Hakone ist vielen Menschen vor allem wegen seiner Onsen, dem vulkanischen Tal Owakudani und dem Ashinoko See bekannt. Relativ einfach von Tokyo über Odawara zu erreichen, kann man mithilfe des Hakone Free Pass eigentlich alle wichtigen Attraktionen bei einem Tagesausflug abklappern. Ein Abstecher nach Gora, mit der Seilbahn hinauf nach Owakudani, mit dem Piratenschiff über den Ashinoko und dann ein Foto beim berühmten am Ufer stehenden Torii gehören für viele zum Pflichtprogramm.
Die Region um Hakone entstand durch den Ausbruch des Vulkans Kamiyama vor 3.100 Jahren. Der Name des Sees kommt von dem Ashi genannten Schilf, welches früher überall um den See herum wuchs. Zudem ist die Region für das Zedernholz bekannt, welches auch der Hauptwerkstoff für das als Hakone Zaiku bekannte Holzhandwerk ist.
Da wir 2018 schon einmal alle Sehenswürdigkeiten entdeckt hatten, überlegten wir uns diesmal, dass wir primär eine Wanderung um den Ashinoko machen wollten. Dabei verlief nicht alles so, wie wir uns das eigentlich gedacht hatten.
Tag 1: Von Hakone Yumoto bis nach Moto Hakone
Bis zu unserer Ankunft und darüber hinaus waren wir in großer Sorge wegen einem Taifun, der genau an diesem Tag südlich von Hakone die Region erreichen sollte. Den ganzen Tag über war Regen vorausgesagt worden, der gerade zum Abend besonders stark werden sollte. Als wir dann mit 2 Rucksäcken und 2 Regenmänteln in Hakone Yumoto angekommen waren, wurden wir von leichtem Regen begrüßt. Das schien die anderen Besucher allerdings ebenso wenig zu stören wie uns, denn es war echt viel los. Wir zogen also unsere Regenmäntel über, was gar nicht so einfach war mit den schweren Rucksäcken, und machten uns umgehend auf den Weg.
Hakone Yumoto gilt im Allgemeinen als das Tor nach Hakone und dient den meisten Besuchern dazu, mit dem Zug anzukommen, um von dort aus dann die Region zu Fuß oder mit dem Bus zu erkunden. Allerdings hat auch Hakone Yumoto selbst eine Menge zu bieten. Bekannt für seine Onsen, die traditionellen Nachbarschaften und die zahlreichen kleinen Geschäfte ist Yumoto mehr als nur ein Ort, wo man schnell durchfährt. Hier gibt es zudem die größte Zahl an Unterkünften in der Hakone Region, weswegen er sich auch wunderbar als Ausgangspunkt für einen mehrtägigen Aufenthalt eignet.


Wie zuvor erwähnt hatten wir keine Zeit, um heute viel in Yumoto zu verweilen und spazierten gemütlich bei leichtem Regen entlang des Flusses die steilen Straßen hinauf bis wir unseren eigentlichen Wanderweg erreichten. Die Kyukaido Ishidatami (alte Tokaido-Straße) ist eine Straße, die während der Edo-Zeit (1603-1868) von der damaligen Regierung als offizielle Straße angelegt wurde. Ursprünglich diente sie als Verbindungslinie zwischen Tokyo und Kyoto und war schon damals für ihre schwierige Beschaffenheit mit vielen Steigungen bekannt.
Noch heute ist es kein Leichtes, die komplette Straße entlangzuwandern und auch wenn der Regen nachgelassen hatte, waren viele Stellen schlammig und die zahllosen Steine rutschig, sodass es nicht selten vorkam, dass wir trotz entsprechendem Schuhwerk ausrutschten. Auch müssen Menschen, die nicht schwindelfrei sind, aufpassen, da einige Bereiche sehr schmal sind und man in relativ steile Abgründe hinab blickt.
Relativ zu Beginn kommt man auch an einem Flusslauf vorbei, der bei starkem Regen über das Ufer tritt. Die schmale Brücke, die an nichts weiter als den umliegenden Steinen fixiert ist, wird dann überflutet, was ein Überqueren unmöglich macht. Da sich der Taifun jedoch etwas mehr Zeit gelassen hatte, konnten wir, nachdem wir unsere Drohne zum ersten Mal in Hakone starten ließen, auch auf die andere Seite des Ufers gelangen.
Hierbei sei erwähnt, dass Hakone sehr offen für Drohnenpiloten ist, solange man die allgemeinen Regeln des MLIT befolgt. Dies liegt aber auch daran, dass man sich im Fuji-Hakone-Izu-Nationalpark befindet. Nur Owakudani gilt als Flugverbotszone. Mehr Infos zu den Regeln für Drohnenpiloten in Japan findet ihr in unserem passenden Artikel zum Thema: Eine Drohne fliegen in Japan.


Eigentlich hatten wir mit einer Zeit von etwa 2 bis 3 Stunden gerechnet, die wir für den Weg brauchen würden, allerdings erreichten wir den Ort Hatajuku, der etwa auf der Hälfte der Strecke liegt, nach etwas über 2 Stunden. Hatajuku ist ein verschlafener Ort, der vor allem für sein Holzkunsthandwerk bekannt ist. Hier gibt es zahlreiche Ausstellungsräume, wo man die faszinierende Kunst der Parkettierung und andere Handwerke bewundern kann. Es gibt sogar einen komplett kostenlosen Ausstellungsraum, welcher allerdings geschlossen war, als wir ihn erreichten.
In Hatajuku verpassten wir zuerst auch den Zugang zum nächsten Abschnitt des Weges und liefen erstmal die Hauptstraße entlang, nur um nach einiger Zeit wieder umzukehren. Nicht alle Zugänge sind leicht zu erkennen und da man entlang der gesamten Strecke immer wieder die eigentliche Kyukaido Straße verlassen muss, um entlang der kurvigen Straße ohne Fußweg zu gehen, ist auch hier Vorsicht angebracht.
Richtig schwierig wurde es im letzten Drittel und so geschah es, dass ich nicht nur meinen Rucksack auf dem Rücken trug, sondern auch den von Susann. So ging es nun also als Packesel weiter die steilen Stufen hinauf und bei jedem Schild, auf dem die Präfektur Kanagawa stolz erzählte, dass sie die alte gepflasterte Struktur bis heute bewahren konnten, fragten wir uns manchmal: WARUM? Gefühlt ging es die ganze Zeit nur bergauf, auch wenn wir in Richtung des Sees liefen. Außerdem war ein Teil des Weges völlig zugewachsen. Eine Machete hätte vielleicht geholfen, oder wenigstens die Hoffnung, am Ende des Tages keine dicken Spinnen, Zecken, oder Schlangen in den eigenen Klamotten zu haben.
Als wir dann noch an einem Schild mit einer Warnung vor wilden Affen vorbeikamen, war es auch für Susann vorbei. Denn wenn Susann etwas nicht gebrauchen kann, sind es Affen, noch dazu wilde! Vielleicht sollten wir über ein Affenrisikolevel für unsere zukünftigen Beiträge nachdenken.
Ankunft in Moto Hakone und unsere Unterkunft
Es wurde schon langsam dunkel, als wir nach 5 Stunden endlich Moto Hakone erreichten und den Ashinoko sehen konnten. Wie Susann es vorausgesagt hatte, ging der finale Abschnitt des Weges entlang glitschiger Steine steil bergab und es dauerte eine Weile, bis wir beide wieder festen asphaltierten Boden unter den Füssen hatten. Die Unterkunft war dann auch nicht schwer zu finden. Hinter dem uns bereits bekannten Lawson mit seinen schwarzen statt blauen Streifen mussten wir einfach quer über die Straße laufen und schon waren wir da.


Wir übernachten im RoheN Resort & Lounge HAKONE, einem wirklich interessanten Hotel mit tollem Design. Beim Betreten gelangt man in einen großen Bereich mit Bar, Esstischen, Sofas und einer Feuerstelle in der Mitte. Neben dem spannenden Design mit Stein- und Holzwänden, ist auch die Beleuchtung einzigartig. Neben einer indirekten primären Beleuchtung hängen überall Glühbirnen in unterschiedlichen Größen und Farben, in denen die gewundenen Glühfäden orange leuchten. Unser Zimmer war sehr klein und hatte kein Fenster, aber das hatten wir uns so ausgesucht, da wir relativ wenig Geld in die Unterkunft investieren wollten. Das RoheN Resort bietet aber auch größere Zimmer mit Ausblick auf den See an.
Als wir den Abend vor dem Feuer in der Lounge auf dem Sofa verbrachten, hatten wir noch eine witzige Begegnung. Auf dem Sofa neben uns saßen zwei japanische Männer und der eine begann mit einem Mal immer „unauffällig“ in unsere Richtung zu deuten, dann sprang er auf und fragte uns, ob er ein Foto mit uns machen könnte. Tja, in Japan sind die Europäer die Exoten!
Tag 2: Den Ashinoko See umrunden
Als wir aufwachten, tat uns alles weh und wir fühlten uns gerädert vom Vortag. Dennoch beschlossen wir, den Trip auf uns zu nehmen, denn zur Not hätten wir nach einem Drittel immer noch umdrehen können. Nach einem „traditionellen“ Frühstück beim Lawson, machten wir uns auf den Weg zum See, wo sich schon die ersten Angler an den Ufern ausbreiteten. Erst ging es normale Straßen entlang aber schon bald erreichten wir den Rundweg um den Ashinoko See. Wir starteten mit dem westlichen Teil des Wanderweges.
Dieser Weg ist die meiste Zeit sehr angenehm zu gehen und führt primär durch die umliegenden Wälder am Ufer des Sees entlang. Auch wenn es nicht so steinig und voller Stufen ist, muss man auch hier sehr genau darauf achten, wohin man tritt. Nicht selten ist der Abhang zur Rechten tief und die Erde locker. Ich glaube, ich habe mich auf dem ganzen Weg 3 Mal unfreiwillig auf die Knie gehockt, weil der Boden unter meinen Füßen nachgegeben hatte.
Natürlich hatten wir auch heute unsere Drohne dabei und konnten somit einige sehr schöne Aufnahmen aus der Vogelperspektive machen. Sie über das Wasser flitzen zu lassen oder die Berge hinauf ist schon ein ziemlich tolles Gefühl, wenn man sich hinterher die Videos und Fotos ansieht. Gefährlich wurde es nur, als ein Vogel einmal versuchte, unsere Drohne vom Himmel zu holen. Es ging zum Glück alles gut aus, aber man möchte ja nicht seine Drohne im Kampf mit einem Vogel verlieren oder gar ein Tier verletzen. Dieses Ereignis erinnerte uns jedenfalls an unsere Zeit am Kawaguchiko See, als eine Ente sich auch daran machte, unsere Drohne anzupöbeln.


3 kleine Strände sind es insgesamt, an denen man relativ einfach zum Ufer hinunter gehen kann, um eine kleine Pause zu machen. Auch hier befanden sich vereinzelte Angler, die ihr Glück auf dem See versuchten. Allzu viel Zeit wollten wir jedoch nicht mit der Drohne und dem Pausieren verbringen, da wir ja noch eine ganz schön weite Strecke vor uns hatten. Wir machten uns also weiter auf den Weg um den See herum, genossen die kleinen Flüsse, Brücken und beeindruckend hohen Bäume. Hier entdeckte Susann auch eine kleine Schlange, welche sich aber sehr schnell aus dem Staub machte.
Auch wenn wir heute mehr Menschen auf dem Weg begegneten als gestern, waren es vor allem Trailrunner, die an uns vorbeiflitzten. So weit ist es mit unserer Fitness noch nicht. Die Uferlänge des Ashinoko ist übrigens etwas über 20 Kilometer. Wenn einem das zu lang ist, kann man auch die Hälfte des Sees entlang wandern und dann mit einem der Piratenschiffe zurück nach Moto Hakone fahren.
Als wir die Hälfte des Weges geschafft hatten, lagen primär befestigte Wanderwege vor uns. Aus dem Plan hier etwas zu essen, wurde leider nichts, denn das Bargeld, was wir in der Tasche hatten, reichte nicht aus und der nächste ATM oder Conbini war einige Kilometer in der entgegengesetzten Richtung entfernt. Dazu kommt auch noch, dass in vielen Urlaubsorten in Japan die Restaurants nur sehr bestimmte Öffnungszeiten haben. Viele von ihnen machen sehr lange zu, und die paar einzelnen, die noch bis um 16:00 auf hatten, waren im etwas höheren Preissegment.
Also machten wir uns zumindest auf den Weg zum Hakone Besucherzentrum, um dort am Automaten einige Flaschen zu trinken zu kaufen. Diese hielten nicht lange, aber entlang der Straße fanden wir noch einige Automaten, bei denen wir dann sogar mit Linepay bezahlen konnten. Der Weg zurück nach Moto Hakone auf der anderen Seite des Sees war nun nicht mehr so spektakulär, aber nachdem wir schon einige Stunden unterwegs waren, tat der feste Boden doch ganz gut.


Kurz bevor wir wieder bei unserer Unterkunft im Zentrum von Moto Hakone waren, erreichten wir natürlich auch das berühmte rote Torii, wo zahlreiche Besucher auf eine Chance warteten, ein Foto zu machen. Da wir bereits 2018 ein Foto gemacht hatten, und wir keine Lust hatten uns anzustellen, schlängelten wir uns an den Wartenden vorbei und begaben uns zurück zum Hotel. Schnell holten wir noch etwas zu essen aus dem Lawson und verbrachten nach dem Abendessen noch einige Zeit vor dem Feuer in der Lounge.
Tag 3: Frühstück im Hotel und zurück nach Hakone Yumoto
Für den Tag unserer Abreise hatten wir Frühstück bestellt und dieses war seine 1.300 Yen wirklich wert! Nach dieser Stärkung und einem Kaffee packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg zum Busbahnhof. Nach zwei Tagen voller Wanderungen wollten wir nun zumindest den halben Weg bis nach Hatajuku mit dem Bus fahren und von dort dann den Rest entlang der Kyukaido bis nach Yumoto laufen.
Das war eine gute Entscheidung, denn unsere Beine fühlten sich noch immer wackelig an und wir wollten auch nicht völlig durchgeschwitzt mit dem Zug zurück nach Tokyo fahren müssen. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Halt beim Hakone Daitengusan Tempel, der uns wegen seiner zahlreichen Kitsune Figuren aufgefallen war. Doch waren die Kitsune Figuren lange nicht alles, denn dies war der wohl kitschigste Schrein, den wir je besucht haben. Überall waren bunte Glassteine, kitschige mythologische Figuren und nackte Babys. Auch einen rosa Shisa gab es.
Danach packten wir bei dem kleinen Flusslauf vom ersten Tag noch einmal die Drohne aus, um nun bei besserem Wetter noch einige Aufnahmen von der Umgebung zu machen, bevor wir mit dem Zug über Odawara zurück nach Tokyo fuhren.
Insgesamt sind wir die drei Tage 63 Km unterwegs gewesen. 5 Stunden am ersten Tag bis nach Moto Hakone, 9 Stunden am zweiten um den See herum und dann noch mal einige Zeit von Hatajuku bis zum Bahnhof und dann nach Hause.


Ein toller Ort, auch für mehrere Tage
Hakone ist wirklich ein praktisches Ziel für einen Tagesausflug, bietet aber für Outdoorfreunde ebenso viele Möglichkeiten, um dort mehrere Tage zu verweilen. Auch für Drohnenpiloten hat die Region eine ganze Menge zu bieten. Wem es aber auch wichtig ist, die lokale Küche zu probieren, der sollte darauf achten, entweder vor seiner Wandertour zu essen, oder rechtzeitig zurück zu sein, denn die meisten Restaurants machen vergleichsweise früh zu. Ansonsten braucht es nur ein wenig Proviant und etwas Ausdauer, um ein paar wirklich schöne Tage zu erleben.
Japans Nationalparks bieten viele Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten. Wir haben z.B. den Chichibu-Tama-Kai Nationalpark besucht und einen Artikel darüber geschrieben.
Weitere Informationen

Ort: Hakone
Präfektur: Kanagawa
Hakone Webseite (EN)