In letzter Zeit waren wir beide öfters im Yoshino Kumano Nationalpark in den Präfekturen Wakayama und Mie unterwegs und hier möchten wir ein paar Bild- und Video-Eindrücke mit euch teilen. Die Gegend ist insbesondere beliebt bei Naturfreunden und Pilgern, die den Kumano Kodo entdecken möchten. Hier könnt ihr übrigens unseren Erfahrungsbericht zum Nakahechi Pfad lesen, wenn ihr genau solche Wanderfreunde seid, wie wir es sind.


Drei Präfekturen
An sich erstreckt sich der Yoshino Kumano Nationalpark sogar über gleich drei Präfekturen: Mie, Nara und Wakayama, doch wir waren eher in der Küstengegend unterwegs, wo man viele dramatische Felsformationen entdecken kann. Wenn man sich vielleicht sowieso in Osaka aufhält, kann man leicht die Gegend entdecken, die südlich der Metropole liegt.
Die Küstenlinie kann man mit einer Reservierung im Vorfeld auch mit dem Boot erkunden, wobei man sich hier am besten einmal mit der Touristeninformation in Verbindung setzt, da eine direkte Reservierung bei einem Fischer online nicht möglich ist. Dennoch liegen in verschiedenen Unterkünften Flyer mit entsprechenden Kontaktdaten aus.


Die Hauptattraktion des Yoshino Kumano Nationalparks sind drei große Schreine, die unter dem Namen Kumano Sanzan bekannt sind. Kumano Hayatama, Kumano Hongu und Kumano Nachi ziehen seit der Heian-Periode (794-1185) Pilger an. Auch wir haben bei unserer Wanderung vor einigen Jahren den Kumano Nachi Schrein besucht, da dieser auf dem Weg lag. Dort befindet sich auch die berühmte Pagode, die vor dem wunderschönen Wasserfall in der Ferne zu sehen ist.


Meer und Felsen
Was den Yoshino Kumano Nationalpark so besonders macht, ist genau diese Synergie zwischen Natur und Spiritualität. Wenn ihr also auch gerne die Gegend wandernd erkunden möchtet, nehmt euch auf jeden Fall Zeit und schaut euch ebenso die Küstengegend an. Die vielen ganz besonderen Felsformationen hier entstanden vor 14 Millionen Jahren durch eine gewaltige Magmakammer-Explosion.
Was das Ganze noch mehr besonders macht, ist die Tatsache, dass das Wasser im Sonnenlicht eine unglaubliche Farbe hat. Es schimmert fast türkis und man kann sich gar nicht satt daran sehen. Ein außerdem interessanter Fakt ist, dass einige der vielen Felsen ursprünglich weiter draußen im Meer zu finden waren, jedoch durch einen Tsunami sehr weit bis an die Küste gespült worden. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass man die Kraft des Wassers niemals unterschätzen sollte.
Sebastian hatte dieses auch am eigenen Leib erfahren müssen, als er, während er Videoaufnahmen am Strand gemacht hat, nicht mehr schnell genug von den Wellen weggekommen war und dann bis zu den Knien im Wasser stand. Dieser Moment sorgte für die Belustigung der gesamten Reisegruppe, inklusive Sebastian selbst. Wie sagt man auf Japanisch? Shoganai! Da kann man halt nichts machen.


Naturschutz im Yoshino Kumano Nationalpark
Bestimmte Bereiche des Nationalparks sind so sehr geschützt, dass man hier nur mit einer Reservierung reinkommt oder nicht mal einen Stein bewegen darf, da man die Gegend sonst verändern würde. Die Kategorisierung umfasst insgesamt 5 Level und reicht vom bereits erwähnten strengsten Level 5, zum mittleren Level, wo man die Wege verlassen und Baumrinde direkt von den Stämmen sammeln kann. Die niedrigsten Level erlauben sogar im begrenzten Maße das Hacken von Holz. Dies ist ein relativ detailliertes System und auch Drohnenpiloten sollten sich immer im Vorfeld darüber erkundigen, wo sie ihr Fluggerät fliegen lassen können und wo es verboten ist.
Interessant ist auch, dass es in den Küstengebieten von Shirahama recht warmes Wasser gibt. Dies kommt zustande durch eine warme Meeresströmung namens Kuroshio, welche ihren Ursprung in den Philippinen hat. Kein Wunder also, dass sich hier die nördlichsten Korallenkolonien der Welt ansiedeln konnten. Diese Korallen wurden sogar schon genutzt, um Keramikkunst zu verzieren. So kann man insbesondere große Vasen bewundern, die zeitweise ins Meer hinabgelassen wurden, damit sich auf deren Außenseite Korallen ansiedeln, wodurch diese die Struktur der Korallen auf ihrer Oberfläche abbildeten. Heutzutage sind durch äußere Temperaturschwankungen viele der Korallen gestorben, doch man versucht alles, um diese wieder anzusiedeln, damit sie erneut in Zukunft im Ökosystem des Meeres ansässig werden können.


Traditionelle Pfade
Die verschiedenen Pfade des Kumao Kodo wurden übrigens 2004 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Den Daimonzaka Pfad hatten wir vorher noch nicht gesehen: diese besonders schöne kurze Strecke schlängelt sich in Richtung des Nachi Wasserfalls. Die hoch aufragenden Zedern sind schon sehr beeindruckend und man kann in der Nähe auch die traditionelle Kleidung namens Tsubo-shozoku mieten, welche während der Heian-Zeit von adligen Frauen auf Reisen getragen wurde. Es gibt auch Varianten für Männer, welche man jedoch nicht so häufig sieht.
Die Menschen aus der Küstenregion des Yoshino Kumano Nationalparks haben darüber hinaus eine ganz besondere Liebe für den Pfad der Iseji Route entwickelt, welche beinahe 150 Kilometer entlang der Küste führt. Aufgrund des Verlaufes hat man an vielen Stellen des Weges einen fantastischen Blick auf das bei schönem Wetter azurblaue Meer und die abwechslungsreiche Küstenregion. Diese wartet mit beeindruckenden Felsformationen, kleinen Ortschaften und lang gezogenen Stränden auf, von denen einige sogar für das Baden freigegeben sind.


Während der Heian-Zeit war Shugendo weit verbreitet. Dies ist eine alte asketische Bergreligion, in der sich Elemente des Buddhismus und des Shinto miteinander verbinden. Ihre Anhänger verehrten vor allem das Yoshino Kumano Gebiet, da sie glaubten, dass Wakayama der Himmel auf Erden sei. Leicht nachvollziehbar! Heutzutage gibt es kaum noch Anhänger des Shugendo, doch das wunderschöne warme, türkise Wasser, die satt grünen Wälder und die spirituelle Bedeutung des Gegend machen sie immer noch zu etwas ganz Besonderem.


Von Maguro bis Mikan
Selbstverständlich gibt es auch eine sehr große Auswahl an leckeren Meeresfrüchten und sehr viele kleine Ryokan, in denen man stilecht übernachten kann. Vor allem Maguro gehört in der Region mit zu den Grundnahrungsmitteln und wird von den Menschen beinahe täglich gegessen. Als Sashimi erinnert seine Textur schon beinahe an Fleisch und es bietet einen kräftigen Geschmack und eine angenehme Konsistenz. Doch auch viele andere Nahrungsmittel aus dem Meer gehören hier zum Standard der lokalen Küche, wie Lachs oder Hummer, welche ebenfalls als frisches Sashimi angeboten werden.
Maguro hat in dieser Region und vor allem in der Präfektur Wakayama noch eine andere wichtige Bedeutung. Wakayama hat es als erste Präfektur geschafft, eine erfolgreiche Magurofarm vor der Küste zu etablieren. Kleine quadratische Eingrenzungen an der Oberfläche dienen dabei als Futterstelle für die Fische, wobei der nicht sichtbare Bereich teilweise mehrere hundert Meter breit ist. Die Arbeit an dieser Magurofarm geht viele Jahre zurück und es war viel Forschung notwendig, um zu verstehen, welche Gegebenheiten wichtig sind, damit sich die Fische vermehren und auch entsprechend wachsen können.
Auch wird effektiv an einer Möglichkeit gearbeitet, einen Weg zu finden, die Fische vordergründig für die Auswilderung zu züchten, um somit der Überfischung der Meere entgegenzuwirken. Dennoch ist dieses ein schwieriges Unterfangen, da vor allem die große industrielle Fischerei sich schwer damit tut, ihre Arbeit mit weniger Schaden für die Diversität der Meere anzupassen.


Freunde von frischen Früchten, sollten vor allem die saftigen Mikan probieren, für welche die Präfektur Wakayama ebenfalls bekannt ist. Nicht nur der Geschmack ist außerordentlich gut, auch sind einige von ihnen so groß wie eine Apfelsine. Vielerorts bekommt man die Mikan in ganzen Beuteln an Verkaufsständen an der Straße, wo man ein 500 Yen Stück in eine kleine Box legt und sich dann bedienen kann, ohne dass jemand direkt ein Auge darauf hat. Hier wird das Vertrauen noch großgeschrieben.
Auf den kleinen Frischmärkten gibt es darüber hinaus an Gemüse und Kräutern alles, was das Herz begehrt und vieles davon zu besonders günstigen Preisen. Wie wäre es mit einem Sack Karotten für 59 Yen? Wenn man also abseits der ausgetretenen Pfade reisen mag, bietet sich auf jeden Fall diese Küstengegend an, welche eher nur unter den Japanern bekannt ist. Da die Busverbindungen etwas verwirrend sein können, sollte man am besten ein Auto mieten, um alles in Ruhe zu entdecken.
Weitere Informationen

Ort: Yoshino Kumano Nationalpark
Präfekturen: Wakayama, Mie, Nara
Webseite (EN)