Aizu Wakamatsu – Die Stadt der Samurai und Akabeko

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Die Stadt Aizu Wakamatsu liegt in der Tohoku Region nördlich von Tokyo, in der Präfektur Fukushima. Die gesamte Region Aizu ist dabei die westlichste der drei Regionen in der Präfektur neben Nakadori im Osten und Hamadori im Osten. Die Stadt bezeichnet sich selbst als die Stadt der Samurai und die Stadt, welche das Bushido, also den Weg des Kriegers, bewahrt. Auch wenn man das ganz klar so sagen kann, sollte man Aizu Wakamatsu außerdem als die Stadt der roten Kuh (Akabeko) bezeichnen.

Akabeko, das Symbol der Region Aizu

Als wir im Dezember 2021 zum ersten Mal nach Aizu Wakamatsu fuhren, wurden wir erst einmal sehr außergewöhnlich begrüßt, denn am Bahnsteig befand sich eine große rote Kuh, welche mit dem Kopf wackelte, wenn man ihn anstupste. Natürlich hatte ich die Kuh bereits vorher schon gesehen, dennoch war mir nicht klar, dass es sich hierbei nicht nur um ein Symbol für das Jahr 2021 handelt, welches hier in Japan das Jahr der Kuh ist. Die sogenannte Akabeko ist ein Markenzeichen der Region Aizu.

Akabeko ist ein Spielzeug mit einer 400-jährigen Geschichte. Die Kuh mit dem wackelnden Kopf wird aus Hariko (Pappmaché) hergestellt. Ihr Name bedeutet im lokalen Dialekt „rote Kuh“ (aka = rot, beko = Kuh). Akabeko ist nicht nur ein Spielzeug oder eine Dekoration, sondern auch ein Talisman für Glück und Gesundheit sowie ein Symbol der gesamten Region Aizu. Das Spielzeug besteht dabei aus zwei Teilen: dem Körper und dem wippenden Kopf.

Eine Legende besagt, dass im Jahr 807 in Yanaizu eine rote Kuh beim Transport der Materialien für den Bau des Enzo-ji Tempels half und sich weigerte, die Tempelanlage nach ihrer Fertigstellung zu verlassen. Yanaizu gilt seitdem als die Heimatstadt der Akabeko.

Eine zweite Legende beschreibt, wie die Menschen glaubten, dass das Akabeko-Spielzeug Kinder vor Krankheiten schützen sollte. Die Kreise auf der Seite der Kuh sollen dabei Pockennarben darstellen. Auch die Farbe Rot steht für den Schutz vor Krankheiten und wird daher mit guter Gesundheit assoziiert.

Im Jahr 1590 lud der Daimyō und Herrscher der Region Aizu, Gamō Ujisato, einen Puppenmacher aus Kyōto ein, um das Kunsthandwerk und die Technik der Puppenherstellung in der Region zu etablieren. So entstand das erste Akabeko-Spielzeug, dessen Design auf der roten Kuh aus dem 9. Jahrhundert basiert, die zum Bau des Enzo-ji beigetragen haben soll. Das Spielzeug wurde von den lokalen Herrschern oft als Geschenk an politische Würdenträger weitergegeben.

Die Stadt Aizu Wakamatsu wurde schnell zum hauptsächlichen Herstellungsort für Akabeko. Heute gibt es nur noch wenige Werkstätten, in denen diese noch ganz traditionell von Hand hergestellt wird und diese Kunst wird in der Regel ausschließlich innerhalb der Familie weitergegeben.

Aizu Wakamatsu: nicht alles im Zentrum

Wer sich im Vorfeld Bilder der Stadt Aizu Wakamatsu und ihrer traditionellen Orte angesehen hat, wird vielleicht beim Verlassen des Bahnhofs oder auch beim ersten Erkunden der Stadt zu Fuß ein wenig enttäuscht sein. Im Gegensatz zu anderen Städten, welche ihre Traditionen hochhalten, ist in Aizu nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, was dieser Stadt den Beinamen „Stadt der Samurai“ verleiht.

Doch inmitten der konventionellen Wohngebäude und Geschäfte, entlang der breiten Straßen der Stadt, finden sich an fast jeder Ecke Hinweise auf die Geschichte der Stadt. Schreine, Tempel und Teehäuser gibt es viele, doch da Aizu Wakamatsu kein wirkliches Stadtzentrum hat und alles oftmals einige Kilometer voneinander entfernt liegt, ist es manchmal leicht, die Besonderheiten der Stadt zu übersehen.

Um von einem Ort zum anderen zu kommen, empfiehlt es sich, die Stadtbusse der Linien Akabee und Haikara-san zu nehmen. Beinahe alle wichtigen Orte lassen sich dabei mit den Bussen der Akabee Linie erreichen. Diese sind in der Regel einfach an ihrer roten Farbe und den Akabeko Lackierungen darauf zu erkennen. Eine Fahrt kostet dabei immer 210 Yen, ganz egal wie weit man fahren möchte. Ferner gibt es auch einen 1 Tages Pass, welcher unbegrenzte Fahrten in den Bussen der Akabee und Haikara-san ermöglicht.

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Aizu Wakamatsu vom Boden und aus der Luft

Tsuruga-Jo: das Ende einer Ära

Die Burg Tsuruga-Jo steht wahrscheinlich bei jedem Besucher der Stadt ganz weit oben auf der Liste und es lohnt sich in der Tat, dieses Schmuckstück von außen und innen zu bewundern. Wir waren am frühen Morgen um kurz nach 7 Uhr dort und um diese Zeit gab es nur wenige Anwohner in dem Park rund um den Hauptturm. Wir haben darüber hinaus auch eine offizielle Drohnenflugerlaubnis bekommen und konnten einige wunderbare Aufnahmen von der Burg und der umliegenden Stadt aus der Höhe machen.

Hierbei sei noch einmal erwähnt, dass auch Drohnen unter 200 Gramm, also solche die nicht unter die Drohnenregeln des MLIT fallen, nicht in der Nähe der Burg fliegen dürfen. Sehr schnell kommt es dann zu einem Alarm und einem Aufruf durch Lautsprecher, seine Drohne wieder zu landen. Weitere Informationen und passende Links zu den Drohnenregeln findet ihr in unserem Artikel Eine Drohne fliegen in Japan.

Im Boshin-Krieg hatte sich das Shogunat als Reaktion auf die Truppen der neuen kaiserlichen Regierung, die sich Edo näherten, zur unblutigen Kapitulation der Burg Edo entschlossen. Nach der Kapitulation von Edo rückten die Truppen der neuen kaiserlichen Regierung jedoch weiter auf die Region Tohoku vor, was zu heftigen Kämpfen zwischen den Truppen der neuen kaiserlichen Regierung und mehreren Clans in Tohoku im Gebiet Aizu-Niigata führte.

Der Aizu Clan wurde dabei zu einem direkten Ziel der anderen Clans, welche der neuen kaiserlichen Regierung unterstanden. Der Herrscher des Aizu Clans, Matsudaira Katamori, hatte bereits in seiner Zeit als militärischer Gouverneur von Kyoto den Unmut vieler auf sich gezogen, als er hart gegen die fremdenfeindliche Organisation des Sonno joi vorging. Überdies wird auch gesagt, dass die friedliche Kapitulation nur akzeptiert werden würde, wenn der Aizu Clan seine Gebietsansprüche abgeben und Matsudaira Katamori enhauptet werden würde. Selbstverständlich waren dies Dinge, die der Aizu Clan nicht akzeptieren konnte.

Obwohl die Burg Tsuruga-Jo keinerlei toten Winkel hatte und auch sonst als uneinnehmbar galt, war es die schiere Masse der Angreifer, welche den Aizu Clan am Ende einer ein monatigen Belagerung voller Kanonen und Gewehrfeuer zur Kapitulation zwang. Während der Belagerung befanden sich 5.000 Menschen im Innern der Burg, wovon ungefähr 1.000 Ältere, Frauen und Kinder waren. Die Zahl der Verletzten stieg dabei so weit an, dass man sich innerhalb der Räumlichkeiten für die Versorgung der Menschen kaum noch bewegen konnte, was selbstverständlich zusätzlich auf die Moral der Menschen drückte.

So steht im Aizu Han Boshin Senso Nisshi geschrieben, dass der Angriff auf die Burg am 29. Oktober 1868 aus 50 Kanonen bestand, die jeweils 50 Granaten in das Innere der Burg feuerten. Es hieß, der Angriff sei bösartig und äußerst furchterregend gewesen. Tsuruga-Jo wurde von Kanonenfeuer aus jeglicher Richtung eingeschlossen, während die Kugeln der feindlichen Gewehre wie Regen fielen. Große Bereiche der Burg wurden zerstört und nur noch Teile der äußeren Mauern befinden sich im Originalzustand. Der Rest der Burg, wie auch der Hauptturm, wurde vollständig rekonstruiert.

Beim Anblick auf den ansonsten reinweißen Turm fällt einem sofort das rote Dach auf. Der Aizu Clan hatte als Erstes diese Farbe für die Dächer gewählt, da bei den sonst eher schwarzen oder weißen Dächern japanischer Burgen die Temperatur im Innern im Sommer entweder zu hoch, oder im Winter zu niedrig ist.

Im Innern befindet sich heute ein Museum, welches einem die Geschichte des Aizu Clans sehr detailliert näherbringt. Originale Artefakte, Fotos, Zeichnungen und Grafiken erklären neben Texten auf Japanisch, Englisch und Chinesisch von der aufreibenden und oftmals fortschrittlichen Geschichte des Clans und seiner Nachkommen. Zahlreiche Frauen spielten in der Geschichte des Clans, aber auch darüber hinaus, eine wichtige Rolle, wie man innerhalb des Museums erfahren kann, bevor man im obersten Stock den Blick über die weite Landschaft und die Stadt Aizu Wakamatsu schweifen lässt.

Einen Tee genießen im Rinkaku

Das Rinkaku befindet sich ebenfalls auf dem Gelände der Burg und ist ein kleiner Gartenkomplex mit Teehaus, welches errichtet wurde, um die Teezeremonie auch in Aizu populär zu machen. Man hat entweder die Möglichkeit, ein einzelnes Ticket zu kaufen, oder ein Kombi-Ticket zu erwerben, mit welchem man ebenso die Burg besuchen kann. In dem kleinen Garten mit zahlreichen Bäumen kann man hauptsächlich in den frühen Morgenstunden die Ruhe genießen, einen Matcha trinken und außerdem der Geschichte der modernen Teezeremonie in englischer Sprache lauschen.

Ich wusste vorher nicht, dass die Schulen der Teezeremonie, welche man direkt mit Kyoto in Verbindung bringt, eine direkte Verbindung zu Aizu Wakamatsu hat. Sen no Rikyu gilt als der Vater des Chadou (Weg des Tees) und war der Teezeremonienmeister damaligen Shoguns Toyotomi Hideyoshi, welcher jedoch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten und den Vorwurf des Verrats den Selbstmord von Sen no Rikyu anordnete. Der Herrscher des Aizu Clans, Ujisato Gamo war darüber hinaus selbst ein Schüler von Sen no Rikyu.

Mit dem Tod von Sen no Rikyu lud Ujisato lud seinen zweiten Sohn, Sen Shoan nach Aizu ein, um ihn zu beschützen und die Tradition der Familie Sen und den Stil der Teezeremonie von Rikyu fortsetzen zu können. Mit seinen Nachkommen bereitete er den Weg der drei heute bekannten Schulen des Chadou in Kyoto.

Der Aizu Sazaedo Tempel

Ein wenig abseits der Stadt Aizu Wakamatsu befindet sich auf dem Berg Iimori der Aizu Sazaedo Tempel. Dieser Tempel fällt nicht nur wegen seiner sechseckigen Form auf, sondern auch durch seine innere Struktur. Für 400 Yen kann man ein Ticket kaufen und daraufhin den Tempel betreten. Nachdem man seinen Respekt am Eingang gezollt hat, geht man linksherum die Treppe hinauf, an zahlreichen Nachbildungen von Kannon Statuen und anderen Artefakten vorbei.

Das Interessante hierbei ist, dass man durch die Mitte hindurch zur anderen Seite blicken kann, wo der Weg wieder nach unten führt. Sobald man die Spitze erreicht hat, geht es direkt auf der anderen Seite nach unten im Stil einer Wendeltreppe, exakt entgegengesetzt wie wie man nach oben gegangen ist. So kommt man sich weder beim Auf- noch beim Abstieg gegenseitig in die Quere.

Im Innern des Tempels finden sich darüber hinaus auch unzählige Aufkleber von Pilgern mit ihrem Namen, die ihre Pilgerreise an diesem Tempel beendet haben. Hat mal jemand versucht diese zu zählen? Auch auf dem Weg hinauf zum Aizu Sazaedo Tempel lohnt es sich, ein wenig Zeit mitzubringen. Kleine Schreine, Torii, Bäche und Brücken zieren den Weg hinauf, welchen man sogar gegen eine Gebühr mit einer Rolltreppe zurücklegen kann. Wenn das Wetter mitspielt, hat man hier einen wundervollen Ausblick auf die umliegende Natur und Stadt Aizu Wakamatsu. Auch gibt es vor Ort einen kleinen Omiyage-Shop und man kann sich auch ein Goshuincho abholen.

Wer am Omiyage-Shop links die Treppe hinaufgeht, findet noch ein weiteres vielleicht unscheinbares aber sehr interessantes Denkmal. Hier befindet sich das Grab der Byakkotai. Die Byakkotai waren eine Gruppe von 305 jungen Samurai, von denen 20 Selbstmord begingen, als sie am Höhepunkt des Krieges Feuer in der Burg Tsuruga-Jo sahen. Erst ein paar Wochen später fiel die Burg. Einer von den Samurai überlebte den Selbstmordversuch. Im Jahr 1928 spendete der damalige Diktator von Italien, Mussolini, eine Statur in Gedenken an die Byakkotai. Die Deutsche Botschaft spendete ebenfalls im Jahr 1935 ein Denkmal für die jungen Samurai, welche hier den eigenen Tod wählten.

Nishinkan, die alte Samuraischule des Aizu Clans

Der Nishinkan befindet sich ein wenig außerhalb der Stadt Aizu Wakamatsu und ist leider auch nicht so bequem mit dem Akabee Bus zu erreichen wie andere Ziele. Entweder man nimmt den Zug und fährt zur Station Hirota, um von hier ungefähr 20 Minuten zu gehen, oder man fährt von der Aizu Wakamatsu Station direkt mit einem Bus der Kawahigashi oder Minato Linie zum Nishinkan. Wir waren mit dem Zug nach Hirota gefahren und haben den kleinen Spaziergang zum Nishinkan genossen, da er außerhalb der eigentlichen Stadt nochmal wieder eine ganz andere Szenerie mit einem Blick relativ hoch über den umliegenden Ortschaften bietet.

Der Nisshinkan war die bedeutendste Bildungseinrichtung des Aizu Clans und war primär eine Schule für Kinder, um sie zu ehrenhaften Samurai ausbilden. Die Schule wurde im Jahr 1803 zum Ende des Samurai-Zeitalters gegründet. Das Ziel war, junge Talente zu fördern und zu hochrangigen Mitgliedern der Gesellschaft zu machen. Die Kinder wurden im Alter von 10 Jahren aufgenommen. Hier ging es primär um akademische Studien als auch sportliche Übungen, einschließlich verschiedener Kampfkünste. Darunter befanden sich neben dem waffenlosen und bewaffneten Nahkampf auch die Kunst des Bogenschießens und der Gebrauch von Feuerwaffen. Auch befindet sich im Nishinkan der erste Swimmingpool des Landes. Hier lernten die jungen Samurai-Anwärter das Schwimmen sowie die Überquerung von Gewässern mit einem Boot. Auch ein Sternenobservatorium war wichtiger Bestandteil des Nishinkan.

Vor dem Eintritt in den Nisshinkan schlossen sich die Nachkommen der Samurai-Familien einer Gruppe namens „Ju“ an, die sich aus etwa 10 Kindern zusammensetzte, um die Mentalität und den Geist der Aizu-Samurai kennen zu lernen. Auf der Grundlage der Verhaltensregeln „Ju no Okite“ mit dem abschließenden Satz „Tu nicht, was nicht getan werden darf“ wurden die Kinder streng erzogen und erhielten eine Ausbildung als junge Samurai. Der Geist der Aizu-Samurai, wie z. B. „in Rechtschaffenheit leben, ohne nach Gewinn zu streben“, wurde schon früh auf Disziplin und Erziehung aufgebaut.

Neben der beeindruckenden Architektur, die es hier auf dem weitläufigen Gelände zu bewundern gibt, können auf der vollständig wieder in den Originalzustand restaurierten Anlage verschiedene Räumlichkeiten aufgesucht werden, die von der glorreichen Vergangenheit zeugen. Weiterhin werden die verschiedensten Workshops angeboten, darunter Zazen Meditation, Bogenschießen oder das Bemalen einer eigenen Akabeko als Glückssymbol. Leider waren wir ein wenig zu spät da, und konnten somit an keinem der Workshops mehr teilnehmen. Dennoch hatte die in den Abendstunden verlassen wirkende Samurai-Schule einen ganz besonderen Charme, welchen man aufgrund mangelnder Besucher ganz in Ruhe in sich aufsaugen konnte. Da wir recht spät bereits die letzten Besucher waren, wurde kurz nach uns schon zugeschlossen, sodass wir letztendlich nur noch durch das Haupttor wieder raus konnten. Kurz irrten wir durch die verlassenen Gebäude und sahen der untergehenden Sonne zu. Dennoch wollen wir das Nishinkan unbedingt noch einmal aufsuchen, um unsere eigene Akabeko anzumalen.

Higashiyama Onsen

Während unseres Aufenthaltes in Aizu Wakamatsu hatten wir unsere Unterkunft in dem kleinen Onsenort Higashiyama Onsen. Dieser Ort ist einfach mit den Bussen der Akabee und der Haikara-san Linien zu erreichen. Hier empfielt es sich, nicht an der Station Higashiyama Onsen-guchi, sondern Higashiyama Eki auszusteigen. Dies ist zwar nichts weiter als ein kleiner Busbahnhof, ist aber weit näher an den meisten Unterkünften, und von denen gibt es hier einige.

Es handelt sich hierbei primär um traditionelle Unterkünfte und Onsen Resorts, was dies zum perfekten Ort macht, um bei einem mehrtägigen Ausflug in der Aizu Region hier zu übernachten. Higashiyama Onsen wurde vor über 1.300 Jahren vom buddhistischen Priester Gyōki gegründet, welcher der Legende nach diesen Ort entdeckte, nachdem er einem dreibeinigen Vogel folgte.

Der Ort war vor allem bei den Samurai des Aizu-Clans ein beliebter Rückzugsort und ist heute als traditionelles Onsen-Dorf anerkannt. Higashiyama Onsen zählt zu den drei führenden Onsen-Städten der alten Tohoku-Region. Außerdem ist die Region Higashiyama für seine Geisha-Kultur bekannt, welche bis heute hochgeschätzt wird. Die Geigi genannten Künstlerinnen können dabei unter anderem bei den jährlichen Festen der Region bewundert werden. Das Oyukake Matsuri wird beispielsweise jedes Jahr am 10. August abgehalten, bei dem die Geigi auf einem tragbaren Schrein stehen und die Besucher mit warmem und heilendem Onsenwasser übergießen.

Ouchi-Juku und kalte Soba mit Lauch

Ouchi-Juku ist eine ehemalige Poststation an der Handelsstraße Aizu-Nishi Kaido, welche in der Edo-Zeit Aizu mit Nikko verband. Aufgrund der vom Shogunat erlassenen Beschränkungen mussten die Reisenden ihre langen Wege zu Fuß zurücklegen, weshalb sich Poststädte entwickelten, die den Reisenden die nötige Verpflegung und Unterkünfte boten. Heute ist Ouchi-Juku so wiederhergestellt, wie es in der Edo-Zeit aussah. Die Telefon- und Stromleitungen sind vergraben. Die ungepflasterte Hauptstraße wird von dicken Strohdachhäusern gesäumt, in denen eine Vielzahl von Geschäften, Restaurants und Minshuku als Unterkünfte untergebracht sind.

Um nach Ouchi-Juku zu kommen, fährt man zuerst mit dem Zug von Aizuwakatamsu nach Yunokami Onsen. An dieser kleinen Bahnstation mit traditioneller Feuerstelle, um den Warteraum zu wärmen, findet man nicht nur Snacks, sondern auch eine große Auswahl an Manga, in denen man stöbern kann. Zudem gibt es ein Onsen-Fußbad gleich außerhalb der Station. Wer nicht auf einen der selten fahrenden Busse warten möchte, kann sich von dem netten Bahnhofspersonal auch ein Taxi rufen lassen.

Hierbei sei erwähnt, dass, wenn man mindestens zu zweit unterwegs ist, das Taxi nicht teurer ist als der Bus, und somit vorzuziehen ist. Unser lokaler Taxifahrer war sehr redselig und hat uns die ganze Fahrt viel über die Region und die Natur erzählt, sowie jede Frage mit Freude beantwortet.

Der Ort Ouchi-Juku ist nicht besonders groß und bietet zu den verschiedenen Jahreszeiten immer einen wunderschönen Anblick. Vor allem im Winter mit seinen schneebedeckten Strohdächern ist dieser Ort ein beliebtes Fotomotiv. Wir waren leider genau zwischen den Jahreszeiten Herbst und Winter dort, und somit war der Anblick dann doch ein wenig trostlos und viele Läden hatten geschlossen.

Etwas, was man hier aber unbedingt probieren sollte, sind die Negi Soba. Dieses Gericht wird kalt angerichtet, wobei man aber zum Glück unter einem Kotatsu sitzt. Zu den Nudeln in der Brühe wird eine große Lauchzwiebel dazugegeben, welche man nutzen kann, um alles gut durchzurühren, oder mit ihr anstelle der Stäbchen, die Nudeln zu essen. Die Lauchzwiebeln sind sehr frisch und sind recht scharf, sodass es nicht selten vorkommt, dass diese nicht mitgegessen wird. Ich habe meine aber komplett gegessen, wie es sich gehört.

Eine vielseitige Region

Die Region Aizu Wakamatsu in der Präfektur Fukushima hat vieles zu bieten. Wunderschöne Städte und Dörfer, eine zelebrierte Samuraikultur und vielseitige Handwerkskünste. Neben der Akabeko als Glück bringendes Spielzeug, ist es auch die Aizu-nuri genannte Lackierkunst, welche auf das Jahr 1950 zurückgeht, die für die Region stehen. Leider hatten wir selbst viel zu wenig Zeit, um alles ausgiebig zu sehen. Auch für Workshops war leider keine Zeit, doch dieser kurze Aufenthalt hat uns nur noch neugieriger gemacht und ich hoffe nach dem Lesen dieses Artikels, geht es dir genauso und du möchtest mehr über Aizu in der Region Tohoku erfahren.

Weitere Informationen

Japan meine Liebe foto von Susann Schuster

Ort: Aizu Wakamatsu
Präfektur: Fukushima
Webseite (EN)

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