wohnt, kann man z. B. den wirklich praktischen JR Pass nicht nutzen und so kommen bei den Bahnkosten mitunter hohe Summen zusammen. Zum Glück gibt es momentan einige Pässe, z. B. den JR East Pass, den jetzt auch Einwohner nutzen können. Dies wurde aufgrund von Corona gelockert. Ob dies so bleibt, wenn die Grenzen wieder offen sind, kann man jedoch momentan noch nicht sagen.
Autovermietungen gibt es sehr viele hier in Japan. Die bekanntesten sind z. B. Toyota Rent a Car, NIPPON Rent-a-car und Times Car Rental. Wenn man online einen Wagen gebucht hat, muss man die Buchungskopie, den Reisepass, sowie den Führerschein (+ Übersetzung bzw. japanischen Führerschein) mitbringen. Danach wird man dann eingewiesen, unterschreibt alle Papiere und schon kann es losgehen. Auch hier sei wieder darauf hingewiesen, dass nicht jeder Angestellter unbedingt Englisch sprechen kann. Zudem ist es wichtig, den Wagen vollzutanken, bevor man ihn zurückgibt.
Eine Besonderheit ist, dass man auf den japanischen Autobahnen Maut bezahlen muss. Wenn man sich ein Auto mietet, kann man meist angeben, ob man eine ETC-Karte nutzen will. Diese steckt im Auto und bei einer Mautstelle öffnen sich die Schranken automatisch. Wenn ihr dies macht, ist das nicht nur schneller, sondern auch unkomplizierter, da ihr nicht jedes Mal mit Bargeld bezahlen müsst, wenn ihr von der Autobahn wieder runterfahrt.
Mit der ETC-Karte könnt ihr die Gesamtsumme der Maut letztendlich bezahlen, wenn ihr das Auto wieder abgebt. Ansonsten müsst ihr unbedingt darauf achten, dass ihr genügend Bargeld mitnehmt. Weitere Informationen zu dem Thema findet ihr auf der offiziellen Webseite der West Nippon Expressway Company. Während hier viele Informationen in englischer Sprache verfügbar sind, gibt es auch einen Mautgebühr Rechner, welcher allerdings auf Japanisch ist.

Die Verkehrsregeln
Generell herrscht in Japan Linksverkehr und die erlaubte Alkoholgrenze ist 0 Promille. Ganz wichtig, insbesondere im Stadtverkehr: passt immer besonders auf Fußgänger und Radfahrer auf, denn diese verhalten sich oftmals nicht unbedingt so, wie man das als Autofahrer gern hätte. Da kommt einem schon mal öfters ein Radfahrer auf der linken Spur entgegen oder Fußgänger kreuzen in der Mitte der Straße. Generell wird sich gern mal so verhalten, nach dem Motto: Der Andere passt schon auf. Mehr zu diesem Thema findet ihr unter Mit dem Fahrrad durch Japans Städte.
Ansonsten findet ihr ein paar grundlegende Verkehrsregeln auf der JAF Webseite. Ich persönlich kann auch das Rules of the Road Buch empfehlen, welches ebenso von JAF veröffentlicht wurde. In digital und gedruckt kann man die Regel auf Englisch, Chinesisch, Portugiesisch und Spanisch nachlesen. Zum Auffrischen ist das sehr gut geeignet und an sich unterscheiden sich die Verkehrszeichen jetzt nicht zu stark voneinander, wenn man das Fahren in Deutschland gewöhnt ist. Höhere Geschwindigkeiten als 100 km/h gibt es nicht und japanische Ampeln hängen oftmals auf der anderen Seite der Kreuzung, sodass man hier vorausschauend fahren muss. An sich sind die Japaner aber recht entspannt in ihren Autos unterwegs.
Da ich im Übrigen seit Ewigkeiten nicht mehr auf der Straße unterwegs war, noch nie auf der linken Straßenseite fahren musste und auch noch keine Automatik genutzt habe, habe ich mich entschlossen, einen Auffrischungskurs zu machen. In 2 Stunden konnte ich so ein Gefühl fürs Fahren bekommen und hoffe, dass wir bald unseren geplanten Roadtrip auf Okinawa unternehmen können. Wenn man sich etwas unsicher ist, kann ich absolut empfehlen, solch einen Kurs zu belegen. In Japan nennt man das hier „Paper Driver“, wenn man zwar seinen Führerschein hat, aber die Fahrpraxis fehlt.
Roadtrip, wir kommen!
Jetzt steht nichts mehr unseren Roadtrip-Plänen im Weg! Den Anfang wollen wir mit Okinawa machen, da dort wirklich eher primär alles mit dem Bus zu erreichen ist. Die gesamte große Insel vom Süden bis zum Norden abzuklappern, ist schon lange ein Traum von uns. Mal schauen, ob es klappt. Die Zahlen gehen momentan langsam runter in Japan und so hoffen wir, dass der Quasi-Notstand bis Mitte März aufgehoben wird. Auf jeden Fall sind wir jetzt flexibler, was unsere Reisevorstellungen angeht und das ist ein gutes Gefühl, auch wenn wir unseren Wander- und Radtouren treu bleiben werden.