Seijin no hi – Das Festival zum Tag des Erwachsenwerdens

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Was gibt es Besseres zum Jahresbeginn als ein farbenfrohes Festival? Dieses Jahr nahmen wir uns fest vor, den sogenannten Seijin no hi, den Tag der Volljährigkeit, in Asakusa zu verbringen und uns die vielen wunderschönen Kimonos dort anzusehen, leckeres Streetfood zu essen und auch unseren ersten Tempelbesuch des Jahres im Sensoji nachzuholen.

Der Seijin no hi

Dieser japanische Feiertag findet jährlich am zweiten Montag im Januar statt. Er wird von allen gefeiert, die zwischen dem 2. April des Vorjahres und dem 1. April des laufenden Jahres die Volljährigkeit erreicht haben. In Japan war man bis zu diesem Jahr mit 20 Jahren volljährig, doch ab 2022 wird das Alter auf 18 Jahre heruntergesetzt. Rauchen und Trinken darf man aber trotzdem erst mit 20.

An diesem Tag finden zahlreiche Zeremonien in Ämtern statt und man feiert danach im Familien- und Freundeskreis weiter. Der Feiertag wurde bereits im Jahr 1948 eingeführt und sorgt auch heute noch dafür, dass man wunderschön aufwendige Furisode sehen kann, die formellste Form des Kimonos.

Furisode

Viele Frauen tragen an diesem speziellen Tag Furisode. Die langen, herabhängenden Ärmel sind das Markenzeichen dieses speziellen Kimonos, der nur zu besonderen Anlässen getragen wird. Die Furisode gibt es dabei mit unterschiedlicher Ärmellänge. Diese reicht von 85 cm bei dem sogenannten Kofurisode, was in etwa „kleiner Furisode“ bedeutet, bis zu 114 cm bei einem Oofurisode („großer Furisode“). Was zudem auch auffällt, sind die oftmals weißen flauschigen Kragen, die einen Akzent zu den bunten Farben des Stoffes bilden und auch vor Kälte schützen.

Ganz früher wurde der Furisode dahingegen nicht nur bei besonderen Anlässen oder einem Festival getragen. Es war so, dass Mädchen und Jungen beide regelmäßig im Alltag einen Furisode trugen, jedoch niemals die Erwachsenen. Dazu muss auch gesagt werden, dass natürlich nicht jede Familie sich einen Furisode leisten konnte.

Jungen trugen den Furisode bis zu ihrer Volljährigkeit, weil sie somit nicht mehr als Kind galten. Junge Frauen dagegen trugen den Furisode bis zu ihrer Hochzeit, da sie erst wenn sie verheiratet waren, in der Gesellschaft als Frau galten. Der Furisode der verheirateten Frau wurde daraufhin umgenäht, sodass er zu einem klassischen Kimono wurde, welchen sie dann regelmäßig tragen konnte. Hierbei kann man natürlich auch ein Problem dahin gehend sehen, dass eben die Mädchen bis zu ihrer Heirat nicht als vollwertige Frau angesehen wurden.

Dieses Fest hat es aber geschafft eine Wandlung zu vollziehen, um somit auch in der heutigen modernen Gesellschaft noch einen Platz zu haben. Andere Traditionen und Festivals in Japan haben es dagegen noch schwer sich entsprechend weiterzuentwickeln. Wir haben dies in unserem Artikel Traditionen in Japan – sie bewahren und weiterentwickeln im Detail aufgegriffen.

Viele gehen vorab in spezielle Studios, um sich einkleiden und sich die Haare für das Festival richten zu lassen. Furisode sind sehr komplex und auch sehr teuer, weswegen sie auch oftmals für dieses Festival geliehen werden. Es kommt aber auch vor, dass die Kleidungsstücke innerhalb der Familie weitergegeben werden. Männer in traditioneller Kleidung sieht man heutzutage eher weniger. Diese ziehen meist den westlichen Anzug und eine Krawatte vor.

Kein Festival ohne Streetfood

Was wäre ein Festival ohne leckeres Essen, welches man an diversen Ständen kaufen kann? Genau, ziemlich lahm, also bietet Asakusa alles, was man sich wünschen kann: Schoko-Bananen, frische Dango, Hiroshima Okinomiyaki, Melonpan, allerlei Gegrilltes und auch Frisches, wie z.B. Erdbeeren, oder Süßigkeiten. Wenn man hier hungrig wieder geht, ist man wirklich selbst Schuld.

Sowieso sei gesagt: Jeder, der nach Japan kommt, findet hier etwas für den eigenen Geschmack und gerade diese große Auswahl an Essen und auch Trinken trägt zum Flair jedes Festivals bei. Liebe geht nunmal durch den Magen und was das betrifft, kann man sich ganz schnell in Japan verlieben.

Was hält das Glück bereit?

Diese bunten und leckeren Eindrücke des Festivals führten uns langsam zum Sensoji, welcher immer sehr stark besucht ist, so kurz nach dem neuen Jahresanfang. Hier bittet man um Glück für das kommende Jahr und kauft sich vielleicht auch den ein oder anderen Glücksbringer. Alte Glücksbringer sollte man übrigens nach einem Jahr wieder dorthin zurückbringen, was wir endlich bald mal machen müssen. Diese werden dann verbrannt. Einen Glücksbringer einfach wegzuwerfen, oder ihn gar aufzumachen, gilt als respektlos und wird daher wohl auch nichts Gutes verheißen, oder?

Und wenn man wissen möchte, was das Glück bereithält, dann sollte man nach diesen Schriftzügen suchen: おみくじ. Hier spendet man 100 Yen und schüttelt dann eine Box, in der sich Holzstäbe befinden, die alle eine unterschiedliche Zahl haben. Je nachdem, welche Zahl man gezogen hat, zieht man einen kleinen Zettel aus einer nummerierten Schublade. Schon weiß man, ob es das Glück dieses Jahr gut mit einem meint.

In Asakusa sind die Zettel sowohl auf Japanisch als auch Englisch erhältlich. Wenn man nicht so gutes Glück hat, kann man dieses wieder neutralisieren, indem man den Zettel in der Nähe an einer dafür vorhergesehenen Stange anbindet, woraufhin bei einem Ritual das Pech „verbrannt“ wird.

Fazit

Das Erwachsensein wird in Japan mit viel Stil gefeiert und wenn man im Januar hier ist, sollte man sich dieses ganz besondere Festival nicht entgehen lassen. Die ganze Welt steht diesen neuen Erwachsenen offen und das kann man an diesem Tag ganz besonders fühlen. Furisode im großen Stil bekommt man nur selten zu sehen, doch hier kann man den Farbenrausch und die Fröhlichkeit hautnah miterleben. Wer es noch etwas energiegeladener mag, der kann gerne in unserem Artikel zum Yosakoi nachlesen, was diese Tanztradition aus Kochi ausmacht.

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