Tashirojima – ein Leben mit und für die Katzen

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Die kleine Insel Tashirojima unweit der Küstenlinie von Miyagi ist hauptsächlich für ihre Katzen bekannt. Regelmäßig fahren die Besucher aus dem In- und Ausland mit einer der Fähren auf die Insel, um dort primär bei einem Tagesausflug ein wenig Zeit mit den pelzigen Samtpfoten von Tashirojima zu verbringen.

Doch auch wenn zugegebenermaßen die Katzen der Höhepunkt sind, hat diese kleine Insel, auf der vor allem Fischer ihre Heimat gefunden haben, noch so einiges mehr zu bieten. Daher lohnt es sich eventuell auch, anstatt nur einen Tagesausflug zu machen, eine oder sogar zwei Übernachtungen dort einzuplanen, um die umfassende Schönheit in Ruhe erkunden zu können.

Zu erreichen ist Tashirojima über eine Fähre von Ishinomaki aus. Diese Stadt ist leicht von Sendai aus mit der Bahn zu erreichen. Es gibt zwei Häfen auf der Insel und man kann leicht von einem Hafen zum anderen schlendern in einigen Stunden. Im Hafen Nitora befinden sich eher mehr Katzen als im Hafen Odomari.


Vom Beschützer der Raupen zum Element der Vorhersagung

Die Geschichte der Katzen auf dieser Insel geht viele Jahre zurück. Ursprünglich war diese Gegend für die Züchtung von Seidenspinnern bekannt. Um die Kokons der Insekten vor Mäusen und Ratten zu schützen, wurden die ersten Katzen vom Festland auf die Insel gebracht. Recht schnell wurden die frei lebenden Katzen zu einem festen Bestandteil von Tashirojima und der Kultur der Menschen, welche auf ihr leben.

Die Katzen begannen sich zu vermehren und später, als die Insel primär ein Ort der Fischerei wurde, begannen die Fischer das Verhalten der Katzen zu deuten, um somit Rückschlüsse auf den bevorstehenden Fischfang zu ziehen. Was erst einmal nach Aberglauben klingt, hat einen sehr glaubwürdigen Hintergrund. Aufgrund des frühzeitigen Verhaltens der Katzen bei Wetterveränderungen konnten die Fischer ebenfalls die Wetterlage abschätzen und somit Rückschlüsse auf den zu erwartenden Fang ziehen.

Daher werden die Katzen von den Bewohnern nicht nur geschützt und versorgt, sondern auch verehrt. Auf der Insel befindet sich deswegen auch ein kleiner Katzenschrein, der den pelzigen Bewohnern und einer Katzengottheit gewidmet ist. An diesem kleinen Schrein mit einem sehr niedrigen Torii finden sich unzählige kleine Gegenstände mit Katzenbezug.

Wer ein wenig Zeit mitbringt, der kann ziemlich sicher sein, nach einer kurzen Zeit auch an diesem heiligen Ort von einer Katze aufgesucht zu werden. Ob diese nun ihre Demut dem Katzengott gegenüber zeigen möchte, oder selbst eine Inkarnation dieser Gottheit ist, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.

Im Zentrum der Insel gibt es noch eine Katzenstatue mit einer etwas tragischeren Hintergrundgeschichte. An diesem Ort ist einstmals eine Katze von einem Stein erschlagen worden, worauf die Menschen ihr zu Ehren diese kleine Statue errichtet haben.

Katzen überall auf Tashirojima – oder auch nicht

Wenn man sich Artikel und Werbefotos von Tashirojima anschaut, kann man schnell das Gefühl bekommen, auf der Insel wimmelt es jederzeit nur so von Katzen. Auch wenn man, da es weit mehr Katzen als Menschen gibt, von wirklich außergewöhnlich vielen Katzen sprechen kann, ist es nicht automatisch so, dass man beim Ankommen an einem der kleinen Häfen von unzähligen Katzen begrüßt wird. Manchmal sieht man gar keine, manchmal nur eine einzelne, die sich unter dem freien Himmel entspannt.

Davon sollte man sich aber nicht abbringen lassen, den Rest der Insel genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn nach kurzer Zeit wird man vor den alten Häusern und auf den schmalen Wegen die ersten Katzen entdecken. Je weiter man geht, desto mehr Katzen folgen. Natürlich gibt es auch immer wieder kleine Höhepunkte von wirklich zahlreichen Katzen auf Tashirojima, welche entweder sehr einfach zum Spielen zu animieren sind oder einfach nur in einem kleinen pelzigen Haufen entspannt herumliegen. Dabei kommt es auch gerne mal zu gegenseitiger Fellpflege.

Die ganz wilden unter ihnen schrecken auch nicht davor zurück, einen selbst oder das eigene Gepäck anzuspringen, wenn sie etwas darin vermuten oder das Knistern einer Tüte hören. Hierbei sei aber darauf hingewiesen, dass die Katzen nicht von Besuchern gefüttert werden sollten, auch wenn es verlockend ist. Nicht mit selbst mitgebrachten Katzenfutter und schon gar nicht mit etwas anderen. Alle Katzen werden auf der Insel ausreichend versorgt und daher ist eine weitere Fütterung gesundheitsschädlich für die Tiere.

Fütterungszeit für Mensch und Tier

Wer den ganzen Tag auf der Insel verbringt, der bekommt sicherlich irgendwann auch mal ein wenig Hunger. Hier bietet sich neben einzelnen Cafés auf der Insel auch weitere Orte an. Je nachdem, zu welcher Jahreszeit man die Insel besucht, haben die Cafés und Geschäfte unterschiedliche Öffnungszeiten. Daher sollte man sich, um auf Nummer sicher zu gehen, im Vorfeld auf der offiziellen Webseite von Tashirojima informieren.

Das Olive Café bietet einen fantastischen Meerblick und leckere Gerichte aus Zutaten der Region Ishinomaki. Das Café wird von einem Koch aus Miyagi geleitet, welcher mit dem Anbau von Oliven auf der Insel begonnen hat, um somit neue landwirtschaftliche Möglichkeiten zu schaffen. Dies ist Teil eines Projekts, das der Insel eine Zukunft geben und auch neue Bewohner anziehen soll.

Im Kuronekodo gibt es niedliches Curry mit Katzenmotiven, Kaffee, Shaved Ice und weitere Souvenirs. Leicht zu erkennen ist es anhand des schwarz-weißen Katzenbildes an der Wand des Cafés. Dieser Ort beherbergt außerdem ein kleines historisches Museum der Insel mit vielen Fotos aus der Vergangenheit.

In der Nähe des Katzenschreins im Herzen der Insel befindet sich Shima no Eki. Hier finden sich auch zu bestimmten Zeiten zahlreiche Katzen ein, welche es sich hier gut gehen und sich füttern lassen. Einst eine Grundschule, wurde diese 1989 geschlossen und in ein Bildungszentrum umgewandelt. Bedauerlicherweise wurde auch dieses 2008 geschlossen. Doch seitdem wurde es von der Gemeindeverwaltung in ein Café, einen Katzenladen und einen Rastplatz umfunktioniert. Mit einer Terrasse, die praktisch regelmäßig mit Katzen übersät ist, ist dies außerdem ein idealer Ort, um Geschenke in Katzenform für seine Freunde daheim zu kaufen.

Mehr Inseln findet ihr in unserem Artikel Okinawa, Japans traumhaftes Inselparadies.

Übernachten auf Manga Island

Ein weiterer kleiner Höhepunkt bietet sich hier den Menschen, die eine Nacht auf der Insel verbringen möchten. Neben kleineren Minshuku als Unterkunft hat sich das Manga Ai Land Resort, zumeist Manga Island genannt, als eine feste Intuition etabliert. Dieser Ort mit Blick auf das weite Meer besteht einmal aus einem Zeltplatz und darüber hinaus aus mehreren leicht erkennbaren Ferienhäusern im Katzendesign. Diese Häuser wurden von verschiedenen Manga Künstlern entworfen, die sich dabei, wie nicht anders zu erwarten, von Katzen inspirieren haben lassen.

Es kommt dabei selbstverständlich auch nicht selten vor, dass man bei geöffneter Tür oder vor allem auf dem Campingplatz Besuch von den Katzen der Insel bekommt. Hier sei aber noch einmal darauf hingewiesen, dass man bitte, auch wenn die Verlockung groß ist, davon absehen sollte, die Tiere auf Tashirojima zu füttern.

Ishinomori Manga Museum in Ishinomaki

Eigentlich nicht auf Tashirojima, möchten wir hier dennoch noch eine andere Berühmtheit der Stadt Ishinomaki vorstellen. Das Ishinomori Manga Museum, welches ebenfalls unter dem Namen Ishinomaki Mangattan Museum bekannt ist. Es befindet sich ganz in der Nähe des Hafens von Ishinomaki, wo die Fähre zur Katzeninsel ablegt.

Benannt ist es nach dem Mangaka Shotaro Ishinomori, welcher in Ishimori-cho in der Präfektur Miyagi geboren wurde und während seiner Schulzeit regelmäßig bis zu drei Stunden mit dem Fahrrad zu einem Kino in Ishinomaki fuhr. Ishinomori machte die Stadt daher zu seiner zweiten Heimat und wurde im Jahr 1995 sogar zum Bürgermeister von Ishinomaki gewählt. Gemeinsam mit dem vorherigen Bürgermeister der Stadt arbeitete er daran, die Region mithilfe der Mangakultur neu zu beleben.

Auch wenn Shotaro Ishinomori im Jahr 1998 starb, wurde die Arbeit weitergeführt und im Jahr 2001 das Museum eröffnet. Das Museum enthält nicht nur verschiedene Ausstellungstücke zu Ishimoris Arbeiten wie Kamen Raider oder Cyborg 009, sondern auch im regelmäßigen Wechsel temporäre Ausstellungen von anderen aktuellen Künstlern wie die Ausstellung im Dezember 2021 zum Manga Dorohedoro der Manga Zeichnerin Q Hayashida.

Auch wenn man kein extremer Fan von Manga oder Anime ist, lohnt sich ein Besuch in diesem Museum dennoch, denn es gibt zahlreiche interaktive Angebote und es ist auch ein Zeitzeuge einer der wichtigsten kulturellen Errungenschaften des modernen Japans. Auch die Lage direkt am Hafen, wo die Boote nach Tashirojima ablegen, macht es für die Besucher einfach, einen Abstecher in dieses vielseitige Museum zu machen.

Eine besondere Region für Mangafreunde und Katzenliebhaber

Wahrscheinlich haben viele die Stadt Ishinomaki vor allem wegen der Katzen auf Tashirojima auf dem Schirm. Vielleicht weiß man auch gar nicht, dass die Insel ebenso als Manga Insel bezeichnet wird und somit eine direkte Verbindung zur Stadt Ishinomaki auf dem Festland und dem Manga Museum bietet. Wir haben einen Tag auf der Insel verbracht und bei unserer Rückkehr dann noch eine ganze Weile das Manga Museum besucht. Im Nachhinein sind wir froh, dass wir, obwohl wir nicht regelmäßige Mangaleser sind, dieses schon von weiten deutlich erkennbare Museum entdecken konnten, da es eine tolle Ausstellung bietet.

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